Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Kundschafft einzöge; und ward endlich nach fleissiger Nachspürung gewahr /daß nach der linken seite des Gehölzes inwarz / das Graß sehr zutreten wahr / und eine Wagenleise / die fast gar zugescharret / sich etlicher massen vernehmen ließ; welches sie jhrem Ladisla anzeigete / und bey ihm anhielt / etliche von den Reutern außzusenden /die dem Wege nachgingen / und bericht einhohleten. Aber Herkules / der mit gleichmässigen Gedanken umging / sagte: der Sinn trüge ihm etwas sonderliches zu; wolte demnach die ganze ritterliche Geselschafft freundlich ermahnet haben / ihr Gewehr zu beobachten / und redete den Stathalter also an: Hochmögender Herr / mir zweifelt nit / diese ganze Landschafft / wo nicht der Käyserliche Stuel selbst / sey einer grossen råuberische Geselschafft zur Beute außerkohren / so daß erster Zeit / ehe und bevor der Rauch auffgehet /ein hellbrennendes Feur Städte und Dörffer verzehren möchte; und wer weiß / ob dasselbe nicht alhier in der Nähe unter der Asche glimmet / daß mans durch gute Vorsicht dämpffen könte / ehe es hervor gescharret würde; und ob gleich unsere Geselschaft klein und geringe ist / sind wir doch mit Waffen so wol versehen /daß wir uns eines räuberischen Sturmes mit der Hülffe des Allmächtigen Gottes wol erwehren können; deßwegen auff des Herrn Stathalters Vergünstigung /ich wol der Meynung währe / einen kurzen Weg ins Gehölz zu nehmen / ob sich einiger Räuberhauffe wolte blicken lassen. Der Stathalter ließ ihm solches wolgefallen / und erboht sich / selbst mitzugehen /nahmen das Frauenzimmer zwischen sich / und gingen in guter Ordnung den getretenen ungleichen Weg eine ganze stunde lang / ehe sie etwas gewahr wurden; Daher Fr. Pompeja wegen Müdigkeit anhielt /wieder umzukehren; Ihre Tochter aber hingegen sie baht / noch ein wenig fortzugehen / weil der Weg je länger je gebahneter fiele. Der junge Fabius trat eines guten Steinwurffs vorauß / und ward dreyer gepanzerter grosser Männer innen / die unter einem schattichten Pusche schlieffen / und ihr Gewehr neben sich liegen hatten. Er wendete sich umb / winkete der Geselschafft stille zu seyn / ging mit grossen Schritten dem Pusche zu / stieß den einen mit dem Fusse in die seite / daß er erwachete / und fragete ihn / wie er den rechten Weg nach Padua wieder antreffen möchte / weil er im Walde irre ginge. Dieser verwunderte sich neben seinen Gesellen / woher dieser gewapnete Ritter so einig zu fusse herkähme / und gab ihm zur Antwort: Du gehest nicht irre / guter Geselle / sondern bist auff dem Wege deines guten Glüks; stund hiemit auff /und griff nach seinem Schwerte; Fabius aber / der seinen mörderischen Vorsaz merkete / ließ ihm so viel Zeit nicht / sondern wie er sich bückete / das Gewehr auffzuheben / versetzte er ihm eines in den Nacken /daß jhm der Kopff vor seine eigene Füsse fiel; wodurch die übrigen beyde auffgemuntert / ihn mit grossem wüten anfielen / deren er sich ritterlich erwehrete / biß Herkules und Ladisla ihm zu hülffe eileten /und den ganzen Hauffen folgen liessen; daher die Räuber als ungeharnischte mit leichten Sprüngen sich davon machten / und zueilen nicht auffhöreten / biß sie vor einer mit Dornhecken umgebenen Höhle anlangeten / und sich daselbst verkrochen.
Die unseren verfolgeten sie / so viel wegen Verhinderung der Waffen geschehen kunte / biß sie bey diesem Orte ankahmen / des verdeckten Loches sich verwunderten / und näher hinzu traten / auch ein grosses Getümmel und Waffen-geråusche unter der Erden vernahmen / worüber Herkules sich hoch erfreuete / rieff die ganze Gesellschafft herbey / und fügete ihnen zu wissen; hie wåhre ohn Zweifel das gefährliche Raubnest / welches sie durch GOTtes Hülffe gedächten zustören / dafern sie als ehrliche Rittersleute geträuen Beystand leisten / ihre Schwerter frisch gebrauchen /und dieser unsterblichen Ehre mit teilhafftig seyn wolten; welches sie ihm alle schwuren. Wie geherzt sich nun unsere Helden erzeigeten / so erschrocken stellete sich das kleinmuhtige Frauenzimmer / insonderheit Fräulein Sibylla / ungeachtet Herkules sie tröstete /und ihnen drey Hüter vor einen ungewarneten überfall zuordnete. Frau Pompeja begunte mit ihrer Tochter zu schelten / daß sie die einige Ursach dieser Gefahr währe / in welcher sie vielleicht alle umkommen müsten / die sich aber bester massen entschuldigte; es währe ja alles ohn jhr wissen geschehen / und möchte die Mutter sich zu frieden geben. Der Stathalter
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