Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
in unverdieneten Ruhm gehehlen könte; welches er mit traurigem Gesichte beantwortete / O ihr meines Lebens Meisterin / sagte er / kan mein Fräulein so wiedrige Gedanken von ihrem ergebenen Knechte fassen /oder hat sie dessen irgends an mir gespüret was zu ihrer Großfürstlichen Hocheit Verkleinerung gereichen möchte? und warumb wil sie ihre Vortreffligkeit doch nicht erkennen / oder vielmehr mir verbieten /solche zuverehren / und ihr den gebührlichen Preiß zuzulegen / welches doch weder ich noch einiger Mensch völlig leisten kan? Umfing sie hiemit inniglich / und baht mit beweglicher Rede / ihn hinfüro des ungleichen verdachts zuerlassen / welcher ihn mehr als der Tod selber schmerzete. Wann es dann so seyn muß / antwortete sie / daß mit aller Gewalt ich mich einer sonderlichen Schönheit und anderer beywohnenden Volkommenheiten in meinem grosse Mangel sol bereden lassen / wil ichs meinen allerliebsten Fürsten zugefallen so lange mit gläuben / biß er sich eines andern besinnen / und mir solches hernach selber wieder auß dem Sinne schwatzen wird; vor dißmahl aber wolle mein liebster mit der Verstellung meines Angesichts fortfahren / damit ich hernach auch mein ehrbahres Kleid anlegen könne. Arbianes hieß Wolffgangen Wasser herauff geben / womit er die Farbe zurichtete / und vor erst ihr Goldgelbes Haar bräunlich machete / über welche Veränderung sie sich nicht wenig verwunderte; hernach streich er ihre Hände und Arme biß zu den Ellenbogen an / und zulezt ihr Gesicht / Hals und Kehle / da sie ihren kleinen Spiegel hervor suchete / und in dem selben sich besehend /hochbeteurete / sie kennete sich selbst nicht mehr. Endlich verfügete sie sich in einen absonderlichen Winkel / zohe ihre Fürstlichen Kleider ab / und legte die wolzuflicketen an / schürzete sich in Gestalt einer Dienstmagd zimlich auff / zohe grobe wüllinne Strümpffe / und breite Schuch an / in welchen sie einen guten Teil Häu stopffen muste / damit sie ihr nicht von den Füssen fielen. Inzwischen sturzete ihr Arbianes eine weisse Mütze auff / und über dieselbe eine schwarze vierdraten / mit wöllinen Frenseln umher besetzet / hängete ihr leztlich ein weisses grobes Leilach umb / dessen hinter Zipffel ihr biß an die Waden herab hing / und als sie der gestalt bäurisch gnug außgeputzet wahr / sagte sie zu ihm; jezt erinnere ich mich der vorigen Rede meines Fürsten / daß er sich nicht wegern wolte / in diesem Hütlein vor einen Knecht zudienen / wann ich Magd oder Tochter drinnen währe; ey so betrachte er mich doch nun recht eigen / ob ich nicht vor eine grobe Bauren Dirne mit lauffen kan. Ja / sagte er / nach der jetzigen Kleidung und angestrichenen Farbe zwar wol; wie aber / mein Fräulein / wann ihr die Kleider außgezogen würden! Ach davor bewahre mich der Almächtige Gott / antwortete sie / und lasse mich ja lieber auff dieser Stelle die Seele außblasen. Ich bin aber des starkriechenden Häues von Herzen überdrüssig / und möchte wünschen / daß wir alsbald fortgehen solten / weil ich mich sehr wol zufusse befinde; ist mir auch insonderheit lieb / dz das heutige heisse Wetter sich in einen Rege zu verendern wollen scheinet / und in solcher Witterung man umb soviel weniger auff uns acht haben wird / wil auch lieber durchhin naß werden /als im finstern gehen / dann bey Nacht Zeit ist es gar zu grauhafft / und wann uns alsdann jemand auffstossen solte / dürffte man allerhand wiedrige Gedanken wegen unser nächtlichen Reise fassen. Der Fürst ließ ihm solches wolgefallen / rieff Wolffgangen und fragete / ob sie noch zeitig gnug in die Stad kommen könten / wann sie sich jezt mit dem Regen auffmacheten. Ja mein Herr / sagte er / nun währe wol die gewünschete Zeit / wann nur eure Fr. Schwester sich im nassen behelfen und den Regen leiden könte; ob wir dann gleich etwas späte nach geschlossenem Tohr kommen würden / habe ichs schon mit einem Trinkgelde bey dem Tohr Hüter bestellet / daß wir sollen eingelassen werden. Arbianes machte sich alsbald in seine Kleider / nam sein Geld und Kleinote / deren er unterschiedliche bey sich hatte / zu sich / hing die Bauren Plötze an die Seite / und hatte mit dem Fräulein mühe gnug / ehe er ihr von der steigere Leiter helfen kunte. Als sie hinunter kahmen / gedauchte den Alten / das Fräulein währe ihm gestern Abend im dunkeln ungleich schöner vorkommen / wolte doch nach ihrer Verenderung nicht fragen / sondern reichete ihr ein weisses Stäblein / wo bey sie gehen solte
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