Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
über die masse elende Reimen und abmässung der Wörter geben; und wann ich wissen solte / das meinem Fräulein belieben könte / eines anzuhören / welches ich ehmahls in meiner Mutter Sprache gnug verwirret / ihr zu ehren und Gedächtnis getichtet / die GroßFürstin aber hernach in das Teutsche gebracht /würde ich mich erkühnen / es herzusagen / weil doch hieselbst keine Singenszeit ist. Das Fräulein hielt alsbald eiferig an / ihr diesen freundlichen Willen zuerzeigen / weil das erste ihr sehr wol gefallen hätte. Worauff er dieses vortrug.
1
O Grausame Furcht im Lieben /
Wie ist deine Glut so heiß?
Die noch keiner recht beschrieben /
Keiner zubeschreiben weiß!
O du gar zu herbes Quälen;
Mus ich dann ohn Ruh und fehlen
Bald nur Feur seyn / bald nur Eiß?
2
Meine Lust ist weit entsessen;
Ja bin ich dann wol so wehrt;
Das die / so ich ganz vermässen
Liebe / meiner auch begehrt?
O grausame Furcht im Lieben /
Die noch keiner recht beschrieben /
Er mag fahren wie er fährt.
3
Freilich mus ich rund bekennen /
Daß ich gar zu freche bin.
Darumb mus ich schier verbrennen /
Und doch kan ich meinen Sinn
Nicht von dieser Sonnen wenden /
Hätt' ich gleich an andern enden
Einen sicheren Gewin.
4
Nun es gehe wie es wolle /
Meine Liebe brech' ich nicht /
Ob gleich auff der Parken Rolle
Meines Lebens Fadem bricht.
Dann ohn dieser Sonnen Strahlen /
Die mein Herz so schön bemahlen /
Hab ich weder Schein noch Licht.
5
Fräulein / deren hohe Gaben
Selbst der Himmel zeuht hinan /
Weil sie mehr als Menschen haben /
Ach nehmt euren Sklaven an /
Der durch eurer Bildnis blicken
Noch vor Liebe mus ersticken /
Und sich kaum mehr kennen kan.
6
O du klarheit laß dich finden /
Brich die Dunkelheit in mir /
Meine Geister die verschwinden /
Meine Seele berstet schier /
Und die Kräfte sind erlegen /
Weil vor harten Liebes-Schlägen
Ich mus seufzen für und für.
7
Nun ich wil des Glückes warten /
Gibt das warten mir gleich Pein;
Vielleicht dürfte sichs noch karten
Daß der klare Sonnenschein
Mein Anschauen wird erleiden /
Alsdann werd' ich voller freuden
Und durchaus vergnüget seyn.
Wol zufrieden mein allerschönstes Seelichen; wol vergnüget mein aller teurester Schaz / fuhr er weiter fort / nach dem die Hoffnung mich nicht ganz verlassen / sondern schon in so weit besehliget hat / daß ich die mündliche Zusage erhalten / und die höchst gewünschete Volstreckung nicht ferne zu seyn hoffe; daher mich forthin nicht gereuen wird / ob gleich ihretwegen ich mannichen schweren Herzensprast außgestanden habe. Ach mein allerwerdester Fürst / antwortete sie; billich rechne ich mich unter die glükseligen / daß von ihm ich dermassen herzlich geliebet /und über Wirdigkeit hoch geschätzet werde / und hat er sich nicht zubefahren / daß ich einem solchen geträuen Liebhaber einige Vergnügung solte auf zuschieben Willens seyn / so bald ich mich nur bey meinen lieben Eltern und Verwanten finden werde. Ich gelebe der tröstlichen Hoffnung / sagete er / und wil in guter Geduld erwarten / wann das Glük mir die vollige Niessung ihrer Gunst und Liebe in ehelicher träue und zulässiger Belüstigung gönnen wird. Weil aber die Sonne ihren Lauff schier zum Ende gebracht / und sich unter die Erde verstecken wil / werde ich mein Fräulein bitten / mir zugönnen / daß ich sie mit meiner Kunst Farbe anstreiche / und den herlichen Sonnenschein ihres liebreichsten Angesichts unter dieser Wolke verberge; endlich ihr auch diese bäurische Kleidung anlege / um zubesehen / wie stolz dieselben sich werden dünken lassen / daß sie diesen ihren allerwolgestaltesten Leib zubedecken gewirdiget werden. Das fromme Fräulein hatte vor diesem dergleichen verliebete reden nie gehöret / viel weniger der Liebe Anmuht ihr einbilden können / die anjetzo ihr mit überhäuffetem Masse eingeschenket ward /daher sie allerdinge sich darein nicht zuschicken wuste; dañ ihr auffrichtiges unbetriegliches Herz meinete nicht / daß etwas an ihr wåhre / wodurch ein solcher Fürst zu dergleichen hohen Neigungen solte können gereizet werden / daher baht sie ihn / er möchte sie nicht über Wirdigkeit erheben / noch mit dergleichen Lobreden belasten / die nur eine Schahm in ihr erwecketen / daß sie gedenken und argwohnen müste /es wåhre zum Auffzuge angesehen / und wolte vielleicht er sie erforschen / ob eine töhrichte Einbildung und närrischer Ehrgeiz hinter ihr steckete / daß sie
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