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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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entschütten. Sie håtte nicht gemeynet / daß er die Verwegerung eines Trunks so ungleich empfinden wollen / solte ihm sonst wol unversaget blieben seyn; nam auch das Gläselein von ihm an / und taht über Vermögen bescheid. Da fing nun der schlauhe Bube an / sich auffs neue beliebet zumachen; aber das Fräulein suchete sich von ihm abzuscheiden / ließ der Wirtin ruffen / und fragete / ob ihr nicht in einem absonderliche verschlossenen Gemache / wie schlecht es auch währe / eine Sträu könte gemacht werden / in welchem sie mit jenem ihrem Diener / auff Wolffgang zeigend / allein seyn / und etliche wenig Stunden ruhen könte. Gar wol / sagte die Wirtin / ich habe eine fest-verschlossene Kammer / die wil ich euch einräumen. Nun hatte der Bösewicht schon vorher gemuhtmasset / sie würde des gemeinen Lagers sich nicht gebrauchen / auch an die Wirtin begehret / daß sie ihr an solchem Orte ihre RuheBette zurichten solte / da er zu ihr kommen könte / dann sie währe seine versprochene Braut / und håtte Recht darzu / wiewol sie nach Art der Jungfern sich dessen wegerte; gab ihr auch eine Verehrung /und erkauffte sie dadurch / daß sie ihm den Schlüssel zu der Kammer zustellete / schmierete hernach die Hespen / daß sie leise auffgingen / und machete Wolffganges Lager so weit von der Fräulein Stråu /als das Gemach lang wahr. Das fromme Fråulein hatte sich solcher Verrähterey nicht versehen / nam mit Wolffgang einen freundlichen Abscheid von ihren Reutern / und vermahnete sie / des folgenden Tages zeitig auffzuseyn. Als sie nach Bette ging / fragete sie die Wirtin / unter wessen Gebiet dieses Dorff gehörete / und bekam zur Antwort: Der Großfürst zu Magdeburg währe ihre Obrigkeit / welchen seine Stånde neulich zum Könige gemacht håtten / und hiesse König Henrich. Ey Dank sey dir / du höchster Gott /sagte das Fräulein; meynete / sie währe nun allem Unglük entlauffen / schloß die Kammer Tühr zu / und hielt mit Wolffgang eine herzliche Danksagung: Du frommer Gott / sagte sie / du Vater aller deren / die auff dich trauen; wie so gar gnädig erzeigestu dich uns armen Sündern / und reissest uns im Augenblik aus der Noht und Anfechtung / wann wir meynen am allertieffesten darinnen zustecken. Ich gedachte schon / mein liebes Vaterland würde ich nimmermehr wieder sehen / und sol nun schon diese Nacht darinnen schlaffen / ehe ich weiß /daß ich daselbst angelanget bin. HErr / du hast mich zwar gezüchtiget / aber mit gelinder Hand / du hast mich gestäupet / aber mit deiner KinderRuhte / daß ich nur wenig Streiche mit der Fuhrmans Peitsche / und etliche Schläge von der Hand meiner unbarmherzigen Frauen empfangen habe. O wie wol wird mirs seyn / daß ich auch von deiner Züchtigung etwas bekommen habe. Mein gnädiger Heyland / gib vor dißmahl meinem Unglük die Endschafft /und laß mich die meinen schier wieder sehen; erhalte auch meinen liebsten Fürsten / daß er in der fremde nicht verderbe / noch umb meinet willen in Unfall gerahte /sondern hilff uns nach deiner Gnade wieder zusammen /auff daß wir HErr mit frölichem Munde deinen Preiß zugleich und auff einmahl anstimen / und uns in deiner heilsamen Erkäntniß von den unsern je mehr und fleissiger unterrichten lassen mögen / Amen.
    Nach geendigtem Gebeht gab sie Wolffgangen zuverstehen / sie wolte früh Morgens den Amtman / der hieselbst zugebieten håtte / zu sich fodern / sich ihm zuerkennen geben / die Reuter bey sich behalten / und Reicharden wegen seiner groben Unbescheidenheit und Unzucht Urlaub geben / jedoch daß er sich nicht zubeklagen hätte / ihm eine zimliche Verehrung von etliche tausend Kronen nach Kölln ubermachen lassen / weil sie ihn vor ihren Augen länger nicht leiden könte. Gott sey Lob / sagte Wolffgang / daß ihre Gn. schier in ihren wirdigen Stand wieder treten / und ich dieselbe werde gebührlich ehren dürffen / massen mirs im Herzen weh getahn / daß mit derselben ich mich so gemein machen müssen / da ich doch nicht wert bin / ihr geringster Diener genennet zuwerden. Gebet euch zufrieden mein lieber und frommer Wolffgang / antwortete sie / ich weiß wol zuerkennen / was vor Mühe uñ Ungemach ihr bloß meinet wegen ausgestanden / und die allergrösseste Träue mir erwiesen habt / die von eingem Menschen geleistet zuwerden möglich seyn kan / wovor ich dann wil schuldig gehalten seyn / euch höher zuerheben / als ihr meinet wegen euch genidriget habet. Sie hielten mit ihrem Gespräch noch ein wenig an / biß das

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