Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
jezt habt ihr euch zu meinem Diener bestellen lassen / dessen ihr in wenig Tagen grosse Vergeltung empfahen sollet / nicht allein an Geld und Gütern /sondern auch / wann es euch geliebet / könnet ihr in den Adel und RitterStand aufgenommen werden; massen was mein geträuer Diener Wolfgang und ich selbst euch versproche haben / sol euch auf den Fall eures beständigen wolverhaltens (woran ich dann nicht zweifeln wil) Fürstlich geleistet werden; nur leget diese verkehrete Meinung abe / uñ gönnet hohen Fürstlichen Häuptern / was ihnen von dem Himmel selbst und Einwilligung aller Völker zugeeignet und übergeben ist / damit ihr nicht wieder den Stachel lecket / und euch in Unglück stürzet / welches ich euch gar nit gönne. Dieser verwägene Tropf hätte ihre Meinung hieraus ja billich fassen / und seinen gottlosen Vorsatz endern sollen / insonderheit / weil er die ungezweifelte Rechnung zu machen hatte / es würde ihm solches nimermehr ungestrafet hindurchgehen; aber wie der leichtfertige Bube schon eines redlichen vornehmen Mannes Tochter wieder ihren Willen zu Unfal gebracht / und ihr hernach den Raht gegeben /sie solte schweigen / und sich nicht selbst in der Leute Mäuler bringen / welches sie auch vor ihr bestes gehalten; alß gedachte er / würde ein Fürstliches Fräulein vielmehr ihres guten Leumuts acht haben / und sich nicht verrahten; blieb demnach in seinem steifen Vorsatze / und antwortete ihr so ungereimtes Ding /daß er dadurch klar an den Tag gab / die Sinne spieleten Meister über die Vernunft. Jedoch enthielt er sich aller äusserlichen Bezeigung wodurch er den ArgwohnsBrunnen zustopfen meinete. Des Abends in der Herberge eines Dorffes / ihrem Herr Vater schon unterworffen (welches ihnen allen ohn dem Bohten / der es vergaß anzuzeigen / unbewust wahr) stellete sich Reichard gar wolgemuht / ließ seinen Reutern frisch aufftragen / und nöhtigte sie / insonderheit Wolffgangen / gar freundlich zum trinken / dann sein Vorhaben wahr / sie alle trunken zumachen. Aber als die Reuter sahen / daß dieser sich wegerte über Durst zutrinken /neben der Erinnerung / man könte nicht wissen / was auff einem unverschlossenen Dorffe sich zutragen möchte / welches durch Nüchternheit müste abgelehnet werden / wolte ihrer keiner sich zum sauffen bewägen lassen / welches jenen nicht wenig verdroß /daß er auch etlicher Dräuworte sich vernehmen ließ; an welche sich doch niemand kehrete noch es beantwortete / uñ er daher immerzu kühner ward / der Hoffnung / niemand würde auffs äusserste widerstehen dürffen; setzete sich demnach schon halb beräuschet zu dem Fräulein nider / mit viel grösserer Verwägenheit als vor nie / und trank ihr auf Gesundheit dessen zu / der sie mehr als sich selbst liebete. Das Fräulein erinnerte sich bey dem Worte ihres lieben Fursten nicht ohn seuffzen / doch weil ihr des Buben Gedanken nicht unbewust wahren / gab sie ihm zur Antwort: Mein guter Reichard / ich begehre eines solchen Freundes nicht / der mich mehr / als sich selbst lieben solte; so habe ich auch auff euer hartes nöhtigen schon mehr getrunken / als mir dienet; werdet mich daher mit diesem Trunke / wie ich weiß / gerne verschonen. Dieser rechnete ihm solches nicht vor einen geringen Schimpff / baht / sie möchte ihn doch nicht so gar unwirdig ihrer Freundschafft halten; dann ob er gleich der Geburt nach nur Bürgerstandes welchen Unterscheid der Stånde ein Schelm erdacht hätte / nachdem sie alle eines Zeuges währen) / so währe er dannoch derselbe / welcher ein Fürstliches Fräulein zuerlösen mächtig gnug gewesen / ja der umb ihrer Freiheit willen sein ganzes väterliches Erbe angewendet / seines Vaterlandes sich verlustig gemacht / und LebensGefahr über sich genommen / ungeachtet er sie vorhin weder gesehen / noch ein Wort von ihr gehöret / ohn was er von dem Tagelöhner Wolffgang hätte /welchen Freund / ausser ihn / sie in der Welt nicht finden würde; und hätte doch vor alle seine Dienste uñ Woltaht nichts mehr / als verächtliche Beschimpffungen / die ihm Herz und Seele durchschnitten; hoffete gleichwol / sie würde dergleichen Undankbarkeit nicht ferner wieder ihn gebrauchen / sonst müste er sich beyzeiten vorsehen / und des Weges mit ihr ziehen / den er kommen währe. Das Fräulein verschmerzete diesen Hohn / und antwortete ihm sehr gütig: Sie wüste sich durchaus nicht zuerinnern / daß sie ihn mit einem Worte oder Augenwink beleidiget hätte / möchte sie demnach solches Argwohns
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