Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
in der zugemachten Gutsche überliesse; wozu dieser willig wahr / aber das Fräulein ungerne sahe / weil sie wenig höfliches Gespråchs bey ihm vermuhten wahr / und sich doch dessen nicht durfte merken lassen. Als der Freveler sich bey dem schönen Fräulein allein befand / und aus allen ihren Geberden wol muhtmassete / sie müste sehr hohes Standes seyn / welches er noch zur Zeit nicht eigentlich von Wolfgang erfahren köñen / scheuhete er sich dañoch /plumpßweise loßzubreche / fing an sie höchlich zubeklagen / dz ein so trefliches uñ mit aller Schönheit begabtes Fräulein sich als eine Haußmagd hette müsse verächtlich halte lassen / erfreuete sich hoch / dz er die Ehre gehabt / sie loßzumache / uñ baht schließlich / ihm mit gnädiger gewogenheit zugetahn zuverbleiben / nach dem er mehr als brüderliche Träue an ihr erwiesen / welches ihn Zeit seines Lebens erfreuen würde / und daß in ihre Kundschafft er gerahten währe / deren Schönheit ihn dermassen strängete / daß ihm unmöglich währe / ihr solches zuverbergen. So wol dem Fräulein die ersten Worte gefielen / so herzlich entsetzete sie sich über die lezten / daß sie kaum ihrer Vernunft gebrauchen kunte / diese wenig Worte zusagen; Mein Freund / daß er sich zu meiner Rettung hat wollen lassen gebrauchen; ist mir ein sonderlicher gefallen daran geschehen / wie wol ich mich leicht auf andere Weise hätte können loßmachen / wann ich mich nur dem Römischen Stathalter zu Köllen / Herrn Julius Lupus zuerkennen geben wollen; aber versichert / sollen seine mir erzeigete Dienste und angewante Kosten / ihm nicht unvergolten bleiben / sondern mit Reichtuhm und Ehren Erhöhung zu aller gnuge / und mehr als sein Stand mit sich bringet / ersetzet werden / welches er mir wol sicherlich trauen mag / dafern er sonst sich weiters bereitwillig finden lassen wird / mich nach Vermogen an Ehre und Leben zuschützen / da die Noht / wie ich doch nit hoffen wil / es erfodern würde. Meine Schönheit betreffend / ist dieselbe keines sonderlichen Ruhms wirdig / aber immer und ewig leid müste mirs seyn / wann dieselbe / wie schlecht sie auch seyn mag / auf andere Weise /als in Erbarkeit / einigem Menschen gefallen solte. Welches sie auch mit solchem Ernst uñ eiferigen Worten vorbrachte / daß er sich in etwas entsetzete /und schon bereuete / daß er diesen Argwohn bey ihr erwecket hatte; dann er hoffete eine solche Gelegenheit anzutreffen / seinen Muhtwillen dergestalt zuerhalten / daß weder sie es verhindern / noch jemand davon ich / was erfahren solte; derhalben / sie aller Furcht zubenehmen / er um Verzeihung baht / vorgebend / er hätte entweder seine Reden aus Unbedachtsamkeit anders vorgebracht als sie gemeinet wåhren /oder aber ihre Gn. wurden sie ungleich aufgenommen und ausgeleget haben; währe ihm also leid / daß er in solches mißtrauen bey ihr gerahten solte. Welche Antwort sie / als währe sie völlig befriediget / aufnahm /und doch aus seinem strängen anschauen und unsittigen Geberden wol merkete / daß er nichts gutes im Siñe haben möchte. Wie sie auf einem Dorffe das Frühstucke von der mitgenommenen kalten Kuche /anderthalb Meile disseit Reins hielten / merkete Wolfgang aus seinen Bezeigungen / was er im Schilde führete / und suchete Gelegenheit / allein mit dem Fräulein zu reden / welche ihm aber zuvor kam / und die leichtfertige Anmuhtung ihn wissen ließ / daher er mit den Reutern in Reichards Abwesenheit redete; sie solten sich versichern / daß ihrer keiner ohn Fürst- und Königliche Geschenke bleiben solte / wann sie ihm äydlich wurden angeloben / daß sie dz Fråulein vor alle Gewaltsamkeit / äusserstes Vermögens wolten schützen helfen / wann ihr irgend Unbilligkeit solte angemuhtet werden. Diese liessen sich einhellig auf solche Zusage heraus / als lange sie warm Blut håtten / solte es keine Noht haben. Wolan / sagte er / so helffet auff den Fal euren Herrn abhalten / wann er sich einiger Gewaltsamkeit oder unlöblicher Taht unterfahen wolte / biß dahin aber lasset euch nichts merken; dagegen wil ich euch åydlich versprechen / daß euch bloß allein vor diese Tråue eine Tonne Schaz sol ausgeteilet werden / so bald wir nur bey der Elbe angelanget sind. O wie freueten sich diese arme Landläuffer / neigeten sich vor ihm / und verhiessen / so wol Nachtes als Tages fleissig zu wachen / und alles böse zu verhindern. Welches er dem Fräulein anzeigete /und daß sie sich vor dem Buben durchaus nicht fürchtete / sondern / da
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