Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Fräulein aus Müdigkeit in einen harten Schlaff geriet / wie imgleichen auch Wolffgang / welcher sich doch vorgenommen hatte / die Nacht hindurch zuwachen. Die Reuter lagen mit Reicharden in der Stuben auff gemeiner Sträu / und umb Mitternacht machte sich der Bube in aller stille hinaus / verriegelte auch auswendig die StubenTühr / daß ihm niemand folgen kunte / ging hin / schloß die Kammer sanffte auf / und legete sich unvermerket zu dem Fräulein. Er spürete / daß sie fest schlief / und die Kleider mehrenteils auffgelöset / wiewol nicht abgelegt hatte / zog seine Kleider ab / und näherte sich ihr gar sehr / wie sie auff der rechten Seite mit aufgezogenen Knien und durchwickeltem Rocke lag / da er sie gewaltsam uberfiel / in Meinung / seinen Mutwillen / ehe sie recht erwachete / zutreiben; aber sie empfand seinen ersten Angrif / und rief überlaut: Wolffgang / Wolffgang / wer ist bey mir auff dem Lager? fing auch bald ein Geheule an / und stieß von sich / daß nicht allein Wolffgang davon erwachete / sondern geschwinde herzulief / über den verwägenen Schelm herfiel / und sich rechtschaffen mit ihm zausete / daß das Fräulein Lufft gewan auffzustehen / und aus der Kammertühr umb Hülffe zuschreihen; wovon die Reuter wache wurden / und doch aus der versperreten Stuben nit kommen kunten biß sie die Tühr entzwey fliessen / und der Kammer zueileten. Inzwischen zuschlugen sich die beyden auff der Sträu / daß ihnen Maul und Nase blutete / und währe der Bösewicht schier Wolffgangs-Meister worden / dann er fassete ihn bey der Kehle / hätte ihn auch erwürget / wann dieser nicht an sein Brodmesser gedacht / und ihm damit den Arm durchbohret hätte /daß er ablassen muste / und Wolffgang Mattigkeit halber / und daß ihm die Kehle schier eingedrücket wahr / nicht weiter nachsetzen kunte / daher Reichard ihm das Messer nahm / und ihm mit der Linken drey gefährliche Stiche gab / hätte ihn auch gar ermordet /wann nicht gleich die Reuter herzu gelauffen währen /und ihn bey den Fussen weggezogen hätten / da er zu ihnen sagete: O ihr leichtfertige Schelmen / wie handelt ihr bey mir eurem Herrn; ist das die Träue / die ihr mir schuldig seyd? fassete hiemit das Messer / und stach dem einen eine zimliche Wunde in das Bein /welcher aber ihm das Messer bald aus der Hand brach / und ihm damit die Schulter verletzete. Das Fräulein schickete einen ab / ein Licht zuhohlen / welcher bald wieder kam / und das Blut auff der Fräulein Lager sahe / auch daß Wolffgang zimlich Macht-loß wahr /welchen das Fräulein nicht ohn Trähnen selbst verbinden halff / da unterdessen die Reuter den Tähter mit Füssen zutrate / hätten ihn auch umbs Leben gebracht / wann nicht Wolffgang sie gebehten hätte / sie solten ihm nicht weiter Schaden zufügen / sondern festgebunden verwahren / und ihm die Wunden verbinden. Weil dann Wolffgang noch keine TodesAngst empfand / sondern nur wegen des verblutens von Kräfften kommen wahr / dankete das Fräulein Gott inniglich und von Herzen. Die Wirtin / deren Ehman verreiset /ward herzu geruffen / und befraget / auff was weise der Bösewicht durch die KammerTuhr kommen währe / mit Bedräuung / da sie Wissenschafft drumb hätte /solte sie es bekennen / oder schwerer Straffe gewärtig seyn. Worauff sie mit einem Lachen antwortete: ob es dann was neues währe / daß man den Bräutigam zu der Braut liesse? massen als sie solches von ihm berichtet worden / hätte sie auff sein hefftiges anhalten ihm den Schlüssel abfolgen lassen. O du verwägener Bube / sagte das Fräulein / so darffstu dich noch wol darzu vor meinen Bräutigam angebe? Nun ich wil dir deinen Lohn schon zustellen / und das BrautBette dergestalt zurichten lassen / dz du kein Königliches Fräulein mehr gewaltsam überfallen solt. Geboht hierauff einem Reuter / daß er von dem HaußKnechte sich geschwinde solte hinbringen lassen / wo der Amtman dieses Dorffs wohnete / und demselben anzeigen / es sey alhie seines gnädigsten Königes nahe Anverwantin / die begehre gnädigst / daß er auffs schnelleste mit einem gute WundArzt und einer gewapneten Schaar sich hieselbst einstelle. Sie nahmen beyde Pferde / ranten geschwinde fort / und brachten den Amtman samt dem Arzt mit sich. Jener / weil er offt zu Hofe gewesen wahr / kennete das Fräulein alsbald / demütigte sich vor ihr / und baht untertähnigst / ihm die Gnade zuerzeigen / und ihm zubefehlen / daß er ihrer Durchl. Wiederkunfft seinem allergnädigsten Könige anmeldete; Aber sie
Weitere Kostenlose Bücher