Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
an stat der so hochgewünscheten Vertrauligkeit und Liebe mir Wortspeise aufsetzen wolte. Herkules mengete sich hieselbst ein / umfing seine Frl. Schwester Brüderlich und erboht sich zu aller aufrichtigen Liebe. Als das freundliche Wilkommen / welches in die anderthalb Stunden wehrete / ein Ende genomen hatte / kunte das Fräulein nicht umhin / an Leches zubegehren / er möchte doch ihren lieben Freund den geträuen frommen Wolfgang ihm bestermassen lassen befohlen seyn / und ihn fein unterweisen / wie er sich bey hohen Leuten zubezeigen hätte. Sie ward von der Geselschaft gebehten / anzuzeigen / was dieser vor ein geträuer Mensch währe /der solcher Unterrichtung bedürfte; worüber / da sie es kürzlich erzählete / was er bey ihr getahn hätte /sich alle Anwesende verwunderten / und muste ihn Leches herführen / daß sie ihn sehen möchten. Er entsetzete sich gewaltig / als er so viel Könige und Königinnen sahe / daß ihm die Farbe und Rede verging; welches Valiska merkend / ihn mit diesen freundlichen Worten anredete. Wolfgang / mein guter und lieber Freund; ihr sollet euch vor diesen grossen Herren uñ Frauen nicht entsetzen / als bey deren Geselschaft ihr euch noch oft und viel werdet finden lassen / sondern sollet alle unständige Niedrigkeit eures Gemühts ablegen / und von gegenwärtigem Leches Bericht einnehmen / wie ihr geliebts Gott / morgen bey Empfahung der Belohnung eurer redlichen Tråue / die wol aus einem recht adelichen und nicht aus einem bäurischen Gemüht entstanden / euch verhalten sollet. Ja mein frommer Wolfgang / setzete das Fråulein hinzu /versichert euch nur daß ich eben dieselbe im diesem Königlichen Pracht gegen euch verbleiben werde / die ich im Mägde-Kittel gewesen bin / ohn daß wir unsere getichtete Ehe aufruffen werden / weil ich eurem gnädigsten Großfürsten und Herrn nunmehr versprochen bin / nach welcher Aufruffung / wie ich wol weiß / euch eben so heftig als mich verlanget hat. Wolfgang begrif sich hierauf in etwas / setzete sich auf die Knie / bedankete sich aller Königlichen Gnade / und baht sehr flehentlich / sie möchten doch seinem groben Unverstande und Bäurischer Einfalt nicht grössere Gnade auflegen / als er ertragen könte / und da ihm ja einige über seine Wirdigkeit begegnen müste / wolte er dem Fräulein in dieser ihrer Königlichen Hocheit seine erste untertähnigste Bitte vortragen / sie möchte gnädigst erhalten / daß ihm zuvor etliche Tage frey gegöñet würden / sich bey dem Hofeleben umzusehen / und von andern zufassen / wie gegen Königen und Fürsten er sich verhalten müste /welches ihm als einem Bauren und Haus Knechte allerdinge unbewust währe. Die ganze Geselschaft legete ihm solches zur guten Vernunft auß / wurden ihm auch drey Tage Auffschub gegönnet / in welcher kurzen Zeit Leches und Neklam ihn dergestalt anführeten / daß er sich adelich gnug zubezeigen wuste / und er nunmehr bey sich befand / daß es besser währe / in solchem Stande zuleben / als eines Bürgers Hausknecht zuseyn. Diese drey Tage über wurden die 8 Reuter und der gefangene Reichard mit essen und trinken wol gehalten / wiewol dieser ihm keine andere Rechnung machete / als daß er eines grausamen Todes würde sterben müssen. Sonsten bestimmete Konig Henrich noch diesen Abend / daß nach sechs Tagen Fürst Arbianes und der Fräulein Beylager solte gehalte werden / gegen welche Zeit sie der Römischen Herren Ankunfft erwarteten. Wolffganges und der Reuter Begnadigung ward des angesezten Tages vorgenommen / da König Henrich den ersten anfangs in den hohen Teutschen Adel auffnam ihm Schild / Helm und Wapen gab / nehmlich ein Hündichen / welches ein Lamb bewahrete und oben auff dem Helm eine Fahne / in welcher ein grüner Lorbeerbaum stund /mit diesen Worte: Der Träue Belohnung; und nahm das Fräulein ihn alsbald zu ihrem Hofmeister an / da ihm drey Reitpferde / eine Gutsche mit vier Pferden /zween reitende Knechte / so viel Gutscher und zween Leibdiener gehalten wurden / so daß etliche des Adels ihm solches mißgönneten / und davor hielten / die Vergeltung währe vor einen Bauren schier zu groß. Valiska wolte ihm alsbald Neklams Schwester / eine züchtige schöne Jungfer von 18 Jahren / freyen / und die Braut mit 12000 Kronen aussteuren; welche Heyraht ihm zwar sehr angenehm war / jedoch emsig anhielt / daß biß auff seines alten Vettern Wittho Ankunfft das Beylager und die Trauung gnädigst möchte verschoben werden / welches das Fräulein selbst vor gut
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