Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
durch die allervolkommenste Vergnügung ganz verzucketen Geister / mit viel zu anmuhtigen Gedanken umgehen / als daß dieselben durch der Zungen Laut solte können ausgedrücket werde / nachdem seine Durchl. ganz unvermuhtend hieselbst dasselbe antrifft / welches zusehen / die ganze Zeit seiner wiedererlangeten Gesundheit / sein einiger Wunsch gewesen ist. Valiska machete sich gemählig von Markomir loß / daß Herkules Gelegenheit bekam / ihm nahe zutreten / und ihn zu umfahen; Welcher nunmehr sein Herz in etwas beruhiget befand / und sich unterstund / Herkules mit ehrerbietiger Neigung zubegegnen; der ihm solches doch nicht gestattete / sondern ihn zum andern mahle ganz Bruderlich umfing; Worauff jener endlich diese Rede von sich gab: Großmächtigster Unüberwindlicher König / auch Großmächtigste Unüberwindliche Königin; mit was Gehorsam kan ich diese hohe Gnade ersetzen / welche von Ihren Hocheiten mir Unwirdigen hieselbst begegnet und mitgeteilet wird? Ich ruffe den Himmel zu Zeugen / daß die Beherschung der ganzen Welt /wann sie mir zustünde / ich willig übergeben wolte /wann dadurch ihre Gewogenheit und Freundschafft ich konte erlangen; und diese wird mir mit so grossem uberflusse angebohten / daß ich eine Schuldigkeit seyn / erachten muß / davor zusterben / wann einigerley weise Ihren Hocheiten mit meinem Tode würde können gedienet seyn. Vor dißmahl habe ich von nöhten / meines Unverhaltens gnädige Verzeihung zu bitten / hoffe auch / nicht allein dieselbe zuerlangen /sondern mit der Zeit / da meine Gegenwart kan gelitten werden / meine Augen also zugewähnen / daß dieselben die Strahlen der allervolkommensten Tugend-Sonnen in etwas werden ertragen können / welche bey dem ersten unvermuhtlichen anschauen mich allerdinge geblendet haben. Durchleuchtigster GroßFürst /antwortete Valiska; eure Liebe wollen / bitte ich sehr / dieses Wortgeprånge denen überlassen / welche mehr Freundschaft auff der Zungen als im Herzen führen; euer Liebe gewogenheit lässet sich in der Taht so helle und scheinbar sehen / daß kein Mensch ein mehres begehren kan. Ich habe lange und glüklich gnug gelebet / unvergleichliche Königin / antwortete er / wann mein bemüheter Wille angenehm ist / weil ausser dem meine Schwacheit nichts erhebliches leisten kan. Die freundliche Beredung hielt bey ihnen zimlich an / biß Markomir seiner Eltern Gruß anbrachte / und daß dieselben die Teutschen und Bömischen Könige und Königinnen freundlich ersuchen liessen / ihr wahres und ergebenes Freundes Herz aus diesem wilfärtigen Beystande zuerkennen / welche sich hiemit erböhten / vor ihre Wolfahrt ihres ganzen Frankisch- und Sikambrischen Reichs vermögen willig anzuwenden. Welches mit gebührlichem dank erkennet und beantwortet ward. Herkules und Ladisla erläubeten den Völkern auff der Wahlstat Plunderung zu halten / aber weder die Sudischen noch die Nordischen Völker wolten daran anteil haben / derwegen musten die Teutschen und Böhmen alle Beute an einen Ort zusammen tragen / welche sich auff viel Tonnen Goldes an Baarschaft / Geschmeide und Pferdeschmuk belieff / welche nachgehends unter alle Völker verteilet ward / wiewol man den Franken einen grossen Vorzug gab; des Lagers Reichthum wahr sehr groß / welchen Ladisla unter die Könige und Fürsten verteilete / wo bey Markomir sich heftig wegerte. Was man aber bey den gefangenen Pañoniern fand / ward alles zur gemeine Beute geleget. Zeit wehrender einsamlung der Beute stelleten unsere Helden das Gericht über ihre Gefangenen an / liessen in aller eile auff die gestrige Stelle nahe bey dem annoch stehenden Galgen ein Gesäß auffbauen / und alle vornehme Gefangene samt ihrem Könige / an der Zahl 127 / an Ketten lind Banden herzuführen / unter denen aber Mastyes / Agis und etliche andere mehr /die sich ihrer gestrigen Erlösung angenomen hatten /ehrlicher gehalten / und von Leches ungefesselt begleitet wurden / daß sie nicht unter den andern Gefangenen / sondern ihnen zur Seite gingen / uñ ihr Gleitsman sie mit freundlicher Unterredung / wie ihm befohlen wahr / unterhielt / welches sie doch wenig achteten / nachdem sie entschlossen wahren / mit ihrem lieben Könige zu sterben oder zugenesen / welcher mit seinem Dropion (als ein par Hunde) zusammen gefesselt wahr. Als sie vor dz Gerüste traten / auff welches alle Fürstliche Häupter / ausser Königin Valiska sich gesetzet hatten / wurden diese beyden voneinander gelöset / und muste Mnata allein etwas näher
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