Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
auch sechs Bauren ihres Dorffes / als seine Mitgehülffen angemeldet / welche samt ihm mit dem Rade gestossen / uñ hingerichtet währen. Vierzehn Tage vor der angesetzeten Krönung schrieb Reichard aus seiner Landstad zurük an Leches / was gestalt er daselbst zwar wol angelanget währe / hätte aber mit wehmühtigem Herze vernehmen müssen / daß seine Eheliebste schon vor vier Wochen an einem hitzigen Fieber Todes verblichen / wie auch Fr. Mechtild; deren hinterlassene älteste und jüngste Töchter (die mittelste währe mit ihrer Mutter gestorben) Adelheit und Adelgund nunmehr von Herzen wünscheten /ihrer Fürstin und Frauen untertähnigst auffzuwarten; endlich baht er Leches in diesem Schreiben / bey dero Hochfürstl. Durchl. untertähnigst zuvernehmen / ob dieselbe gnädigst einwilligen könte / währe er nit ungeneigt jungfer Adelheit zuheyrahten / deren Herz / in Betrachtung seines jetzigen Ritter Standes / er wol zugewinnen verhoffete; befahl sich der ganzen Königl-und Hochfürstlichen Geselschafft / insonderheit seiner verhoffentlich nunmehr wieder gnädigsten Großfürstin Fr. Klaren beharlichen Gnaden / und baht / auff sein gesiñen ihm zuantworten. Leches trug dieses anfangs Arbianes allein vor / welcher nebest Königin Valisken es mit der Fürstin beredete / die eine solche Heyraht gerne befodert sahe / daher sie Leches befahl was er antworten und bey schleuniger Botschafft übersenden solte; sie aber setzete dieses Brieffelein selbst an Adelheit auff. Geliebte Freundin / Jungfer Adelheid / ihr sollet euch im trauren wegen eurer Mutter tödlichen Hintrittes mässigen / welches ausser zweifel Gott also zu eurem besten geschicket hat; ich verbleibe eure und eurer Schwester gnädige Frau so lange ich lebe /und wil euch besser versorgen als euer Stand nicht mit sich bringet; könnet ihr auch meinen Vorschlag genehm halten / und Ritter Reichard / der bey mir nunmehr wieder in vollen Gnaden stehet / vor euren liebsten annehmen / so lasset euch von ihm in eurem Jungfern-Stande herüber begleiten / alsdann wil ich euch die Hochzeit außrichten / und zur Außsteur euch dasselbe zuwenden /wovon ihr und eure Nachkommen den Ritter- und Herrn Stand wol sollet führen können. Bringet auch eure Schwester mit über / und seumet nit. Gott befohlen von eurer stets gewogenen Frauen / Großfürstin Klaren.
Reichard hielt sich sehr prächtig in seiner Heimaht / so viel seiner Eheliebsten absterben leiden wolte /und weil er grosse Geldmittel hatte / taht er seinen Eltern und anderen Anverwanten viel zugute / bezeigete sich sonst sehr höfflich und Tugendreich / daß jederman sich über ihn verwunderte. Bey Jungfer Adelheiden hatte er sich schon angemeldet / und biß auff Großfurstin Klaren (deren sie sich zueigen ergeben hätte) befehl und gnädigste Einwilligung ihm gute Zusage getahn / wiewol jhr Vater es nicht gerne sahe /und es gleichwol nie hindern durffte. Als nun beides Leches und der Großfürstin Schreiben nebest überschikten statlichen Kleinoten / ankahmen / wahr allerseits grosse Freude / und machten die beiden Schwestern nebest Reichard und seiner Reuterey sich alsbald des folgenden Tages auff den Weg und weil sie Tag und Nacht eileten / kahmen sie zween Tage vor der Krönung zu Prag an / liessen sich anmelden / und wurden von Leches und Libussen auff Fürstlichen Gutschen nach dem Schlosse gehohlet / worüber dem guten Reichard die Trähnen häuffig aus den Augen fielen / in Betrachtung / er vor diesem als ein Ubeltähter in Ketten und Banden dahingeschleppet wahr. Sie wurden nach Arbianes absonderliches Gemach hingeführet / darinnen kein Mensch / als er und sein Gemahl wahr. Reichard muste anfangs allein hineintreten / welcher die Fürstin ersehend / alsbald einen Fußfal taht / da ihm die Leid-Ohmacht überfiel daß er wie ein todter Mensch gestrekt zur Erden stürzete / worüber die Fürstin sich entsetzete / und zu ihrem Fürsten sagete: Allein diese Reue verdienet volkommene Vergebung; Leches wahr mit ihm hineingangen / welcher ihn schüttelte und bald wieder zu sich selbst brachte / da Arbianes zu ihm trat / und mit freundlichen Worten zu ihm sagete: Mein lieber Freund Reichard / ihr habt förder nicht Ursach / euer Herz wegen des ehemaligen dergestalt zuängsten / nachdem alles vergeben und vergessen ist / wie ihr solches dann durch eure tapffere und geträue Rettung wol verdienet habet. Er noch auff den Knien sitzend / gab zur Antwort; wolte Gott / Durchleuchtigster Fürst / daß ich meiner
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