Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Boßheit selbst vergessen könte / welche meine Seele zupeinigen nicht auffhören wird / biß sie durch den Tod von ihrem Leibe außfähret: Euch aber Durchleuchtigste GroßFürstin / gnädigste Frau / bitte ich nochmahls lauter umb Gottes willen / dieselbe wolle mir groben Missetähter und boßhafften Sünder gnädigste Vergebung wiederfahren lassen / und ihren gerechten wolbefugeten Zorn abwenden / nachdem ich mich noch diese Stunde nicht wegern wil / zur völligen Abtragung der begangenen gotlosen Boßheit meinen Kopff herzugeben. Die Fürstin erinnerte sich zwar ihrer ehemaligen Angst und EhrenGefahr / aber das wolverdienen behielt dannoch die Oberhand /daher trat sie ihm näher / und sagte: Stehet auff Ritter Reichard / ich habe alles ehemalige der Vergessenheit gänzlich übergeben / so gar / daß wer dessen gegen mich Erwähnung tuhn wird / mein Freund nicht seyn sol; dessen zum Zeugniß ich euch meine gewogene Hand biete; hielt ihm dieselbe dar; welche doch zuberühren oder zuküssen er sich viel zuunwirdig achtete / daher er sich zu ihren Füssen niderlegte / und den RockesSaum ehrerbietig küssete / so daß Arbianes ihm hart zureden muste / er solte solche Bezeigung abstellen / wo er sonst wolte sein Freund seyn. Worauff er sich endlich auffrichtete / und doch die Augen vor sich niderschlagend / die Fürstin nicht ansehen durffte. Sie aber hieß ihn nunmehr freundlich wilkommen / und ließ die beiden Schwestern Adelheit und Adelgund hinein fodern / welche auch in ihren TrauerKleidern mit einem Fußfalle erschienen / da nach Reichards Unterrichtung die kleinere / so kaum sechs Jahr alt wahr / also anfing: Gnädige Fr. Armgart / ich bitte euch um Gottes willen / ihr wollet meinem Vater seine Sünde vergeben / die er in meinem Beywesen an euch verübet hat / er sol nicht mehr mein Vater seyn /sondern ich und meine Schwester wollen allezeit eure gehorsame Mägde bleiben. Diese Rede brachte der Fürstin die Trähnen aus den Augen / und gab sie zur Antwort; Herzliebes Kind / dein böser Vater hätte in der Welt keinen besseren Vorbitter als dich haben können / daher sol ihm verzihen seyn / und du solt mein liebes Töchterchen bleiben. Höre Herzen Adelheid / sagte darauff das Kind zu ihrer Schwester / unsere Armgart wil meine Mutter seyn / sihe doch / wie schön ist sie jezt. Die Anwesende lacheten hierüber /uñ die Großfürstin hub Adelheid auff von der Erden /küssete sie / und sagte / wilkommen meine liebe Freundin / verlasset euch darzu / daß ihr bey mir allen gnädigen Willen finden weidet / gleich wie ihr ehmahls nach eurem Vermögen mir alle Freundschafft erzeiget habet. Diese bedankete sich untertähnigst der angebohten ganz unverdieneten Gnade / und erboht sich zu allem Gehorsam. Sie gingen miteinander nach dem gemeinen Fürstlichen Saal / woselbst Reichard sehr gnädig empfangen ward / auch Königin Valiska den beiden Schwestern grosse Hulde zuwendete /deren kleinere sich hinmachete zu Herkuliskus / mit ihm zuspielen / welcher / wie auch Herkuladisla nachgehend von diesem Kinde nicht lange seyn wolten; daher Valiska sie in ihr Frauenzimmer nam / und hat sie im sechzehnden Jahre ihres Alters an einen vornehmen Teutschen Herrn verheyrahtet. Zwischen Reichard und Adelheit aber ward die Ehe abgeredet / und solte über zween Tage auff Arbianes HochzeitFest das Beilager zugleich mitgehalten werden / wie imgleichen auch des guten Wolffganges / der sich über Reichards wolergehen sehr erfreuete. Desselben Tages um den Nachmittag kam König Haron aus Schweden mit seinem Gemahl Königin Hedith / und hielt mit 1200 Rittern / Schweden und Gothen seinen Einzug /da sie insonderheit von ihrer Schwieger-Tochter Fürstin Sibylla sehr freundlich empfangen wurden / deren Geburtzeit herzunahete / und erfreueten sich die Eltern höchlich über ihre Tugend und Frömmigkeit /hatten auch ihre Frl. Tochter Frl. Schulda mit sich gebracht / die nunmehr das 16 Jahr hinter sich gelegt hatte / und ein sehr schönes wolgezogenes Fräulein wahr. Des nähesten hernach folgete der Dähnische König mit seinem Gemahl und dem Wendischen Fräulein / nahmens Vanda / auch mit 1200 wolgeputzeten Rittern / und hatte seine Fr. Schwester die Wendische Fürstin Fr. Bochild sich mit in seine Geselschafft begeben / welche auch wol und freundlich gewilkommet wurden. Weil diese ihren Einzug hielten kam ein Trometer / und meldete an / daß König Hilderich mit seinem Gemahl Fr. Waldburg eine halbe Meile von Prag mit 1800 Rittern im offenen Felde
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