Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
etwas sonderliches zu seyn vermeinend ihr geschwinde folgete / und vor ihr hörete / der Schwedischen Fräulein Leibdienerin hätte deroselben Schwacheit geklaget / und würde ihr vielleicht eine Ohmacht zugestossen seyn / als sie hingangen währe /das Wendische Fräulein in ihrem Gemache zubesuchen. Das wolle Gott nicht / antwortete die Königin /darum lauff geschwinde hin / es eigentlich zuerfahren. Von Herzen gerne / sagete sie / aber kan eurer Hocheit nicht gnädigst gefallen / mit mir zugehen / umzubesichtigen / wie im VörderPlatze / wodurch wir gehen müssen / alles so artig angestellet sey? Du schleppest dich allemahl gerne mit mir / antwortete die Königin / und wie woltestu es machen / wann du dich von mir scheiden soltest? Ehe wird meine Seele sich von ihrem Leibe trennen lassen / sagete sie / ehe ich das Leben meiner Seele mit willen wissen werde. Nun so kom dann / sagte die Königin / ob das Fräulein unser Hülffe dürftig währe. In dem sie die Steige in den innern Plaz hinunter gingen / sahen sie Krokus vor sich hertreten / welchen Valiska herzu rieff / ihn fragend / wohin er so eilig gedächte; und als er zur Antwort gab / Herr Pribisla hätte ihn zu sich in den Vörderplaz fodern lassen / sagete sie; so gehen wir mit einander / dann mein Weg ist auch dahin. Der alte Fremde / die Königin ersehend / empfand überaus heftige bewägung in seinem Herzen / und als Pribisla ihr ehrenhalben mit entblössetem Häupte entgegen trat / folgete ihm der Alte / kehrete sich an niemand /sondern mit gebogenen Knien redete er sie also an: Großmächtigste Königin; ihrer Königl. Hocheit glükliches wolergehen ist mir von Herzen angenehm / als die ich lange Zeit her nicht gesehen; und ob gleich dieselbe in diesem elenden Kleide / welches ich etliche Jahr ihretwegen getragen / mich nicht kennet / so versichere ich dannoch dieselbe / daß ihr Herr Vater höchstseligen andenkens / mir nie ungnädig / sondern allemahl mit grosser Hulde zugetahn gewesen ist /bitte auch eure Hocheit umb dessen willen / mir eine Gabe mit zu teilen. Als Valiska ihres allerliebsten Herr Vaters Gedächtnis hörete / schossen ihr die Trähnen häuffig aus den Augen / daß sie sich auff Pribisla lehnen muste / welcher den Alten mit unverwendeten Augen ansahe / und ihn endlich kennete / daher er so grosse Herzensprast empfand / daß er mit diesen Worten (O ihr Götter / ich wil nun gerne sterben!) zur Erden nidersank. Valiska und Krokus entsetzeten sich hierüber nicht wenig / und in dem sie mit Libussen Hülffe ihn auffrichten wolten / fiel der Alte gleichergestalt in tieffe Ohmacht nider / dann die Zähren so Valiska vergoß / belieffen ihm das Herz / daß er meinete seinen Geist auffzugeben. Niemand kehrete sich an ihn / biß Pribisla wieder zu sich selber kam / und den Alten gestrecket liegen sahe / dessen rechte Hand er mit grosser Ehrerbietung küssete / hernach zu Krokus / der ihn vor unsinnig schalt / sagete: Wie nun mein Bruder; keñestu dieses ehrwirdige Angesicht nicht mehr / welches niemand im ganzen Königreiche besser / als du / gekennet hat? Krokus erschrak der Rede / besahe den Ohmächtigen und gleichsam erstarreten Alten gar genaue / streich ihm den linken wolzulappeten Ermel auff / fand das begehrete Zeichen /und rieff: O unser König Notesterich / unser wahrhaftiger König Notesterich! mit welchen Worten ihm die Sprache und alle Kraft entging. Valiska hatte der Rede nicht acht / und fragete Pribisla / was diese grosse Verenderung über diesen armen alten Mann doch bedeutete / und wer er währe; beschauete ihn auch zugleich / da Pribisla zu ihr sagete: O gnädigste Königin / ich meine gänzlich / und zweifele nicht / dieser arme Mensch sey euer Königl. Hocheit Herr Vater /unser König Notesterich / wovor ihn Krokus auch hält. Sie erkennete ihn darauff alsbald / und in dem sie überlaut rieff: O mein HErr JEsus / wie gnädig bistu! bestarb gleichsam ihre Seele vor freuden / daß sie auff ihren allerliebsten Vater niderfiel. Libussa wuste nicht / was sie vor Angst beginnen solte / rieff nach frischem Wasser / und bemühete sich / die Königin zu laben / da inzwischen ein Königlicher ädelknabe nach dem Königlichen Saale lieff / und daselbst anmeldete / es währe ein alter Betler im Vörderplaz ankommen / über dessen Gegenwart /Herr Pribisla / Krokus / und Königin Valiska selbst in harte Ohmacht gefallen währen. Daß mus eine sonderliche Wichtigkeit auff sich haben / sagete Herkules / lieff mit Ladisla in Königlichem
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