Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Notesterich sey oder nicht / nachdem mein Tod schon so lange gegläubet / und meine vermeinete Leiche (die man wol hätte mögen etwas eigentlicher besehen) zur Erden bestattet ist; ja weil ich eben zu dieser Stunde ankomme / da mein geliebter Sohn zum Könige sol gekrönet werden; solte aber einer oder ander in mir einiges Mißtrauen setzen /hoffe ich / dieselben werden sich eine kurze Zeit gedulden / biß der Gottlose verrähterische Bube Ninisla und sein Sohn Urisla ankommen werden / welche mein Herr Sohn König Herkules einhohlen lässet; dieselben sollen durch Folterzwang schon dahin gebracht werden / im falle sie nit gütlich bekennen wollen / wie verrähterisch sie mit mir ihrem Könige umgangen /und mit was unaussprechlichem Jammer und Elende sie mich eine geraume Zeit belastet / biß endlich der gütige Himmel durch einen fal mich loß gemacht /daß ich gefangen als ein Leibeigener in Pannonien geführet bin / woselbst ich gegenwärtigem Könige und allen seinen Hofeleuten unwissend / über zwey Jahr ein GänseHirte / auch ein Holz-Wasser- und Leimen-Träger / und dabey doch ein Spielman uñ Unflaht-Reiniger gewesen bin (hier schosschen ihm die hellen Zähren aus den Augen) / wovon ich heut diesen Tag weiters nicht melden wil / damit nicht die frölichen Herzen an diesem HochzeitFeste zu hoch betrübet /und ihre Lust in Trähnen-Bäche verwandelt werden. Das Frauenzimmer (denen hiedurch ihr Argwohn fast gar benommen ward) huben auff diese Worte an überlaut zuweinen / daß König Notesterich selbst gereuete / daß er hierzu ursach gegeben hatte / ungeachtet er selbst seine Trähnen nicht so bald einzwingen kunte /und gab der Pannonische König mit bewäglichen Worten sein Mitleiden an den Tag / in dem er bey seinen Ritterlichen Ehren schwuhr / so bald er in sein Land kommen würde / das Haus / in welchem ihre Liebe solch Elend überstanden / zur Einöde zu machen / daß Hecken und Dornen drauff wachsen / und ein geheiligter Ort seyn solte / daß / so ein übeltähter sich dahin verbergen würde / er völlige Vergebung haben solte; wolte auch seinen unbarmherzigen Haußwirt ihm gefänglich zuschicken / oder ans Kreuz hefften lassen / damit er sich nicht berühmen könte /daß ein herschender König ihm vor leibeigen gedienet hätte. Welches erbieten den unsern sehr wolgefiel /daß kein Widerwille gegen ihn in ihrem Herzen überblieb. Nach auffgehobenen Speisen ward ein zierlicher Tanz gehalten / und entstund zwischen König Mnata und Frl. Vanda eine inbrünstige Liebe / wie auch zwischen Fürst Olaff und Frl. Schulda / welches aber vor dißmahl ingeheim verblieb / weil jeder sich scheuhete / dem andern sein Anliegen zu offenbahren. Die alten Könige / Henrich und Notesterich führeten den ganzen Abend ihr Geschwätze von allerhand längstverlauffenen Dingen / welches dieser zu dem Ende taht / dz an seiner Wahrhafftigkeit nicht möchte gezweifelt werden; insonderheit begehrete er zu wissen / wie sichs mit Herkules zugetragen / auff was weise er wieder gefunden / und mit seiner Frl. Tochter sich verehlichet hätte / welches sagte er / ihm von ganzen Herzen lieb währe / weil er diese Heyraht von langen Jahren her gewünschet und vorgehabt. Aber König Henrich wolte ihm solches noch zur Zeit nicht erzählen / einwendend / weil er ihm seines Elendes Ursach auch noch nicht hätte wollen kund machen. Nun wahr niemand über der unvermuhtlichen Ankunfft des verlohrnen Königes verwirreter / als Libussa / dann ob sie ihn gleich kennete / blieben ihr doch die Gedanken / es könte ein Mensch dem andern ähnlich seyn / wie man dessen manniche Begebenheit hätte / insonderheit / weil an der vermeyneten Königlichen Leiche (daran das Gesicht zerhauen / und mit Pferde Füssen zutreten wahr) sie zu der Zeit vermeinete etliche Wahrzeichen gesehen zuhaben / daß sie des Königes währe; daher suchete sie Gelegenheit /mit ihm zureden / und durch Erinnerung etlicher verlauffener Geschichten / die sonst niemand kund wahren ihn zubewehren / und als ihr darzu gute Bequemligkeit zuhanden stieß / sagete sie zu ihm: Gnädigster König; Euer Hocheit ich unwirdigste Magd erfreue mich ihrer glüklichen Wiederkunfft von Herzen /deren sich kein Mensch vermuhten wahr; daß aber Ihrer Hocheit Gedächtniß ich aus meinem Herzen nicht hinweg geräumet habe / sol mein Eheliebster mir Zeugniß geben / und daß an unserm Hochzeitlichen Ehrentage / ohngeachtet wir auff der Eile Beylager hielten / ihrer Hocheit ehmals in der neuen Läuben mir
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