Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
als ihre Hocheit von diesem Fräulein zu reden angefangen; solte ich nun dessen die Ursach dartuhn /würden wir die Mahlzeit drüber verseumen / wie früh es gleich annoch am Tage ist. Königin Valiska hätte gerne etwas mehr hierumb gewust / und baht sehr /dafern es keine sonderliche heimligkeit hinter sich hätte / ihr solches zuerzählen; da sie ihm dann gerne eine oder etliche Stunden zuhören wolte; worauff er sich erboht / in die kürtze zugehen / und fing also an: Ich gestehe / Großmächtigste Königin / daß mein Herr Vater nun schon etliche Jahr damit ümgangen ist / daß ich dieses Fräulein / von der ich in Warheit nichts als alle Fürstliche Ehr und Tugend weiß / heirahten / und nach seinem Todesfall die Dänische Kron tragen solte: Ich weiß aber nicht / welcher innerliche Wiederwille und Ekel mich von dieser Heyraht so gar abgezwungen hat / daß ich tausendmahl lieber den Tod anzugehen entschlossen bin / und mag wol sagen / oder vielmehr klagen / daß mirs in diesem Falle gehet / als denen / die keinen Kähse oder Butter riechen noch schmäcken mögen / ungeachtet daran nichts zu tadeln ist. Mein Herr Vater / so bald er mein wegern vernommen / ist mir fast gehässig darüber worden / und hat durch bedrauung der Enterbung mich nöhtigen wollen / hochgedachtes Fräulein zu ehelichen; worauff ich heimlich in Frießland gewiechen / und mich schriftlich gegen ihn erkläret habe /er sey mein Vater und König / auch daher wol bemächtiget nach gefallen mit mir zuschalten; dafern er auch gesonnen / mich zuenterben / und das Dänische Reich darein gehehlete / müste ich gedultig seyn / und ihm gehorsamen / daß ich aber das Wendische Fräulein heirahten solte / währe mir schlechter dinge unmöglich / weil eine gar zuheftige Abneigung von derselben / ich in meiner Seele empfünde / so daß ich lieber hundertmahl die Folter ausstehen / als diese Ehe antreten wolte. Mein Herr Vater aber wolte sich hiemit nicht begütigen lassen / sondern schrieb an meinen Oheim den damahligen Friesischen König; er solte mich von seinem Hofe schaffen / und aus seinem Lande verbañen / weil ich ihm aus frevelhaftem Muhtwillen ungehorsam währe / und wie er vor gewiß berichtet würde (welches doch nie in mein Herz kommen wahr) mit einer unzüchtigen Metze / geringes herkommens mich ehelich solte versprochen haben /die ich nach seinem Tode der Königlichen Kron teilhaftig zu machen / entschlossen währe. So bald der Friesen König mir solches zeigete / und ich am Ende die Bedräuung fand (wo ich länger von ihm auffgehalten würde / wolte er Frießland mit Feur und Schwert verfolgen) / nam ich mir vor / alsbald nach Däñenmark zu sägeln / und mich meinem Herr Vater zur Straffe darzustellen; welches mir aber dieser mein Oheim höchlich wiederriet / und mit einem ansehnlichen stük Geldes mich versahe / womit ich zu Schiffe ging und nach Spanien fuhr / auch daselbst ein Jahr mich vor einen schlechten Ritter hielt / und der Ritterlichen übung mit geringschätzung meines Lebens fleissig oblag; ich werde aber mein daselbst unvermuhtlich gefundenes Unglük mit stilschweigen vorbey gehen. Nein / fiel ihm Königin Valiska in die Rede /sondern wil eure Liebe mir einen gefallen tuhn / wird sie mir alles fein umbständlich erzählen. Wie es ihrer Hocheit gefället / antwortete er: Und melde demnach /daß ich etliche Schreiben / den Ort wo ich lebete / ungenennet / an meinen Herr Vater abgehen ließ / ihm ausserhalb der einigen Heirahtsache allen kindlichen gehorsam versprechend / und ihn zuversöhnen allerhand bewägligkeiten einführend; worauff ich doch nie keine Antwort empfing / ungeachtet ihm alle Brieffe wol sind geliefert worden. Nun trug sichs zu / daß in Spanien ein Freystechen und Ringelrennen an des Käyserlichen Stathalters Hofe angestellet ward / welcher ein ansehnlicher Römer von 68 Jahren wahr /und ein junges Römisches Fräulein / nahmens Kornelia Balba / vor weniger Zeit geheyrahtet hatte. Diese ohnzweiffel der Leichtfertigkeit ergeben / hätte ihren alten Kajus Pupius Mela (so hieß der Stathalter) lieber auff der Todten Bahr / als im Ehebette gesehen /wiewol mir davon nicht das geringste bewust wahr. Sie mochte zu meinem Unglük meiner bey dem Speerbrechen wahrnehmen / und an mir ein mehrers / als ich wahr oder leistete / ihr einbilden / daher sie anfangs / ihren Begierden Raum und Gelegenheit zu machen / von ihrem Gemahl begehrete / mich an seinen Hoff zunehmen; welches er / als schon mit Argwohn erfüllet / ihr
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