Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
von der Mutter her nur adeliches Standes wahr /deßwegen sie auch selbst sich lieber mit einem ädlen Ritter / als grossem Herrn verehlichet hätte. Ich stellete mich einfältig / und wolte ihre Gunst nicht merken /daher sie sich entschloß / mir dieselbe etwas deutlicher vorzutragen / indem sie in einem Tanze mir ein Ringelein schenkete / mit begehren / es ihr zu liebe und Gedächtniß zutragen / welches dann / Unhöfligkeit zumeiden / ich ihr nicht versagen wolte / steckete es an meinen kleinen Finger / und bedankete mich der gar zu hohen Ehre / die in Betrachtung meiner Geringfügigkeit ich zuerkennen nicht bestand währe. Sie aber antwortete mir: Ein Ritter / welchen Tugend und Geschikligkeit begleiteten / hätte sich bey ihr keiner Unwirdigkeit anzuklagen; sie hielte mehr auff Sitten und Tapfferkeit als auff Blut / daher sie auch an vielen geringern Leuten die Tugend hoch schätzete. Ich hatte keine Gelegenheit / ihr zuantworten / und ward nach geendigtem Tanze mir zu meinem Unglük des Stathalters Tochter / Frl. Pondizea zugeführet / welche jeztgedachter ihrer Wasen an Schönheit wenig nachgab / aber sehr boßhafftig / frech und unzüchtig wahr / welche Laster sie zuzeiten wol zuverbergen wuste / wann ihre Bewägungen nicht zu hefftig gingen. Im Tanze ward sie des jeztgedachten Ringes an meiner Hand gewahr / ließ sich doch nicht merken /daß sie ihn kennete / sondern fragete mich / von was lieber Hand mir eine so anmuhtige Gedächtniß kähme; zwar sie währe willens gewesen / mir ein Zeichen ihrer guten Gunst einzuhändigen / weil sie aber fürchtete / dz schon gelieferte würde das ihrige unwert machen / oder von diesem nicht können gelitten werden / wolte sie ihre hohe Gewogenheit so lange einzihen / biß sie von mir ihrer Furcht benommen währe /nöhtigte mich auch / nach geendigtem Tanze zu ihr niderzusitzen / weil sie auff solche Gelegenheit schon mehr gewartet / und mit mir von allerhand Sachen zureden hätte. Ich beantwortete ihre erste Frage: Ich trüge kein Gunstzeichen an meiner Hand / ohn welches meine leibliche Schwester am Tage meines Abscheides mir zum freund-brüderlichen Andenken eingereichet hätte; Ihr gnädiges erbieten betreffend /währe solches viel zu hoch / und mein Finger ihres Fürstlichen Ringes allerdinge unfähig; würde mir auch von den vornehmen Anwesenden / insonderheit von ihren Eltern sehr ungleich / und zum bäurischen Frevel ausgelegt werden / wann ich mich zu ihrer Gnaden würde nidersetzen; bähte demnach untertähnig / mir nicht zuverargen / dz ihrer gnädigen Anmuhtung / der ich sonst herzlich gerne in allem gehorsame folge leisten wolte / vor dißmahl mich ungehorsam erzeigen müste / und hielt schließlich umb ihre beharliche Gnade an. Sie hingegen ließ sich nicht merken /daß ihr solche Erklärung zuwider währe / setzete sich an ihre Stelle / und ließ sich als eine tieffsinnige eine halbe Stunde ansehen / daß niemand / der sie anredete einige Antwort von ihr bekam; endlich nach außgetichteter Boßheit / machete sie sich hin zu ihrer Fr. Mutter / und ungeachtet Frl. Etburg zugegen wahr /brachte sie diese Verleumdung vor: Es hat meine Fr. Mutter sich oft verwundert / warumb gegenwärtige meine Wase höher geehret und beliebet ist / als ich /da ich doch keines gemeinen ädelmans Tochter zur Mutter habe / sondern euch / die jederman weis von altem Königlichen Blute entsprossen seyn; aber lasset euch solches hinfüro nicht mehr befremden / dann Leichtfertigkeit findet leider heut zu Tage allenthalben Plaz / und machet diese Ungerahtene so angenehm / welche sich auch nit scheuhet / den Rittern von fremden geringen Adel / deren Ankunfft uns nicht eins wissend ist / die Ringe von ihren Fingern zuverschenken; wie ich dann eben denselben jetzo an unsers neuen Vorschneiders Finger gesehen / mit welchem ihr sie neulich angebunden habet. Frl. Etburg erschrak der Rede höchlich / daß sie darüber erblassete; doch wie sie sehr kluges Verstandes wahr / erdachte sie bald einen Fund / und gab diese Antwort: Ach meine Durchl. Frl. Wase / ists möglich / daß der fremde HofJunker meinen Ring haben sol / den ich vor einer Stunde verlohren / und aus Furcht und Schahm nicht habe nachfragen dürffen / ob er gefunden sey? ging darauff zu mir / und sagete: Herr Ritter / ich vernehme ungefehr von meiner Bekantin einer /daß bey ihm ein Ring gesehen sey / den ich vor einer Stunde verlohren habe; da er nun denselben gefunden / bitte ich freundlich / mir denselben wieder zuzustellen /
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