Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
mich mit gebrauchen lassen; da ich dann meine Stelle so fleissig vertrat / daß der SchiffHerr mich durchaus nicht verlassen wolte / mit Einwendung / weil er mir das Leben erhalten / währe ich schuldig ihm zudienen; welches mir aber ungelegen war / hätte auch lieber meinen Geist mitten in den Wellen zugesetzet / als bey dem Ruder gefristet; dannoch durffte ich mich nicht wegern damit er mich nicht anschmieden / und unter die Zahl seiner Leibeigene / die nimmer vom Schiffe kahmen / verstecken liesse; und nicht desto weniger urteilete er aus meiner Traurigkeit / ich würde ihm / wann ich zu Lande kähme / nicht lange aushalten; daher er dreyen andern ernstlich befahl / daß sie mich nicht vom Schiffe gehen liessen / so lange er mit seinen Leuten ins Land reisete / seine Kauffmanschafft fortzusetzen. Dieses hörete ich selbst an / und beantwortete es mit frölichem Angesichte: mir währe alhie besser als anders wo / und solte er sich meinetwegen nur unbekümmert lassen / massen wann ich in seinem Dienste nicht währe / wolte ich mich bemühen / darein zukommen; machte auch nach seinem Abzuge mit meinen Hütern bessere Kundschafft / zog einen Dukaten hervor / als hätte ich denselben von alle meinem Zehrgelde übrig behalten / und erboht mich / denselben zum besten zugeben / da ihrer einer in die Stad gehen / und uns guten Spanischen Wein hohlen wolte. Diese dem Trunk ohndas sehr zugetahn / danketen mir vor solchen Schmauß / liessen den Wein eintragen / und soffen in kurzer Zeit einen starken Rausch / daß sie wie die Ratzen fest einschlieffen; welche gute Gelegenheit ich nicht verabseumete / band den eingeschlaffenen Hände und Füsse / machte mich aus dem Schiffe / und ließ mich von einem Bohten zu Fusse nach des Römischen Stathalters Schloß bringen / schaffete mir daselbst in der Stad Ritterliche Kleider und Waffen /und legete mich in eine Herberge / da ich aus vielen Ländern neuer Zeitung berichtet werden kunte. Bald des ersten Tages funden sich bey der Mahlzeit zween Spanische Kaufleute / welche auff des WirtsNachfrage berichteten / ihrem Stathalter währe sein junges Weib / eine vornehme Römerin von einem fremden unbekanten Ritter / nahmens Nauzius / entführet /welches kein Mensch erfahren könte / wohin sie kommen währen / und ginge die gemeine Sage / der Stathalter währe ihrer Buhlerey wenig Stunden vor ihrer Flucht inne worden / aber durch Nachlässigkeit hätte er sein bestes verseumet / welches er nun zu späht beklagete / jedoch den Schimpff höher als den Schaden rechnete. Ich wunderte mich der Zeitung hefftig / und kunte daher leicht muhtmassen / das Weib würde gewarnet seyn / und sich beyzeiten aus dem Staube gemacht haben / so daß man meynete / sie währe mit mir davon gezogen. Weil ich dann einen Schiff-Herrn antraff / der gleich nach Spanien fahren wolte /schrieb ich an des Stathalters Sohn und begehrete von ihm verständiget zuwerden / was nach meinem Abzuge sich zugetragen hätte / bezeugete daneben meine Unschuld / und daß ich keinen Gedanken gehabt /mich dergestalt an seinem H. Vater zuvergreiffen /und seinem Ehebette einigen Schandflek beyzubringen. Ich bekam in weniger Zeit Antwort von ihm / er hätte seine Stifmutter gleich wie mich gewarnet / worauff sie in MannesKleidern zu Lande durch Gallien /und also in Italien geflohen währe / würde ohn zweifel sich nach ihren Verwanten in Sizilien verfüget haben / und daselbst heimlich sich auffhalten. Zwar der Stathalter / wie er meiner uñ ihrer Flucht zugleich verständiget worden / hätte / wie auch jederman /nicht anders gemeynet / als daß wir mit einander davon gelauffen währen / hielte auch noch diese Stunde davor / ich würde sie in ein fremdes Land geführet haben / worüber er hin und wieder nachfragen liesse; hätte insonderheit Engeland / Schweden und Dänenmark in Verdacht / da wir uns etwa möchten nidergelassen haben. Ehe ich diese Antwort bekam / lebete ich in Engeland sicher / und meynete aller Gefahr entgangen seyn / da ich doch dem Verderben bald in Rachen gelauffen währe. Ich gab mich bey Hofe an / und wartete dem Stathalter auf / der mich in Dienste nam /und mich vor seinen HofJunker und Vorschneider bestellete / dessen Bruder Tochter / Frl. Etburg / ein trefliches Fräulein / mir ihre gute Gewogenheit unterschiedliche mahl zuverstehen gab / wiewol mit so höflicher Zucht / daß kein anwesender dessen einigen Argwohn schöpffen kunte. Sie ward von dem Fürstlichen Frauenzimmer etwas verächtlich gehalten / weil sie
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