Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
damit ich darüber nicht in ungleichen Verdacht gerahten möge. Alsbald fiel mir ein / was die Ursach seyn würde / trat mit ihr nahe zu der Stathalterin / daß sie uñ Fr. Pondizea meine Antwort wol vernehmen kunten / fassete den Ring zwischen zween Finger /und sagte: Hochgebohrnes Fräulein; ich habe ja einen Ring funden / unwissend wem er zustehet / und ist mir sehr lieb / daß ich ihn an gehörigen ort wieder einliefern kan / hätte auch alsbald solches gerne verrichten wollen / wann die Unwissenheit mich daran nicht verhindert hätte / und bitte untertähnig / mir ein solches nicht ungleich auszulegen. Sie bedankete sich vor die überlieferung mit kurzen Worten und schlechter Bezeigung / kehrete sich zu ihrer Frl. Wase / und sagte zu ihr: Ich bedanke mich billich / daß ihre Liebe mir befoderlich gewesen / meinen lieben Ring wieder zubekommen / bitte daneben von Grund meines Herzen / mich des ungleichen Verdachts zuerlassen / ob solte ich durch Geschenke und Verehrungen suchen /mich bey Mannesbildern beliebet zumachen / welches mir nie in den Sin gestiegen ist / wil auch / da ich dessen kan überzeuget werden / die gebührliche Straffe der leichtfertigen Unkeuscheit auszustehen mich nicht wegern; und solte ich von einigem Menschen höher als meine Frl. Wase geehret seyn / müste mir solches schmerzlich wehe tuhn / wolte auch nicht unterlassen / mich an solchem groben Menschen zurächen; dann ich erkenne meine Geringfügigkeit sehr wol / und daß Euer Liebe Vortrefligkeit ich nicht zuvergleiche bin /aber doch willens / meiner Ehren und guten Nahmens fleissige Hüterin zu seyn. Frl. Pondizea lief vol Zorn /daß sie dergestalt solte auffm fahlen Pferde ertappet werden / rief mich deswegen herzu / und fragete mich unwürsch gnug / ob ich nicht gestanden hätte / daß mir der Ring geschenket währe. Ich gab ihr zur Antwort: Ich hätte ja solches / aber nicht von diesem / an dessen Gegenwart ich nicht mehr gedacht / sondern von einem andern Ringe geredet / und da ihre Gn. einen andern gemeinet hätte / bähte ich meines Irtuhms üntertähnige Vergebung / welcher daher gnug könte erkennet werden / daß ich hinzu getahn / es währe mir dieser Ring / nehmlich der am Goldfinger /von meiner Schwester geschenket worden. Ihre Frau Mutter kam ins Mittel / und gab vor / es währe ein schlechter Verstoß / der sich leicht zutragen könte; aber die Tochter bezeigete sich so unsittig / daß man leicht zuschliessen hatte / sie ginge mit nichts gutes schwanger; wie sie dann alsbald einen Trabanten zu sich gefodert hatte / und ihm befehl getahn / mir /wann ich heimgehen würde / selb vierde auffzuwarten / und mich ungescheuhet hinzurichten / welches von ihrem Herr Vater also befohlen währe / und er samt seiner Geselschafft bey Leib und Leben heimlich halten solte. Dieser wahr willig / es ins Werk zurichten /als zu welchem Dienst sie ohn zweiffel seiner ehemahl muste gebrauchet haben; nur geschahe zu meinem Glük / daß mein Leibknabe unvermerket anhörete / da dieser sich mit andern beredete / auff was Weise / und an welcher Ecke sie mich ansprengen wolten / auch / daß sie dessen von dem Fräulein eine reiche Vergeltung hoffeten. Ich ward dessen alsbald berichtet / hieß meinen Knaben schweigen / und unser beide Pferde geschwinde fertig machen / wahr auch gleich willens mich unvermerket hinweg zustehlen /da sich ein klägliches Geschrey erhuhb / Frl. Etburg währe in ihr eigen Messer gefallen / und alsbald Todes verbliechen. Bald vergaß ich meines eigenen Unglüks / lieff dem Gemache zu / da der Unfal solte geschehen seyn / und fand es leider also / wiewol aus allen Umständen gnugsam erschien / daß Frl. Pondizea diesen Mord mit ihrer unbarmherzigen Faust selbst begangen hätte / gestaltsam der TodtenLeiche ein kleines Messerchen im Herzen steckete / welches ja nicht kunte hinein gefallen seyn / auch ihre Leibdienerin geruffen hatte: O mein Gn. Fräulein wird erstochen; wahr aber von der Tähterin durch harte Dräuung bald gestillet. Mir wahr nit anders zumuhte /als währe der Scharffrichter hinter mir gestanden / mir den Schedel herunter zuschlagen / drehete mich bey dem grossen Getümmel artig hinweg / meidete die bestimmete Mordecke / und durch einen zimliche Umweg kam ich an meine Herberge / woselbst mein Diener alles nach meinem Willen verfertiget hatte; setzeten uns zu Pferde / und weil ich mit dem Tohrhüter wol daran wahr / ward ich willig außgelassen; da seumete ich nun nicht / sondern ritte nach dem nähesten Hafen /
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