Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
vorbey gehen zulassen weiß / nur daß ich daher die hohe unverdienete Gewogenheit erkenne / mit welcher ihre Vortrefligkeit mir zugetahn ist / dann eine Todsünde würde mirs seyn / wann an ihrer aufrichtigen Träue ich das allergeringste zweifeln solte; dafern nun gleichwol mir als einem jungen Fräulein nicht verarget würde /ihrer Hocheit vorgebrachtes in etwas zubeantworten /gestehe ich / daß ich meinen Fräulein-Stand annoch sehr weit hinaus gesetzet habe / und zwar eben aus den jezt eingeführten Ursachen / daß wir Fräulein wegen Mangel unsers gleichen / das Glük abwarten müssen / dessen ich mich noch nicht vermuhten kan /angesehen meine Jugend und andere Unvolkommenheiten deren ich mich unterworffen weiß / welche mich dann sehr zweifeln machen / daß der Königliche Fürst und einige Erbe der Dänischen Krone meiner groß achten / oder sonst Neigung zu mir fassen solte /es währe dann / daß meine Gn. Fr. Wase ihn darzu anreizete und beredete / welches ihm sonst sein eigen Herz nimmermehr eingeben würde. Ach nein / mein Schwesterchen / sagete Valiska; eine solche Beschaffenheit hat es trauen mit der Liebe nicht / daß sie durch eines andern Geboht in des Menschen Herzen könte gezeuget werden / sondern die innerlichen Bewägungen wirken und blasen diese Funken auff / welche durch Schönheit / Tugend und Freundligkeit geschüret / und in kurzer Zeit in volle über sich schlagende Flammen verkehret werden; und versichere sich meine Frl. Schwester nur kühnlich / daß hefftigere Liebes-brunst nicht bald mag gefunden werden / als welche in dieses auffrichtigen tapffermühtigen Fürsten Seele gegen ihre Vortrefligkeit brauset / so daß ihm unmöglich ist / selbe länger zuverbergen. Ob er nun Euer Liebe wert sey / oder nicht / wil ich vor dißmahl nicht berühren; einmahl ist gewiß / daß die beyde Kronen Dänenmark und Schweden / eine der andern nichts bevor gibt / und haben wol ehe durch Heyraht vertrauliche Freundschafft gestifftet; deßwegen wolle Eure Liebe sich etwas eigentlicher erklären / damit ich wissen möge / ob der Mann ihr beliebet seyn könne; dann wann die Gemühter sich nicht solte vereinbaren wollen oder können / währe viel besser gelassen / als getahn. Ach meine Gn. Fr. Wase / antwortete Frl. Schulda / ich bitte zum höchsten / mir meine Blödigkeit nicht ungleich auszulege / vielweniger mich in den Verdacht zu zihen / ob solte ich aus frevelmühtigem Stolze mich über diesen Königlichen Fürsten erheben / den Eure Hocheit als einen Bruder liebet; hat mir der Himmel dieses oder ein ander Glük ausersehen / wird sich mit der Zeit schon entdecken /welches ich aber so wenig wissen als sagen kan / in Betrachtung / daß ich unter meiner lieben Eltern Gewalt bin / und dieselbe / wie in allen andern / also auch in diesem falle mir völlig zubefehlen haben. Königin Valiska wolte hierauff antworten / aber sie sahe Fürst Olaff herzutreten / daher foderte sie das Fräulein auff / und führete sie ihm mit diesen Worten zu: Memento tui, & desine latere. Das ist: Nehmet eurer selbst wahr / und höret auff / euch so verborgen zu halten. Wodurch ihm der Muht wuchs / daß er vornam /dem Fräulein seine Liebe zuerklären; wie er dann nach geendigtem Tanze sich zu ihr nidersetzete / und also anfing: Mein Fräulein wolle mir / bitte ich / diese
Grobheit verzeihen / die mich kühn machet / einer so treflichen Königlichen Fräulein mein dienstergebenes Herz gehorsamst auffzutragen / nachdem ich nicht gläuben kan / daß einiger Fürst der Welt sich nicht schuldig erkennen solte / ihrer Vortrefligkeit sich zun Füssen zulegen / ungeachtet nur ein einziger unter diesen allen glükselig seyn / und die Gunst der Gefälligkeit davon bringen wird / da dann über den Römischen Käyser selbst ich mich schätzen würde / wann bey ihrer hohen Gewogenheit ich diesen Plaz erwerben / und von ihrer Liebe zum Diener könte auffgenommen werden. Zwar ich kan mich meiner Unwirdigkeit sehr wol erinnern / und daß an das minste ihrer Volkommenheit ich nit reichen mag / es währe dañ / daß mein gebietendes Fräulein bloß aus Gunst mich vor etwas schätzen / und meine Geringfügigkeit gnädig übersehen wolte / welches Zeit meines Lebens zuerkennen / ich mich befleissigen würde / mit dem unbrüchigen versprechen / daß viel ehe der Tod meine Seele dämpffen / als einiges Ding der Welt meine ehrliebende Gewogenheit und dienstbegierigen Willen von meinem Fräulein abwenden solte; und ob ich meines ansuchens
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