Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
anders schliessen mus /als daß ihr der Warheit ganz abgesaget / und den Lügen und Lästerungen euch mit Leib und Seele gewidmet habet / daher ihr solches alles vor eine Erfindung deren Menschen angebet / welche dadurch suchen / ihnen einen Nahmen und sonderliches Ansehen bey andern zu machen. Solches aber müsset ihr keinem verständigen / sondern den unwitzigen vorschwätzen. Ich bleibe dabey / dz Gott warhaftig ist in allen seinen Worten und Werken / und daß alle dieselben von dem Erzlügener getrieben werden / die solches wieder ihr Gewissen leugnen dürfen. Ihr vermässet euch ein grosses / fing jener hierauff an; aber was dünket euch / wann ich alles mein Vorgeben mit einem grossen Wunderwerk bestätigte? Solches Wunderwerk würde euer eigenes Vorbringen ja grossenteils zu Lügen machen / antwortete ich; dann Wunderwerke kan kein Mensch aus eigener Kraft verrichten /sondern es mus durch hülffe eines Geistes geschehen /die ihr alle miteinander vor ein Geticht haltet. Jedoch / wann ihr gleich die Sonne würdet machen vom Himmel steigen / wolte ich euch nicht umb ein Häärlein in diesen stücken mehr gläuben / als vorhin. Als dieser hörete / daß ich ihn so verächtlich hielt / kunte er sich länger nit verbergen / der stolze hoffarts Geist / sondern sagete mit einer erschreklichen brüllenden Stimme: Je so mustu armer Medischer Betler dannoch wissen mit wem du bißher gestritten hast; verwandelte sich auch augenbliklich in eine grausame Drachen /so groß als zehn Elefanten aneinander nicht seyn mögen / und sperrete den Rachen weit auff / als wolte er mich alsbald / wie ein Sandkörnlein verschlingen; mus auch bekennen / daß mir der kalte Angstschweiß ausbrach / und ich anfangs nicht wuste / wie mir wahr; Aber Gottes Kraft / welche in den Schwachen (solches habe ich erfahren) mächtig ist / stärkete mich / daß ich endlich in diese Worte loßbrach: Ich fürchte mich nicht vor viel hundert tausend / die sich umdher wieder mich legen. Auff HErr und hilff mir mein Gott / dann du schlägest alle meine Feinde auff den Backen / und zerschmetterst der gottlosen Zähne. Hierzu behtete ich den Christlichen Glauben und das heilige Vater Unser; worauff mir nicht allein alle Furcht sondern zugleich auch dieses Gespenst verschwand / daß ich endlich sagete: O du elender lügen Geist / woltestu Gottes Almacht leugnen / welche du so hart empfunden hast / indem dieselbe dich aus dem Himmel in die Helle gestürzet / und deine Macht dergestalt gebrochen hat / daß du mir nicht ein einziges Häärlein auff meinem Häupte ohn Gottes verhängnis kränken kast. Ich empfand aber einen schlimmen Stank / mit welchem dieser unsaubere Gast räumete / und ich Ursach nam / ihn noch weiter hönisch zu halten; dankete hernach meinem Gott vor seinen väterlichen Gnaden Schuz / und baht ihn / daß er sich meiner und des verlohrnen Fräuleins gnädig annehmen / und nach diesem Leben uns in die himlische Seligkeit versetzen wolte / welcher Bitte ich dann festiglich hoffe und gläube / von meinem Gott gewehret zu werden. Und diß ist die Anfechtung welche ich ausgestanden / und durch Gottes Kraft überwunde habe. Herkules und Valiska wunderten sich der Erzählung zum höchsten /umbfingen ihn beyderseits / und sageten: Sie könten sich nicht gnug darüber verwundern / daß er die Glaubens Lehre so wol gefasset / und solches doch vor allen Menschen so verborgen gehalten hätte / danketen Gott neben ihn / und wünscheten ihm beständigkeit des Glaubens biß an sein ende.
Des nähst folgenden Tages wurden die verrähterische Buben / Ninisla und Urisla / Vater und Sohn in freier gewahrsam zu Prag eingebracht / und alsbald vor die ganze Konigl- und Fürstliche Versamlung (ohn daß König Notesterich abwesend wahr) gestellet. Sie traten mit gnug frevelhaften Geberden hinein /aber das zuschlagene Gewissen kunte man ihnen wol anmerken / wie wol sie ihnen nicht einbildeten / daß ihre verübete Bosheit hätte mögen kund werden. Der Vater fing alsbald an / die Versamlung zu grüssen /uñ sich dabey zubeschweren / was gestalt die beyden groben Gesellen (auff Neklam und Grozemisla zeigend) ihn und seinen Sohn / ungeachtet ihres Freiherrn Standes / nicht allein mit hochtrabender Verächtligkeit / ohn auffweisung einiges schriftlichen Befehls nach Hofe gefodert / sondern auff seine rechtmässige Wegerung ihn gezwungen / mitzureiten / und ihm nit gönnen wollen / auff der ganzen Reise mit einigem Menschen Sprache zuhalten / welches in diesem
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