Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Käuffer höchlich / versprach alle mögliche Arbeit gerne zuverrichten / und mit gar geringer Speise vorlieb zunehmen. O mein herzgeliebeter Herr und Gemahl / fing hieselbst die alte Königin an zuruffen; ich bitte durch Gott / Eure Liebe wolle mein Herz nicht weiter mit Erzählung dieses gar zu grossen Jammers quählen / sondern vielmehr gedenken / daß der heutige Tag zur sonderlichen Ergetzung des Frauenzimmers bestimmet ist / daß wir demnach ihn nicht gar mit heulen und weinen zum Ende bringen mögen / und lasset uns vielmehr Gottes Barmherzigkeit danken / durch welche Eure Liebe wunderlich errettet ist; solte aber noch etwas zuerzählen übrig seyn / kan solches auff bequemere Gelegenheit verschoben werden. Das sämtliche Frauenzimmer halff mit bitten / daher der König seiner Rede die Endschafft gab / weil er ohn das sahe und wuste / daß kein einiger Mensch an seiner warhafftigen Gegenwart Zweifel trug. Die Gefangenen wurden in Leches /Neda und Gallus bey wesen / jeder absonderlich sehr scharff befraget / da der Sohn bald anfangs alles willig bekennete / und umb einen gnädigen Tod anhielt; der Vater aber gar hart gefoltert ward / welches er beständig erlitte / unter der Hofnung / hiedurch das Leben einzubüssen; als er aber die hefftige Pein länger nicht erdulden kunte / begehrete er Erlassung /und daß er alles aussagen wolte; wie er solches auch umbständlich vorbrachte / insonderheit / daß er selbst gegen das wunder-schöne Fräulein sich hefftig verliebet befunden / und ihr hin und wieder auff dem Gejägde / und wann sie ausgeritten währe / nachgetrachtet hätte / wiewol allemahl vergebens / so dz er mit Händen greiffen mögen / die Götter währen ihre Beschützer gewesen / welches sich nie augenscheinlicher hätte sehen lassen / als da seine Knechte sie schon in ihrer Gewalt gehabt / und sie durch den starken Strohm schwimmend entrunnen währe / wenig Wochen hernach / da sein Schloß verbrunnen / und der König gerettet worden; noch hätte er sich ihrer nicht begeben könne / sondern währe ihr auff der Reise nach Padua stets eine Viertelmeile gefolget /hätte gemeiniglich in einem Dorffe oder Flecken mit ihr und ihrer Geselschafft Herberge genommen / und die Räuber / welche sie erstmahls geraubet / angestränget / nicht nachzulassen / biß sie ertappet währe /einwendend / sie währe ein junger ädler Herr und von grossen Mitteln / der sich mit etlichen Tonnen Goldes loßkäuffen könte / welches sie unfehlbar zugewarten hätten. Ja als sie in der Räuber Händen gewesen /hätte er sich wollen zu ihr hin verfügen / umb zuversuchen / ob er sie durch Auslobung grosser Gelder lösen / und mit sich auff sein Schloß bringen könte; aber die Räuber / insonderheit Gallus / mit dem er unter dem Nahmen Victor / des Abends Brüderschafft gemacht / währen wegen des grossen Verlustes ihrer Völker über ihn unwillig worden / daß er mit genauer Noht sein Leben davon gebracht hätte. Als der Königlichen Geselschafft diese Uhrgicht vorgelesen ward /erblassete Valiska vor Zorn / und fing also an: O du grundgütiger Gott / wie grosse Barmherzigkeit hastu mir erzeiget / indem du mich vor dieses boßhafften Menschen Frevel beschützet; Wie hohe Gnade hastu mir sehen lassen / und noch in meiner blinden Heydnischen Unwissenheit / daß ich nicht umb Ehr / Leben und Seltgkeit kommen bin; davor sage ich dir von Herzen Dank / mein Schöpffer; davor preise ich dich inbrünstig mein Heyland. Hernach erzählete sie den ganzen Verlauff / wie sichs mit ihrer Rettung / da sie durch die Mulda geschwummen / zugetragen hätte /wie solches im Ersten Buche dieser Geschichte ausführlich beschrieben ist. Die anwesende / denen solches mehrenteils unbewust wahr / verwunderten sich zum höchsten über dieses boßhafften Mensche verwägener blinder Kühnheit / welche ihm biß daher so wol geglücket / daß er nie verrahte worden / und begehreten zuwissen / was er doch wegen des Königes vor Gedanken gehabt / als er sein abgebrantes Schloß angetroffen / und keinen Menschen gefunden hätte; worüber er befraget ward / und ungezwungen bekennete: Er währe in den festen Wahn gerahte / der König würde mit verbrant seyn / weil vorerst er versichert gewesen / daß er weder der Sonnen Strahlen hätte ertragen / noch seine krumgewachsene Beine zum gehen oder entlauffen gebrauchen können; und ob er gleich seinen Leichnam oder Knochen im Gefängniß nicht funden / währe er doch in den Gedanken gestanden /die Räuber würden selbe
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