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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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wie lange ich diesen unsäglichen Jammer noch treiben solte / ehe die Seele aus der beschwerlichen Herberge des Leibes Abscheid nehmen würde. Noch rieff ich täglich alle Götter an / sie möchten gnädig abwenden / daß meine liebe Tochter / die von dem Himmel selbst zu aller Tugend gezogen würde /dem boßhafften Menschen nicht in die Hände fiele; worin ich von den gütigen Götter ohn Zweiffel erhöret bin. Als ich nun dieses Elend die drey viertel Jahr durch in der engen Finsterniß gebauet hatte / und die liebe Sonne mich wiedersehen wolte / trug sich zu /daß Ninisla mit seinem Sohn außgeritten wahr / und eine starke Schaar Pannonischer Räuber sein Schloß überfielen / welche alle Menschen / groß und klein erschlugen / die verschlossenen Tühren und Kasten öffneten / und allen Raub auff Wagen luden. Ich hörete den Jamer und das Klagen der sterbenden / auch dz die Pannonische Sprache überal ging / daß sie auch endlich mein Loch mit einer Axt auffschlugen / der Meinung / einen verborgenen Schaz daselbst anzutreffen. Sie funden mit bald / und frageten / wer ich währe. Da gab ich zur Antwort: Ich währe ein armer Mann / Bürger-Standes / und hätte der Herr dieses Schlosses mich vor drey viertel Jahr in diß Loch geworffen / sint der Zeit ich keines Tages Licht gesehen / mich auch nicht auffrichten oder außstrecken können; bähte sie demnach um aller Götter Willen / sie möchten sich meines Elendes erbarmen / und daß ich hieselbst nit gar verdürbe / mich heraus und mit sich davon nehmen. Diesen Räubern / wie grausam sie sonst wahren / ging mein Elend zu Herzen / weil ich meiner Trähnen nicht sparete / und zogen mich bey den Füssen hervor; aber da ich an die Lufft kam / und meine Augen des Sonnen-scheins empfunden / wuste ich nicht zubleiben / kunte auch auff keinen Fuß treten / noch auffrechts stehen / sondern lag auff der Erden als ein sterbender; sie schleppeten mich aber hinaus / und legeten mich auff einen Wagen / da ich das Angesicht unterwärz kehrete / und meine Glieder fein gemach dehnete und lenkete / auch durch die zugetahnen Finger / die ich vor die Augen hielt / des Tages Liecht gar ein wenig durchscheinen ließ / damit ich nicht gar erblendete. So bald die Beute zusammen getragen und auffgeladen war / zündeten sie das Schloß an allen Ecken und Enden an / daß es ohn zweifel in kurzer frist wird eingeäschert seyn / wovon ich eigentlich nicht zusagen weiß / weil die Räuber nicht lange seumeten / und ich mich in der Lufft nicht umsehen kunte. Die erste Nacht hatten wir unser Lager in einem dicken Gesträuche / daselbst speiseten sie / und teileten mir reichlich mit / zeigeten mir auch an / ich müste mit ihnen / und könte vielleicht noch zur täglichen Hausarbeit wieder angewehnet werden; wogegen ich nicht das allergeringste sagen durffte /und baht sie nur / sie möchten mir erläuben / diese Nacht zwischen ihnen ein wenig umher zugehen / daß meine erstarreten Glieder wieder gelenk würden; welches ich nicht allein erhielt / sondern weil ein Wund Arzt bey ihnen wahr / schmierete mich derselbe an den Gelenken uñ am Rücken / gab mir auch Oel /damit ich mich am ganzen Leibe bestreichen muste /welches mir grosse Hülffe taht / so daß ich am dritten Tage etliche Stunden aneinander mit forthinken kunte / welches mir die höchste Freude wahr / ob wol der Rükgrad mir nicht wieder gerade werden wolte / wie er dann wol biß an mein Ende mich der Gedächtniß meines Elendes erinnern wird. Ich scheuhete mich /einiges Lösegeldes gegen sie zugedenken / und gelebete der tröstlichen Hoffnung / wann ich bey einem Herrn in Dienst getreten währe / wolte ich meine Freyheit desto besser zu werk richten / ward aber heßlich betrogen / weil durch ganz Pannonien bey Leib-und Lebensstraffe gebohten ward / keinen Böhmischen Leibeigene oder Gefangenen loßzugeben / ober umbs Geld sich lösen zulassen / wie dann gegenwärtiger König / Herr Mnata bezeugen wird. Bey Teilung der Beute / ward ich einem verwägene Menschen zugeloset / der aus Spot fragete / was er mit dem alten Krüppel vor Vogel sahe solte / der nirgend besser /als auff der Schindgrube läge; trat auch mit dem Worte zu mir ein / und wolte mich mit einer schweren Hacke niderschlagen; aber der mich aus dem Loche gezogen hatte / wehrete ihm / und erlegete vor mich den dritten Teil einer Krone; So teur ward der Böhmische König dazumahl geschätzet / und auff seinem eigenen Grund und Boden verkaufft. Ich bedankete mich gegen meine

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