Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
verrichten seinen Befehl oben im Himmel uñ hie nieden auff Erden / in dem sie alle gläubige und fromme Menschen schützen / uñ den Kindern Gottes zum besten /wieder die Teufel zu Felde liegen.
VII. Die bösen Engel aber verführen die Menschen / stellen den gläubigen und frommen Kindern Gottes nach / und beschädigen sie / so viel ihnen Gott verhänget oder zulässet; und zwar sind sie mächtig in ihren Werkzeugen den gottlosen Menschen und Zäuberern.
IIX. Und haben die bösen Engel ihre Feindschaft gegen das menschliche Geschlecht / bald im anfange der Schöpfung blicken lassen / in dem ihr Oberster unsere erste Mutter die Even zur Sünde verleitet /welche hernach ihren Mañ den Adam auch darzu verführet hat.
IX. Hiemit ging es also zu: Es hatte Gott diese erste Menschen nach seinem Ebenbilde / in volkommener Weißheit / Erkäntnis / Heiligkeit und Gerechtigkeit erschaffen (den Mann aus einem Erdenkloß /das Weib aus einer Riebe des Mañes / und solchen erschaffenen Leibern eine erschaffene vernünftige Seele eingegossen) ihnen die Unsterbligkeit mit geteilet / sie in den Lustgarten des Paradeises gesetzet / und ihnen allerley Früchte des Garten zugeniessen erläubet / nur daß sie von dem Baum des Erkäntnis gutes und böses (wie er nach dem Sündenfal geneñet ist) sich bey Straffe des zeitlichen Todes und der hellische Verdamnis enthalten solten; da ihnen Gott auch den Baum des Lebens gegeben hatte / durch dessen Früchte sie bey steter Jugend und Kraft solten erhalten werden.
X. Da nam nun der Teuffel von dem verbohtenen Baum Anlaß und Gelegenheit / die ersten beyden Menschen / uñ alle ihre Nachkomen ins Verderben zu stürzen / auff daß er in der hellischen Verdamnis Geselschaft hätte / weil er ihnen nach seiner angenommenen Bosheit / die Seligkeit mißgönnete; er versteckte sich in die Schlange / redete aus derselben mit Even / und durch seine Lügen (als wann die Menschen durch niessung der Frucht dieses verbohtenen Baums Gotte selbst gleich werden könten) erweckete er ihr die Begierde / solche Frucht zugeniessen / daher sie endlich von solcher Frucht aß / und ihrem Manne auch davon zu essen gab.
XI. Da ward nun Gott durch solche Ubertretung seines ernstlichen Gebohtes zu Zorn gereizet / daß er die Menschen der eingegossenen Gnade (die in ihnen alle Volkommenheit der Seelen und des Leibes wirkete) wieder beraubete / und die sündlichen Begierde in ihnen wuchsen und zunahmen / auch alsbald ihre unzimliche Bewägungen empfunden / und nach Kleidung sich umsahen / da sie vorhin ohn alle scham und ärgernis nacket gingen / uñ ihnen weder Frost noch Hitze / noch Ungewitter / noch Schläge / noch Feur /noch Gift / noch wilde Tihre håtten Schaden oder Schmerzen bringen können.
XII. Sie flohen auch wegen begangener Sünde vor dem Angesicht Gottes / als die sich ihrer übertretung wol bewust wahren / und meineten (so unwissend wahren sie schon worden) sich vor dem alwissenden und algegenwärtigen Gotte zuverbergen.
XIII. Noch dannoch erzeigete ihnen Gott gnade /indem er sie wieder aus Erbarmung vor Kinder annam / da er zwar den zeitlichen Tod ihnen und allen ihren Nachkommen zum Sündenlohn aufflegete / aber doch ihnen wieder ein Mittel zur Wiederbringung der Seligkeit ordente und mitteilete.
XIV. Dieses Mittel wahr in der ersten Gnaden-Verheissung begriffen / da GOtt sagete: Des Weibes Samen sol der Schlangen den Kopff zutreten. Das ist / die andere Person der Heiligen Dreyfaltigkeit / der ewige Sohn Gottes / oder das wesentliche Wort Gottes /solte in der Völle der Zeit aus dem Leibe ber Jungfrauen Marien / unsere Menscheit (einen wahren Menschlichen Leib / und eine wahre menschliche Seele in seine persönliche Vereinigung) annehmen /und in solcher angenommenen Menscheit / nicht allein an unser stat das Gesez Gottes ohn Tadel erfüllen / sondern auch vor unsere Sünde büssen / und dadurch die Macht und Gewalt der hellischen Schlangen oder des leidigen Teufels von uns abwenden.
XV. Diese gnädige Verheissung Gottes richtete unsere ersten Eltern und ihre Nachkommen (welche alle miteinander die Sünde von ihren Eltern durch die fleischliche Geburt erben / und krafft solcher Erbsünde / den wirkliche Sünden nachhängen) wieder auff /daß sie durch den Glauben auff diesen versprochenen zukünfftigen Erlöser gestärket / sich der Gnade Gottes trösteten / und in Hoffnung / die Seligkeit nach dem Tode zuerlangen / ihr Gewissen beruhigten; jedoch musten sie in rechtschaffener Gottesfurcht und
Weitere Kostenlose Bücher