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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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beleidiget befand / daher Libussa jhr diesen Irtuhm bald wieder benam / und daß alles ihr ertichteter Schertz wåhre; Herkules Zucht währe jhr ja bekant / welche sie nicht in zweifel zihen würde; Aber / sagte sie / wolte oder könte Ihre Gn. ihm nicht gönnen / euer nacketes Bildniß zusehen / da sie ihn doch nicht allein nacket beschauet / sondern des schändlichen Pannoniers Blut von seinem blossen Leibe abwaschen helffen? Solches geschahe / antwortete sie / aus kindlicher Einfalt uñ schwesterlicher Liebe / weil ichs vor sein selbst eigen Blut hielt / und die vermeynete Wunde suchete. Meynestu Nårrin aber wol / daß ich mich einem schlimmen Mahler würde nacket vorstellen / mich abzubilden. Ich kan die Kunst selber / sagte Libussa / drum komme Eure Gn. mit mir / so wil ich den Pinsel alsbald ansetzen. Halt ein mit deiner Thorheit / antwortete sie / und wiltu ein abgemahletes Weibesbild haben / so laß dich abschildern / und öffentlich aushängen / ob einer währe dem du gefallen köntest; Höre aber liebes Kind / ich wil nun meine Klage- und Traurlieder alle mit einanderverbrennen / und nach diesem der Hofnung und Beständigkeit Gesänge tichten / wañ ich nur bald Gelegenheit hätte / ihm sein Schreiben zu beantworten. Es wahr dieses Fräulein vor ohngefehr einem ViertelJahre in das sechszehende Jahr jhres Alters getreten /aber schon so manbar / daß man sie vor siebenzehnjährig schåtzete; ihrem großmuhtigen Hertzen und geschiklicher Vernunfft taht kein ander ich was bevor /daß jederman sie vor ein Wunder der Welt / uñ volkommenes Meisterstück des Himmels hielt / ward auch nach jhres Herrn Vaters Hintrit nicht viel minder von den Landständen / als eine herschende Königin geehret. Der Himmel hatte sie mit einer überschwenglichen Schönheit begabet / daß wer sie sahe / sich an jhr vergaffete / als an dem volkommensten Kunstwerk dieser Irdischeit. Von Art und angebohrner Eigenschaft wahr sie frisch und ohn Schwermühtigkeit /aber sider Herkules Entführung ganz umgekehret /daß man sie immerzu traurig sahe / und zu keiner frölichen Geselschafft bringen kunte. Ihre einige Vergnügung wahr Jungfer Libussa / welche jhr Herz in Händen hatte / uñ aller ihrer Heimligkeit Wissenschafft trug / so gar / daß das Fräulein die allerinnersten Gedanken ihr nicht verbergen kunte / und währe diese nicht gewesen / würde sie ohn Zweiffel drauff gangen seyn. Ihrer Fr. Mutter zu gefallen / muste sie bißweilen sich frölich erzeige / aber so gezwungen ding es wahr / so selten geschahe es auch / da dañ die Trauertråhnen sich gemeiniglich mit einmischeten / dessen zwar die Mutter offt wahr nam / aber deren eigene Ursach aus ihr nicht bringen kunte / sondern da wante sie anfangs ihres lieben Bruders Abwesenheit / nachgehends auch des Vaters elenden fall und Untergang ein; Ja / wann sie ihre Mutter traurig und betrübt sahe / wuste sie solches als eine quelle ihrer Trähnen anzugeben / weil ihre Schwermuht nicht abe- sondern biß an Wenzesla Ankunfft täglich zunam / welche sie zuzeiten durch Tichtung allerhand Klage Lieder suchte zuvertreiben / und wahr doch nicht anders als wann man Oel ins Feur schüttet. Ausser diesem einigen Verlust ihres liebesten Herkules / wahr nicht leicht etwas / welches sie zur sonderlichen Gemühtesbewägung håtte antreiben können / dann ihr Herz wahr so frisch / ihre Seele so gar ohn Furcht / ihre Geister so munter und zageloß / dz schon in der Kindheit bey eiteler Nacht ohn alle Geselschafft sie von einem Gemache auff das ander ging / und dieselben verlachete /welche vor Gespensten sich so hart fürchteten; dann ob sie wol zugab / daß solche gefunden würden / und zu Nachtzeiten ihr Wesen und Gepölter trieben /muste doch ein Mensch sich vielmehr auff der Götter Schutz und sein gutes Gewissen verlassen / als dergleichen Begebnissen fürchten. Sie wahr so großmühtig / daß sie offt sich verlauten ließ / wann sie dereins eines herschenden Fürsten Gemahl werden solte /wolte sie nit zugeben / daß die Töchter nur bloß zur Hausarbeit gewåhnet würden / sondern anordnen /daß sie täglich etliche Stunden sich im schiessen /werffen und andern Waffen ubeten / daß in zeit der Noht sie sich nicht in Kellern verstecketen / sondern dem Vaterlande zu hülffe kåmen / und ihre Ehemånner nicht im stiche liessen. Weher aber kunte ihr niemand tuhn / als wann man ihr in diesem das Wiederspiel hielt / und weibliches Geschlechts Untuchtigkeit einwendete / dessen ausser ihren Eltern sich

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