Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
solte / daß er sey außgetahn bey derselben / die er weit über sich selbst liebet / und vor allen jrdischen Menschen der Welt erhebet. Es erhält jhn aber bißher noch / ihre ihm bekante auffrichtige Tugend und Redligkeit / welches umb ein grosses vermehret hat der übergeschikte Gruß und das höchstangenehme Armband / welches von seinem Arme nicht kommen wird / es sey dann / daß er noch weitere und festere Versicherung habe dessen das da hoffet und inniglich wünschet / Ihrer unvergleichlichen Volkommenheit untergebenster Knecht /bißher Oedemeier / jetzt wieder genant Herkules. Geschrieben aus Rom am XXII Tage des Jenners / im Jahr nach meines Heylandes Geburt CCXXVI.
Das verliebete Fråulein ward uberauß hoch erfreuet / da sie dieser Bestendigkeit innen ward / vermerkete aber doch zugleich zweyerley; als daß vor erst er diese Zeit über in schlimmer Dienstbarkeit müste zugebracht haben / welches ihre Seele zum trähnenden Mitleyden bewägete; hernach / daß er gleichwol ein sehr angenehmes Laabsal in diesem Unglük / in Erkäntnis Gottes bestehend / funden / worüber sie sich herzlich erfreuete; dann ob zwar sein Herr Vater ihrer Fr. Mutter hatte zugeschrieben / wie sein Sohn Herkules nicht allein seine alten Götter schändete / sondern einen neuen gekreuzigten angenommen / und in eine abscheuhliche Geselschafft / die Christen genennet /sich begeben / welche aller Keuscheit und Tugend abgesagete Feinde / in heimlichen Sünden uñ Schanden sich wälzeten / und daher von der Obrigkeit allenthalben durchåchtet und gestraffet würden / kunte doch weder sie noch ihre Fr. Mutter ein solches dem züchtigen fromen Herkules zutraue / insonderheit / weil nur die Teutschen Pfaffen solches ohn Grund redeten /die in dergleichen Sachen sich ohn daß wieder andere Götter gerne gebrauchen liessen / daß sie die ihren desto höher erheben / und sich selbst dadurch ein Ansehen machen möchten; doch dachte sie dißmahl diesem lezten gar wenig nach / sondern trug sehnliches Verlangen / des widrigen außgestandenen Unglüks Wissenschafft zuhaben / ging demnach wieder hin zu Wenzesla / der sich unterdessen fein bedacht hatte /wie er alles ordentlich vorbringen wolte / welches er ihr rühmete / und nach der Königin mitzugehen anhielt; sie aber zuvor von ihm zu wissen begehrete / ob ihm Herkules Begebnissen / in was Stande er bißher gelebet / nicht bewust wåren; welches er ihr alles anmeldete / wie er von Pannonischen Räubern im Bömischen Walde weggeführet / durch andere Römische denen abgenommen / und nach Rom gebracht / woselbst er einem Geizigen Herren / vor Leibeigen verkaufft worden / dem er die Pferde putzen und abrichten / auch andere schwere Arbeit über sich nehmen mussen / und dannoch davon frey zu werden nicht begehret / weil er sich in eine neue Lehre verliebet gehabt / davon er weder mit güte noch bedräuung des allerschåndlichsten Todes könte abgebracht werden /sondern hielte sich noch vor glükselig / wann er umb solcher Lehre willen sein Blut zuvergiessen solte gewirdiget seyn; wie ich dann / sagete er / solche Leute auff meiner hinreise in Italien selbst gesehen / welche sich lieber lebendig auffs Feur setzen liessen / als dz sie den Römischen Göttern ein wenig Weir auch hätten auff die Kohlen streuen wollen. Das übrige wuste er nun aus Ladisla Munde zuerzählen / der ihm solches alles umbständlich kundgetahn / auch wie er nach fleissiger Nachforschung / seiner Leibeigenschafft endlich währe inne worden / und ihn wieder loßgemacht. Sie fragete / ob dann ihr Herr Bruder nicht allezeit bey Herkules zu Rom gewesen? Nein sagte er; er hat sich / weiß nicht wo / in Kriegsdiensten auffgehalten / da er vermeynet / seinem Herkules am besten nachfragen zu können / auch daselbst endlich so viel außgekundschaffet / daß er seines zustandes berichtet worden / selbst nach ihm gereiset / und durch seines Feldherren Vorschrifft ihn loßgemacht hätte. Ey / antwortete sie / so werden sie noch wol an ihr Vaterland gedenken / und zu rechter Zeit sich einstellen; aber wir wollen nach meiner Fr. Mutter kehren / und meines Herren Bruders Erklärung vernehmen. Diese aber saß in schweren Gedanken / überlegte den gelesenen grösseren Brieff auffs genaueste / biß sie endlich an den andern auch gedachte / welchen sie eben durchsahe / als das Fräulein wieder zu ihr kam /und diesen Inhalt lase: Gnädigste Fr. Mutter und Königin; daß mir eine lautere unmögligkeit sey / die schwere Last der Kron und Herschafft in
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