Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
verringert seyn / da ich jhn noch diese Stunde vor verbindlich halte / und biß an meines Lebens Ende halten wil. Daß aber mein Herr Bruder nicht hier bey uns ist / so würde mich ein solches von dem Meinäide nicht befreyen / so lange ihr mir nicht dartuhn könnet / daß die Götter auch nicht bey uns seyn / bey welchen ich geschworen habe. Klogio wahr durch diese Antwort dergestalt beschämet / daß er kein Wort dawider reden kunte; endlich noch fing er an: Durchl. Fräulein / ist etwa ein verflogen unbedachtsam Wort aus meinem Munde mir entwischet /daß ich aus Kummer über meines Durchl. Großfürsten elenden Zustand nicht alles so genaue überlegen kan / bitte ich untertähnigst / mir solches gnädigst zu verzeihen; Und nachdem ich einen solchen hohen Verstand bey Eurer Durchl. Jugend finde / welcher in wenig grauen Häuptern zu suchen ist / so flehe dieselbe ich durch alle Götter an / vor meinen fast leztzügigen Großfürsten eine heilsame Arztney mir gnädigst mitzuteilen. Solte euer Großfürst meinet wegen in einige Ungelegenheit gerahten seyn / solches würde mich nicht wenig bekummern / sagte sie; und ist es euch ein Ernst / bey mir Raht zu suchen / so wil nach meinem geringen Verstande ich euch einen solchen mitteilen / welchen verhoffentlich kein Verständiger tadeln / und kein Mensch verbessern wird. Unterrichtet euren Fürsten / oder führet jhm zu Gedächtniß / daß ein jeder / er sey Fürst oder Baur / seinen Willen in der Götter Willen hinstellen / und mit deren Schickung allemahl friedlich seyn müsse / so daß wider deren Versehung er nichts begehren sol; Hat nun der Himmel mich diesem euren Großfürsten zum Gemahl ausersehen / als dann werden die Götter es fügen / daß mein Herr Bruder sich dagegen nit sperre; würden aber die Götter mit eurem Großfürsten / wie auch mit mir ein anders vorhaben / alsdann wird unser keiner den Himmel stürmen / noch den Schluß der allwaltigen Versehung brechen können; ich meines teils versichere den Herrn Gesanten / daß kraft meines getahnen äides ich nicht anders fahren kan noch wil /sondern lieber tausend Seelen / wann ich sie hätte /mit meinem Blute außspeyen / als mich in der Götter schwere und unvermeidliche Ungnade stürtzen. O ein guter und heilsamer Raht vor einen vernunfftmächtigen Menschen / antwortete Klogio / aber wo die Liebesbegierden die Herschaft führen / da hilfft er zu nichts / als zum schleunigen Verderben. So muß auch ein Mensch lieber verderben / als wider die Götter sich aufflehnen / antwortete sie / und ist dieser Raht eurem Großfürsten nicht behäglich / müsset ihr euch nach einem bessern umtuhn / aber danebe wissen /daß wann eures Königes von euch angeführete Reden / zur Bedräuung solten gemeynet seyn / nehmlich / er wolle sein gantzes Vermögen dran setzen / mich seinem Sohn zu liefern; sage ich euch zu / daß eures Königes Vermögen / ja der gantzen Welt Macht nicht stark gnug sey / mich von der Götter gehorsam abzuschrecken / als lange ich solcher Gottlosigkeit durch einen ruhmwirdigen ehrlichen Tod vorkommen kan; und wil auff solchen unverhoffeten fall euch gewißlich nicht bergen / daß gleichwol hinter dem Berge auch Leute wohnen. Wil nun euer König weißlich handeln / wie er ja wegen seiner vorsichtigen Klugheit hochberühmet ist / so wird er meines Herrn Bruders Erklärung erwarten / ob gleich dieselbe sich in etwas verweilen dürffte / insonderheit / weil wir beyderseits noch so zu rechnen Kinder sind / und zu heyrahten Zeit genug vor uns haben; Dieses ist meine Erklärung / dabey bleibe ich beständig biß in den Tod. Ich muß mich damit befriedigen lassen / antwortete er / wie wenig Trost auch mein Fürst daraus zuschöpffen hat /nur wolle Eure Gn. meines Königes erbieten gegen seinen lieben Sohn nicht gefährlich ausdeuten. Eines aber hoffe ich noch zuerhalten / daß Eure Durchl. dieses von dero ergebenem Knechte geschriebene Brieflein gnädig anzunehmen jhr werde gefallen lassen; mit welchem Worte er solches einzuliefern bedacht wahr; dessen sie sich aber also wegerte: Es wil einem züchtigen Fräulein nicht anstehen / hinter ihrer Fr. Mutter Wissen von jungen verliebeten Fürsten / Briefe zu nehmen / aber wann er mir solchen in dero Gegenwart darbeut / und ihr Befehl mit zustimmet / bin ich darzu willig. Muste also der gute Klogio auch hieselbst einen blossen schlagen / und das Schreiben zurük halten / weil er ausdrüklichen Befehl hatte / es ihr in geheim beyzubringen; Und als er sahe / daß
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