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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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sie alsbald vor dieselbe / welche er stets dey dem Fräulein zu Prag gesehen hatte / wolte sich aber ihr nicht alsbald offenbaren / noch die Räuber überfallen / sondern redete sie freundlich an; er såhe / daß eine erbare Geselschaft bey einander währe / uñ weil er samt seinen Gefärten von der Reise ermüdet / uñ unter dem schweren Reuter harnische / welches er zu fusse trüge / etwas matt worden / hätte er lust ein Stündichen frölich und guter dinge mit ihnen zu seyn / insonderheit / weil es hie so schönes Frauenzimmer gäbe. Die Råuber hatten ihr Gewehr neben sich liegen / verwunderten sich ihrer stillen Ankunfft / da sie doch von fuß auff gewapnet wahren / und ungeachtet ihres widrigen vorgebens / ausser Zweifel zu Pferde müsten ankommen seyn; stutzeten daher anfangs /endlich antwortete der vornehmste: er und die seinen hätten in diesem Hause nicht zu gebiete / und wann sie dem Wirte wilkommen währen / müsten sie auch friedlich seyn. Der Wirt aber redete alsbald darzwischen / er hätte sein Haus voll Gäste / welche alle reisende Kauffleute währen / und sie umb anderer willen nicht ausweisen könte; wer ehe kähme der mahlete ehe; müsten also nach einer andern Herberge sich umsehen / deren es im Flecken gnug gäbe. Herkules aber sagte zu ihm: Gebet euch zufrieden / guter Freund /ich kan hinte nicht weiter gehen / und wollen wir noch vor schlaffens gut Geschir machen; zeigete ihm hiemit eine Hand vol Kronen / und sagete weiter: Diese müssen verzehret seyn / ehe ich aus dieser Herberge gehe /doch mit dem bedinge / daß mir Raum bey der schönen Jungfer gemacht werde; dann ich sehe schon / ihr Buhler gefället ihr nicht / ob ich mich etwa zutähtiger machen / und ihr Herz besser gewinnen könte. Zu dem Räuber aber sagete er: Guter Freund / stehet nicht mit euch zuhandeln / daß mir die Jungfer zu teil würde / nachdem / wie ich merke / sie euch ihre Gunst nicht geben wil. Dieser merkete unraht / und stellete sich gleichwol zornig; was er ihm die Jungfer anzufodern hätte? dieselbe währe sein / und hätte sonst niemand Ansprache auff sie / hoffete auch vor sich allein Freude mit ihr zu haben. Herkules antwortete: wie aber / meine liebe Jungfer / wollet ihr nicht lieber mir beywohnen? Sehet da / ich versichere euch Ehr und Leben / und alles was ihr wünschet / das in meinen Händen stehet. Die Jungfer ward inniglich seuffzen /empfing doch etwas Hoffnung aus dieser Rede / und durffte gleichwol vor Angst kein Wort sprechen; dann ihr nähester Beysitzer machte sich schon zum Gefechte bereit / greiff zum Degen / und ermahnete die seinen / geherzt und frisch drauff zuschlagen. Aber Herkules zog von Leder samt die bey ihm wahren / und sagte: Ihr meinäidigen ehrvergessenen Bösewichter /bald ergebet euch dem Römischen Stathalter zu Padua / oder ihr sollet alsbald in stücken zerhauen werden; rief auch zur Tühr hinaus: Herein / und packet mir diese leichtfertigen Schelmen an / daß ihrer keiner entrinne. Worauff Leches mit etlichen ungestüm zur Tühr hinein drang / welches die Räuber sehend / sich nach den Fenstern kehreten / in Meynung hinaus zuspringen / sahen aber nach Eröffnung / daß alles mit Bewapneten besetzet wahr. Herkules foderte ihnen die Schwerter ab / welche sie willig von sich gaben / und vor Angst kein Wort sprechen kunten. Leches / so bald er die Jungfer sahe / deren er sein Herz schon etliche Jahr / aber bißher umbsonst angebohten hatte /kunte seine Flammen länger nicht bergen / trat mit entblössetem Häupte vor den Tisch / damit sie ihn kennen möchte / und sagte: Jungfer Libussa / hochgeliebte Wase / wie gehets euch alhier? habt ihr auch irgend Schande und Schmach von diesen Buben erleiden müssen? Die geängstete Jungfer kennete ihn alsbald / und antwortete: O herzlieber Vetter Leches, wie kommet ihr mir zu so gelegener Zeit zuhülffe! sprang hiemit über den Tisch zu ihm / und sagte weiter: Meine Ehre ist GottLob añoch unverletzet / wañ nur unser Gn. Frl. möchte gerettet seyn. Herkules befahl /dz man die Räuber samt de Wirte festbinden solte /zohe den Helm ab / und ümfing die Jungfer gar freundlich / boht jhr auch einen Kuß / und sagte zu jhr: Ich freue mich sehr / daß ich meine geliebete Freundin gesund und ungeschmåhet antreffe / und an jhr einen guten Anfang der Erlösung gemacht habe. O Durchl. Fürst / antwortete sie / hat jhre Gn. üm mich unwirdige so grosse Mühe über sich genommen? Nun nun / die Götter retten nur unser allerliebstes Fräulein; was ich dann

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