Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Mein Gallus / ich habe gezweiffelt / ob jhr mir über Meer zu folgen bedacht währet / weil ich nun eure Meinung verstanden / sol mir zu dieser Reise kein Mensch lieber seyn als jhr / weil ich euch als einem Christen am sichersten Trauen kan; also wil ich euch nun meiner Heimligkeite mehr vertrauen / als ich meinen allerbesten Freunden nicht tuhn würde / und wisset demnach / daß der gefangene Jüngling inwarheit ein gebohrnes Königliches Fräulein / mir nicht allein mit Blutfreundschafft verwand / sondern auch meine verlobete Braut ist / und Herrn Ladisla / von dem ich heut geschieden bin / leibliche Schwester; die Jungfer welche bey jhr ist / wie auch die erlösete / sind zwar hohes Adels / aber nur jhre Leibdienerinnen; woraus jhr abnehmen möget / ob ich nicht Ursach habe / mich jhrer Erlösung anzunehmen. Gallus erschrak dessen / verstund hieraus / wes Standes sein Herr wahr / und sagte: Durchleuchtigster Fürst / eure Durchl. bitte ich untertähnigst ümb verzeihung / daß derselben die gebührliche Ehre nicht geleistet habe; betreffend die anvertrauete Heimligkeit / sol dieselbe bey mir sterben. Ich bin mit eurem Erbieten gnug zu frieden / antwortete er / sol euch auch in seiner zeit vielfåltig vergolten werden; ich befehle euch aber vor dißmahl / daß jhr mich durchaus nicht höher ehret / als einen schlechten Herrn Standes / und weil es euch gefålt in meinen Diensten zubleiben / werden wir uns im Namen unsers Gottes / uñ dessen Schuz und Anführung auff den Weg begeben. Wie es euer Gn. beliebet / sagte er / wiewol mein geringer Raht währe / wir gingen zuvor in die Hohle / und nähmen etwas Speise zu uns / unsere Kräfte zustärken / ümb / den bevorstehenden Weg desto frischer wanderen zukönnen. Er lies sich hierzu bereden / weil es schon weit nach Mittag wahr / funden etliche gebratene kalte Speisen /davon sie mit guter Begierde assen; hernach durchsuchete Gallus alle bekante Winkel / sahe wol daß sie rechtschaffen ausgeplündert wahren / fand aber doch noch ein verborge Loch / in welchem er 800 Kronen antraff / welches Zehrpfenniges er sich nicht wenig freuete / brachte alles seinem Herrn / und sagte: Er zweiffelte nicht / Gott hätte jhnen dieses auff die bevorstehende Reise bescheret. Herkules aber versicherte jhn / er solte wegen der Zehrungs kosten jhm keine Gedanken machen / sein heimlicher Schaz den er an Kleinoten bey sich führete / währe zehnmal grösser /als dieses gefundene / wiewol es jhnen auch zustatten kommen könte; solte jhnen aber ein mehres nöhtig seyn / könte er durch Wechsel von Padua haben / so viel er wünschete / obs gleich etliche Tonnen Goldes austrüge. Hierauff rief er den verwundeten Räuber zu sich / hieß jhn Speise nehmen / stillete jhm das Blut mit seinem köstlichen Steine / verband jhm seine Wunden / uñ sagte zu jhm: Guter Freund / nim jezt deines Glückes wahr / welches dir blühet / und verrichte mir einen kleinen Dienst / der sol dir zu statten kommen; Laß dich deine Schwacheit nicht aufhalten /und gehe nach dem Flecken / woselbst der Jüngling gestern geraubet ist / da wirstu etliche Herren antreffen / denen bringe Bericht zu / alles was sich hieselbst zugetragen hat / und daß Gallus mit seinem Gefårten alhie wol ankommen / auch albereit nach dem Meer gangen sey / da sie auf ein Schiff sich setzen und den Seeråubern folgen / auch nicht ümkehren werden / biß sie gewisse Kundschafft wegen des Jünglings eingezogen haben. Dem Vornehmsten aber unter ihnen soltu sagen / mein Begehren an ihn sey vor erst / daß /wo er mein Freund ist / er mir nicht folge / biß ich ihm schreibe / welches geliebts Gott / in weniger Zeit geschehen sol; dieses solt du keines weges in Vergeß stellen. Hernach / daß ich dir Leben / Freyheit und so viel Gelder versprochen / als mein ädler Diener Vierteljahrs Bestallung hat / welches er dir alsbald einreichen wird; und sihe da / nim dieses Trinkgeld mit auf den Weg / und laß dich an deiner Mögligkeit nichts irren; doch soltu eben nicht eilen / sondern kömst morge noch zeitig gnug daselbst an. Hiemit reichte er ihm X Kronen / und nam von ihm äidliche Zusage /daß er alles auffs träulichste verrichten wolte. Nach dieses Abfertigung begaben sie sich auff den Weg nach dem Meere zu / und hatten mancherley Gespräch von geistlichen Sachen / gingen fast biß Mitternacht /ehe sie Leute antraffen / weil sie wegen der SeeRäuber ausgewichen wahren; endlich höreten sie ein Gemurmel hinter einem Gehäge / wohin sie sich in aller
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