Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
bin ein ehrlicher Ritter. Der Bube zohe die Faust / schlug ihn ins Gesichte und sagete: Darfstu noch viel trotzen? Jedoch gib der Zungen urlaub / weil du sie gebrauchen kanst / iñerhalb wenig Stunden sol sie schon ruhig seyn. Valikules litte diese Schmach geduldig /sahe gen Himmel / und baht seinen Erlöser inniglich /daß er ihm wolte gnädig seyn / und da es sein Väterlicher Wille währe / ihn nicht so schändlich ümkommen lassen / damit die teuflischen Pfaffen in Teutschland nicht Ursach zu lästern hätten / ob währe ihm solches wegen Verleugnung der falschen Götzen begegnet. Etliche von dem Hauffen gingen zu dem Herrn des Schlosses / welcher Charidemus hieß / und zeigeten an daß der Verrähter gefänglich hergebracht währe / welcher / ehe er gegriffen worden / seinen Oheim / Ritter Nikokles erschlagen hätte; worüber er sich von neuen eiferte / und hinunter sagen ließ / man solte den gefangenen Doppelt-Mörder hierauf schleppen; welches alsbald geschahe / und Valikules verlangen trug / zuvernehmen / was vor Mordtahten man ihm vorhalte würde. Er ward auff ein zierliches Gemach geführet / in welchem ein alter ansehnlicher Herr auf einem schwarzen Sameten Stuele saß / und neben ihm ein schönes junges adeliches Weib. Dieser empfing ihn mit einem grimmigen Angesichte / uñ redete ihn also an: Bistu da / du mörderischer Bösewicht / der du den treflichen Held und Kriegs Obersten / Herrn Parmenio / meinen leiblichen und einigen Bruder so verrähterlich ermordet hast? Valikules sahe ihn wiederumb ganz feurig an / und antwortete: Herr seyd ihr Ritterstandes / und haltet etwas auff Ritterliche Hocheit / so lasset mich ungebunden mit euch reden / dann ich bin ein Römischer Ritter von hohem Adel / und habe durchaus nicht verdienet / daß ich so schändlich gebunden / und als ein übeltähter geschleppet werde. Die Frau sahe ihn mitleidig an /kunte sich seiner vortreflichen Schönheit nicht gnug verwundern / empfand auch eine solche Erbarmung gegen ihn in ihrem Herzen / daß ihr die Trähnen aus den Augen stiegen / dessen sie sich doch nicht durfte merke lassen. Charidemus antwortete ihm gar höhnisch: Bistu ein Römischer Ritter? Ja / sagte er / als lange mir Gott das Leben göñet. So soltestu auch Römische Ritterliche Tahten begehen / antwortete er /wañ du nicht woltest gebunden seyn. Ich weiß mich durchaus keiner unredlichen Tahten schuldig / antwortete er / welches ich vor allen uñ jeden redlichen Richtern dartuhn wil; aber seyd ihr Ritterlichem Stande jemahls hold gewesen / so erlasset mich der Bande / biß ich mich verantwortet habe. Die Frau wagete es /und baht ihren Herrn / ihn nur bißdahin auflösen zulassen / welches er endlich verwilligte / sprechend: Ob du gleich billich diese Bande trägest / biß dir nach Verdienst gelohnet werde / wil ich dannoch aus lauter Barmherzigkeit dir so viel Gnade erzeigen / deren du doch nicht wirdig bist. Als ihm die Stricke abgelöset wahren / und er sahe / wie ihm die Arme zugerichtet /ging ihm diese Schmach mehr als der Tod zuherzen /fing seine Rede mit höflichen unerschrockenen Geberden an / und sagete: Herr; euer Stand uñ Nahme ist mir unbekand / daher wird mir leicht zuverzeihen seyn / daß ich mit euch / als mit einem Unbekanten rede. Ihr habt mir vorgeworffen / als hätte ich eure Bruder verrähterlich ermordet; nun sind ja so viel tausend Menschen zugegen gewesen / die unsern Kampf angesehen / daß ich mich nicht unbillich verwundere / wie ich einiger Verrätherey könte beschuldiget werden; ich habe ja mit ihm in offenem Felde gestritten / ohn alle List und Verrähterey / wozu er mich durch unerhörete Schmach genöhtiget hat. Kan diesen meinen Worten nicht gegläubet werden / so haltet mich in gnugsamer Verwahrung / und fraget die ganze Stad Elis. Sonst sehe ich euch als einen trefflichen Herrn /vor einen redlichen Rittersmann an / und mache mir die gänzliche Hoffnung / ihr werdet mit mir ritterlich und ohn Gewalt verfahren; ist aber einer oder ander zu gegen / welcher mich einiger Verrähterey beschuldige wolte / wider denselbe erbiete ich mich / bloß ohn Harnisch / mit dem Schwert zu streite / ja wañ ihrer gleich drey oder vier wären; dañ ich getröste mich meiner Unschuld / und bin versichert / mein Gott werde dieselbe retten. Charidemus antwortete; Ich habe dich nicht fahen lassen / daß du alhier mit mir zanken / oder mir zur Lust einen Kampff halten sollest / sondern daß du meinen Bruder ermordet hast / der ungleich besser wahr als du /
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