Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
davor ist mir dein Leben verfallen / wann du auch zehn Hälse hättest; und was wiltu dich viel entschuldigen und durch Lügen weiß brennen? Hastu nicht gleich jetzt eine mördliche Taht an meinem Oheim einen trefflichen Ritter begangen / worüber du von meinem Volk ertappet bist? sprich auch / das dieses nicht mördlich gehandelt sey. Valikules antwortete; Ich gestehe / daß ich diesen Ritter aus gerechtem Eifer nidergehauen /weil er mir ungescheuhet ins Gesichte sagete / daß er mich verrahten / uñ euren Dienern listiger Weise überliefert hätte / da er doch anfangs als ein sonderlicher Freund sich anstellete; und als er hierüber noch willens wahr mich anzugreiffen / bin ich ihm mit meinem Schwerte zuvorkommen; habe also nach aller Völker Recht gehandelt / welches unser selbst verteidigung zur Nohtwehr nicht unrecht heisset: jedoch /kan dieses / weil es euch zuwieder / mit Gelde gebüsset werden / so fodert getrost; ich wil nicht von hinnen begehren / biß solches erleget sey. Charidemus sagete; ich bedarff deines Geldes nicht / dessen ich mehr habe als du / sondern dein Häupt ist mir die rechte Bezahlung / das muß vor mir auf der Schüssel stehen / ehe und bevor drey Stunden vorbey gangen sind / wovor dich kein Gott schützen sol. Valikules hörete diese Gotteslästerung viel ungeduldiger / als die Dräuung an / erinnerte ihn gleichwol / er solte sehr wol bedenken was er tähte; er währe ein Römischer Herr / und des Käysers naher anverwanter / welcher ohn allen zweiffel seinen Tod an ihm und seinem ganzen Geschlechte sehr hart und schwer rächen würde. Gut gut / sagte Charidemus / das du mir solches anzeigest / dañ desto weniger werde ich dich loß geben / damit du hernähst der Rache entübriget seist. Rieff hiemit seinen vier Schergen / die vorm Gemache auffwarteten / und sagete: Nehmet diesen gefangenen Buben / uñ führet ihn an die Stätte / wo er heut meinen lieben Oheim erschlagen hat / daselbst hauet ihm das Häupt von den Schultern / reisset ihm das schelmische Herz aus dem Leibe / und zerstücket ihn in XXIV teile / deren eines jedwedem meiner Freundschafft zur billigen Rache über meines Bruders Tod sol zugestellet werden; hernach enthäuptet auch seinen Diener / und weil er nichts böses getahn / so verscharret seinen Leib in die Erde. Die vier Henkers Buben wahren von Leibe sehr stark; jeder hatte ein grosses Richtschwert an der Seite / uñ einen Strik in der Hand / welche mit einem Häuptwink ihren Gehorsam zur Volstreckung anzeigeten. Valikules entsetzete sich vor dieser Urtel nicht / enderte seine Farbe nicht im geringesten / sondern stund wie ein Engel mit frölichem Gemüht mid sagete: Herr; euer Recht muß warlich mit MenschenBlut geschrieben seyn; und hätte ich nie gegläubet / daß grössere unbarmherzigkeit und Grausamkeit in Griechenland als in der Skytischen Barbarey solte geübet werden; jedoch / dafern diese Urtel unwiederrufflich ist / wil ich mich willig drein geben; Bittet ihr aber Gott / daß er mein unschuldiges Blut an euch nicht in kurzen räche; Ich verzeihe euch von Herzen alles / was ihr durch Gewaltsamkeit an mir tuht; nur eines bitte ich euch: lasset mich ungebunden hinführen / daß man gleichwol diesen geringen Unterscheid zwischen Rittern und gemeinen verurteileten Leuten halte; Ich bin ja ohn alle Waffen / und haben sich diese vier starke Männer meinetwegen im geringsten nicht zubefürchten. Ihr aber / wolgebohrne Frau / sagte er zu Charidemus Gemahl / seyd von mir ehrendienstlich gebehten / und erhaltet mir dieses bey eurem Herrn; kan ichs sonst nicht vergelten / weil mein Leben daran muß / und ich mich dem Tode ergeben habe / so nehmet dieses schlechte von mir anstat einer geringen Vergeltung. Mit welchem Worte er ein köstliches Kleinot hervor zohe / und ließ es der Frauen durch einen anwesenden ädelknaben einreichen. Die Frau fragete ihren Herrn demühtig / ob ihr erlaubet währe solches anzunehmen; welcher antwortete: Was solte der Bettelbube vor köstliche Kleinot haben? nehmet hin und besehet es. Der Frauen gefiel dasselbe sehr wol / und weil sie davon guten verstand hatte / sagte sie ihm heimlich: es währe ein Fürstliches Kleinot von hohem Wert; fing hernach an / ihren Herrn mit furchtsamer Rede zubitten / wann es ihm gnädig gefallen könte / möchte er ihn ungebunden hinführen lassen / nachdem er unbewehret währe / und die Schergen ihn wol würden verwahren können. Charidemus sagete zu Valikules: nicht allein du / sondern dieses Kleinot /
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