Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Menschen nach Padua an den Stathalter ablauffen / und ihm nur mündlich sagen: Der junge Ritter mit den gelben Haaren / welcher sich eine zeitlang bey ihm aufgehalten / liege bey etlichen Räubern gefangen / die ihn ohn Erlegung 6000 Kronen nicht loßgeben wollen; habe deswegen diesen abgeschikt / solche Gelder alsbald zuhohlen; Zum Wahrzeichen; daß er ihm bey seinem lezten Abscheide einen köstlichen Ring verehret hätte; ich versichere euch / sagte er / es wird auff dieses Wort das Geld stündlich ausgezahlet werden. Die Schergen wahren arme Bettel Buben /hatten bey ihrem Herrn kaum das liebe Brod; Sie sahen den glänzenden Ring / und gefiel ihnen derselbe wol / wurden auch der übrigen Verheissung so froh /daß sie vor Freuden auffsprungen. Sie traten zu ihm /bohten ihm die Hand / und bahten / er möchte ihnen verzeihen / daß sie gezwungen würden / ihn und seinen Diener hinzurichten. Ich vergebe es euch gerne /sagte er / wann es nicht anders seyn kan; doch möchte ich euch wol einen Vorschlag tuhn / wann er euch gefallen könte: Höret / wie dünket euch / wann ihr mir das Leben geschenket / und in aller Eile mit mir nach Eliß gelauffen währet / da wolten wir vor eurem unbarmherzigen Herrn schon sicher seyn / und daß er unser Flucht nicht so bald inne würde / wolten wir unsere acht Nachfolger durch Zwang vor uns hintreiben / daß sie mehr als den halben Weg mit uns lauffen solten; währen wir dann zu Elis / so währe wir schon sicher / und wolte ich darauff euch zu reichen Herren machen / dessen ihr mir wol trauen möget. O nein /sagte der ansehnlichste / das sind Dinge von nichts /wir können so nicht davon lauffen / und unsere Weiber und Kinder zur Straffe hinter uns lassen; überdas ist unser Herr so mächtig / daß er nicht ruhen würde /biß er dich und uns durch den schändlichsten Tod hingerichtet hätte; must demnach solche Gedanken nicht fassen / sondern bey deiner freimühtigen Erklärung zum bevorstehenden Tode verbleiben. Er gedachte in seinem herzen: Wolan / ich habe dein Leben zu retten gnug getahn; wolte auch umb Verdachts wille nicht weiter darum anhalten / sondern sagete: Ihr guten Leute sehet wol / dz das Leben lieb ist; wann euch aber mein Anschlag nicht gefallen wil / muß ich wol zufrieden seyn / und den Tod annehmen / wie ich mich demselben schon ergeben habe; Vergesset nur nicht die versprochenen Gelder zu Padua abzufodern /und tuht mir noch diesen Gefallen / dz mein Diener auch auffgelöset werde / und ohn gebunden sterben möge; ich wil euch gut davor seyn / daß er euch nicht entlauffen sol / dann er ist ohn das übel zu fusse. Es sol die Einfoderung nicht vergessen werden / sagete der vorige Scherge / und daß du sehest / wie günstig ich dir bin / wil ich deinen Diener alsbald auflösen; seines entlauffens befurchte ich mich ganz nit / massen ich dergestalt hinter ihm anklopffen würde / daß ihm das lauffen schon vergehen solte; dann wie groß und schwer ich bin / habe ich doch mannichem guten Pferde mit lauffen angewonnen / und mannichen Groschen damit verdienet; schnitte unter diesen Reden die Stricke von Gallus Armen loß / und ließ ihn also frey zwischen den beyden andern Schergen gehen. Dieser merkete schon / mit was Vorsatz sein Herr umging /empfand eine grosse Freude in seinem Herzen / und gab genaue acht / wie ers angreiffen würde. Hingegen ließ Valikules sich im geringsten nichts merken / sahe sich etliche mahl nach den folgenden Dienern umb /und ward gewahr / daß nur ihrer zween SeitenGewehr / die übrigen weisse Stäbe hatten. Er sahe die stelle /da er den Ritter erschlagen hatte / nicht weit mehr seyn / uñ sagte zu den Schergen: Ich merke wol / je näher man dem Tode ist / je mehr man sich vor ihm fürchtet. Dieser wolte ihm ein Herz einsprechen / und sagte: Ey der Tod ist so bitter nichtbleibe du nur fein beständig in deiner Herzhaftigkeit / ich wil dir geschwinde davon helffen / daß du des Todes nicht mehr als eines geringen Dornstiches empfinden solt. Das wil ich tuhn / sagete er / und meinen einmahl genomenen Vorsaz nicht brechen; aber wie mag es kommen /daß euer Herr so wenig Zuseher verordnet hat? Das können wir nicht wissen / antwortete der Scherge / es möchte dann seyn / daß er dieses Gerichte nicht wolle ausgebreitet / sondern verschwiegen haben. Ich bin dessen auch zufrieden / sagte Valikules; kehrete sich damit umb nach Gallus / welcher hinter ihm her geleitet ward / und sagete zu ihm: Mein ehrlicher Diener /entsetze dich nicht vor des Schwertes
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