Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
welches du etwa magst gestohlen haben / ja alles was in deiner Gewalt seyn mag / ist mir heimgefallen / daher du es nicht verschenken kanst; jedoch weil mein Weib vor dich eine Bitte einleget / soltu dessen zugeniessen haben / und ungebunden hingeführet / auch also abgetahn werden. Ihr aber / sagete er zu den Henkern, sehet zu / daß er euch nicht entwische / und verrichtet an ihm was euch befohlen ist / oder ihr sollet an seiner stelle stehen. Der gröste unter ihnen antwortete: Gnädiger Herr / ich wil euch sein Häupt liefern / welches
ich wie eine StekRübe hinweg hauen wil; und gefält es Euer Gn. so übergebe sie mir dieses Bübichen allein; Er müste mir warlich nicht entrinnen /wann seiner gleich ein halb dutzet währe; dann mein kleinester Finger ist kräfftig gnung ihn zu erwürgen. Valikules hatte schon diese Erklärung gefasset / daß da man ihm die Freyheit der Hände würde gewegert haben / einem Schergen das Schwert zunehmen / und im Gemache sich mit ihnen herumb zuhauen; weil er aber Charidemus Einwilligung mit Herrenfreuden vernam / enderte er sein Vorhaben / und rieff seinen Heyland in höchster Andacht an / Er möchte ihm Stårke und Krafft verleihen / sein Vorhaben zuvolbringen /gedauchte ihn auch / nach ausgelassenen Seuffzen /ihm würde ein sonderlicher Trost und innigliche Freudigkeit ins Herz gegossen. Als er zur Tühr hinaus treten solte / sagte er: Hochädle Frau / ich bin schuldig /euch vor die erzeigete Gunst und Vorbitte demühtig zu danken / zweifele auch nicht / der allerhöchste Gott werde es euch reichlich vergelten / daß ihr einem ehrlichen Ritter die schimpflichen Bande abgenommen habt / welche ich in Warheit mehr als die gesprochene Urtel gescheuhet habe / weil in meinem Vaterlande Ketten und Bande ungleich mehr schänden als das RichtSchwert. Der Frauen stunden die Augen voll Wasser / kunte vor mitleiden kein Wort sprechen /durffte auch wegen Charidemus gegenwart nicht /welcher sie hart und verächtlich hielt; Wiewol sie nicht unterließ / ihm eine sehr freundlichen Blik zuverleihen / und hiemit zuverstehen gab / wie geneiget sie ihm währe. Also ward er zwischen zween Henkersbuben hingeleitet / welche viel Gespöttes und unkeusche Reden gegen ihn trieben / daß ihm das Herz im Leibe blutete. Charidemus ließ im ganzen Flecken bey Lebensstraffe verbieten / daß kein Mensch mit hinaus gehen / uñ die Volstreckung des Gerichtes ansehen solte / ohn die darzu verordnet währen; dann ihm wahr leide / Valikules würde ihnen anzeigen wer er währe / da einer oder ander aus Hoffnung eines Geschenkes es nach Rom an den Käyser berichten dürffte / und er darüber in Ungelegenheit kähme. Als sie von der Steige in den Schloßplatz kahmen / nahmen die beyde übrige Schergen den gebundenen Gallus zwischen sich / welcher bißher in seinem Gebeht zu Gott gestanden wahr / und denselben mehr umb Herkules als seine eigene Erlösung anrief / weil er bekennete / eine solche Straffe durch sein voriges übeltuhn wol verdienet zu haben; jetzund aber fragete er /wohin man mit ihnen wolte; da sein Herr ihm antwortete: Mein frommer geträuer Knecht / unsere Zeit ist kommen / der halben laß uns ein Herz fassen / daß wir willig und gerne sterben; Wir haben ja noch die Ehre / daß wir von diesen vier tapfferen geherzten Männern / und nicht von schlimmen schwachen Buben den Tod annehmen werden. Diese vier Schelmen dauchten sich groß / da er ihnen dieses Lob erteilete / und sagte der vornehmste zu ihm: Nun junger /du solt dieses Worts geniessen / daß ich dich nicht lange peinigen / sondern so bald wir auff den Platz kommen / dir im Augenblik davon helffen wil / daß du Todesschmerzen nicht empfinden solt. Charidemus hatte IIX Dienern befohlen / mit hinaus zugehen / und dem Gerichte zuzusehen / unter denen auch dieser wahr / welcher unsern Held ins Angesicht geschlagen hatte; Sie gingen aber auff die 50 Schritte hinter ihnen her / daß sie nicht hören kunten / was er mit den Schergen redete / da er zu ihnen sagete: Ihr guten Leute habt mir versprochen / ohn Peinigung mich niderzuhauen / davor ich mich dankbar erzeigen wil /massen ich ein geldreicher Herr bin / und grosse Baarschafften habe; Vor dißmahl ist mir aber nichts übrig blieben / als dieser köstliche Ring / welchen ich euch schenke / und zu allem Danke vor 800 Kronen verkaufft werden kan / welche Gelder ihr unter euch brüderlich teilen sollet; lasset aber bald nach meinem Tode entweder einen eures Mittels / oder sonst einen geträuen
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