Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Mattigkeit niderfielen. Gallus sties sie an / noch weiter zu lauffen; aber Valikules sagte / lasset sie immerhin liegen / ich spüre es an meinen Beinen wol / daß sie so geschwinde nicht sollen zurük eilen. Wir aber haben Gott unserm Heylande wol zu danken / welcher uns vor dißmahl so ganz gnädig und wunderlich errettet hat. Sie höreten nicht auff zu lauffen /als lange sie des vermögens wahren / biß sie an eine Bach kahmen / in welcher sie die Hände abkühleten /und nachgehends einen Trunk daraus tahten. Gallus riet / sie wolten sich mit ihrem Kunststaube verstellen / daß man sie nicht kennete / welches er ihm wol gefallen ließ / strichen ihre Hände / Haar und Angesicht an / und die weil solches trocken ward / und die Farbe von der Lufft und Sonne empfing / verrichteten sie ihre herzliche Danksagung zu Gott / und bahten / daß er ihnen ferner behülfflich seyn wolte. Nach geendigtem Gebeht traten sie wieder auff ihre ermüdeten Füsse / und höreten nicht auff zu gehen / biß sie in ihrer Verstellung bey einem unbekanten Wirt einkehreten / und durch Speise und Trank ihre matten Geister labeten. Den mehrenteil der Nacht brachte Valikules mit Gebeht und Danksagung zu Gott hin / legte hernach fleissig über / wie ers weiter anzuschlagen hätte. Zwar sein Vorsaz / das Fräulein zu suchen /kunte nicht gebrochen werden; hingegen wahren die Lebensmittel fast vergriffen / und würde nicht viel übrig blieben seyn / wann zwey gute Ritterpferde und andere gebührliche Rustung solte eingekaufft werden; daher ward er zu Raht / seinen Gallus in angestrichener Gestalt alsbald nach Padua zu senden und etwa 10000 Kronen von Libussen ingeheim abzuhohlen /welche Herr Kornelius auff sein Schreiben wol verschiessen würde. Dieses ward desselben Morgens ins Werk gerichtet / da Gallus in Kauffmans Kleidung auff einem Klöpper sich nach Korinth machete / daselbst mit dem ersten Schiffe fortzugehen / oder eines vor sich zu dingen. Als er nun daselbst sich am Hafen befand / sahe er ohngefehr Fabius und Leches am Ufer gehen / dessen er erschrak / und sich zuverbergen suchete; weil ihm aber einfiel / daß er verstellet wahr / ritte er kühnlich zu ihnen hin / und nach gebehtener Verzeihung fragete er / ob das Schiff bald nach Italien fahren würde. Fabius antwortete: wann es ihm eilig währe / muste er nach anderer Gelegenheit sich umbtuhn; fragete ihn hernach / woher er kähme / und was gutes neues er hätte. Dieser antwortete: Er kähme gleich her aus der Landschafft Eliß / jenseit der Hauptstad desselben Landes / welche auch Eliß geneñet würde / und hätte wegen seiner Handelung in Italien hochnöhtig zuverrichten / da ihm auff der Eile alle seine Wolfahrt stünde; Neues währe nichts sonderliches / ohn dz neulich die Olympischen Spiele gehalten / und er vor wenig Tagen ein elendes Gericht gesehen / etliche wenig Meile disseit der Stad Eliß /woselbst ein überaus schöner junger Mensch mit lange gelben Haaren im Ritterlichen Kleide / nebest noch einem Manne der ein röhtliches Haar gehabt /zum Tode währen hinaus geführet worden / dessen er noch diese Stunde nicht vergessen könte; die Ursach hätte er nicht erfahren mögen / als daß ihm gesagt währe; der junge Ritter hätte einen überaus streitbahren Griechschen Herrn im offentlichen Kampfe erleget / und währe nachgehends durch List gefangen worden. Fabius erschrak hierüber daß er zitterte / und sagete zu Leches: Die Götter verhüten gnädig / daß es nicht Herr Herkules gewesen sey / dann Gallus wahr solcher Farbe / wie sein Geselle beschrieben wird. Er fragete alsbald diesen vermeinten Kauffmann / woher er dieses wüste / und wovor er diesen jungen Ritter hielte. Wer er eigentlich gewesen / antwortete er /weiß ich nicht / nur daß gesagt wird / er währe vor weniger Zeit aus Italien mit einem Kaufmanns Schiffe kommen / hätte auch einer weiten Reise gedacht die er vorhätte / ümb einen verlohrnen sehr lieben Freund zusuchen; Daß ich aber die Warheit sage / dürfen meine Herzen nicht zweifeln / weil ichs mit Augen angesehen / daß sie von vier Schergen zur Gerichtsstat geführet wurden / wahr auch willens des Endes zuerwarten / welches mir aber von den Schergen mit höchster Bedräuung verbohten ward / und durffte kein Mensch / als etliche darzu bestellete Diener zusehen. Fabius gehub sich als ein verzweifelter Mensch / ließ einen schweren Seuffzen aus / und flossen ihm die Trähnen über die Backen herunter. O ihr Götter /sagte er / es ist bey meinem äyde
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