Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
niemand anders gewesen / als Herr Herkules. O du Ausbund des ganzen menschlichen Geschlechtes! hat dich ein nichtiger Henkersbube tödten / uñ dein Hochfürstliches Blut auff die Erde schütten müssen? so erbarme es die Götter! die ich schier der Ungerechtigkeit anklagen dürfte. Ich wil aber deinen Tod / du unvergleichlicher Held / mit solchem Grimme rächen / daß ganz Griechenland davon sol zusagen uñ singen wissen. Gallus kehrete Zeit solcher Klage sich von ihm / und wolte hinweg reiten; aber er rieff ihm nach uñ sagete: Guter Freund / ich werde euch nicht von mir zihen lassen; ihr müsset nohtwendig mit mir ümkehren / und mir den Ort dieses unseligen und verfluchten Gerichts zeigen / auff welchem ein mehres haftet / als ihr nicht gedenken möget. Dieser entschuldigete sich hoch / seine Wolfahrt wolte ein solches nicht leiden; es währe ein Kauffmann zu Ravenna ihm und andern / viel tausend Kronen schuldig / von dem gesagt würde / daß er ein Bänkchen machen wolte. Vor diesen Verlust wil ich haften / sagte Fabius; und das ihr wisset / mit wem ihr redet; Ich bin ein Römischer Gesanter / mit habender Volmacht / nach gut Befindung / nicht allein einzelne Leute / sondern ganze Gemeinen auffzufodern; weil nun dieser ermordete Ritter mir nahe verwand ist /werde ich gebührliche Straffe über seinen unschuldigen und hoch betraurlichen Tod ergehen zulassen /nicht ümhin können. Gn. Herr sagte Gallus / ich befinde mich schuldig zugehorsamen / bitte nur / daß die Reise nicht lange auffgeschoben werde. Hieran wird nichts mangeln / sagte er; befahl auch / daß Leches und Markus alle Kriegsknechte stündlich mit ihrem Gewehr und dreytägiger Speise aus dem Schiffe führen solten; welches ungestumet geschahe / und sich auff den Weg macheten / weil Fabius und seine Geselschaft mit ungläublicher Betrübnis und vorgenommenen Eifer der Rache eilig fortzohe. Gallus wuste den eigentlichen Weg nicht / führete sie gleich nach Elis zu / biß sie an den Nebenweg kahmen /wohin der Ritter unsern Held in den Wald geführet hatte / denselben nahmen sie vor sich / zoge durchs Gehölze / biß sie an die Stelle kahmen / wo die Schergen wahren nidergehauen / uñ etliche blutige Zeichen sich noch merken liessen; da Gallus zu Fabius sagete: Gn. Herr / dis ist der Ort / da die Henkersbuben den jungen Ritter führeten. Dieser ward des Bluts auff der Erden gewahr / daher ihm die hellen Zehren aus den Augen schossen / und des lauten Weinens nebest Leches und Markus sich nicht enthalten kunte; nachgehends mit wehemühtiger Stimme klagete: O du ädles /frommes und keusches Blut / hastu an diesem verfluchten Orte durch Henkers Schwert müssen vergossen werden? Nun du bist leider dahin / und lässest allen deinen Freunden ein immerwehrendes Trauren dahinten; aber ich wil dir alle dieselben zum Opfer schlachten / die Ursach und Hülffe zu deinem Tode gegeben haben; und müsse diese Gegend ewig verfluchet seyn / in welcher der ruhmwirdigste Held / den iemahls die Sonne beschienen / sein Leben so elendig hat zusetzen müssen / dessen die ganze Welt kaum wirdig wahr. Hernach fing er an / Ladisla zubeklagen / und wie derselbe immermehr den Tod seines einiggeliebtesten Freundes würde erdulden können / den er weit über seine Seele schätzete.
Charidemus dauchte die Zeit lange / da seine Schergen über die angesetzete Stunde ausse blieben /klagete seinem jungen Gemahl / wie ihm so angst ümb das Herz währe / und befahl / daß ein Diener hinauslauffen / und wie es mit dem Gerichte ergangen / Zeitung einhohlen solte; welcher / als er anfangs die sechs erschlagenen Diener / und bald darauff die vier Schergen entleibet sahe / bey denen ihre Schwerter lagen; entsetzete er sich / und wuste nicht was er gedenken solte; kehrete doch bald wieder ümb / solches anzumelden; aber wie er den halben Weg schon zurük gelauffen wahr / fiel ihm ein / er wolte wieder ümkehren / und zusehen / ob er nicht etliche Gelderchen zur Beute bey den Erschlagenen finden möchte / da er kaum etliche Groschen bekam; in dem er nun fortgehen wolte / ward er der beyden Diener von ferne gewahr / welche nach Valikules Abzug sich nach Mögligkeit erhoben / und geeilet hatten / aus Furcht / es möchte Gallus ümkehren / und sie erschlagen / wie er dañ willens gewesen wahr. Der ausgeschikte erwartete ihrer / machten sich nach Charidemus Schlosse /und kahmen üm Abendessenszeit an / da sie alles ümständlich berichteten / und wie sie mit lauffen müssen / damit ihre Flucht nicht
Weitere Kostenlose Bücher