Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Frau / sagte er / sie kan meinem Herrn grosse Freundschafft erzeigen / welches ich ihr anzeigen wil / dafern ihr belieben kan / mich ihrer Verschwiegenheit zuversichern. Uñ als sie ihm dieselbe verhieß / sagte er weiter: Es hat mein Gn. Herr eine ferne Reise vor / üm einen verlohrnen lieben Freund zusuchen / auff welcher ihm Herr Fabius gerne Geselschaft leisten wolte / er aber lieber allein fortzihen wil / deswegen er sich auch vor ihm verborgen hält; Nun hat hochgedachter mein Herr mich wollen nach Padua schicken ihm etwa 20 oder 30000 Kronen abzuhohlen; aber weil ihm solches mein reisen an seiner Eilfärtigkeit sehr verhinderlich ist / möchte ich wünschen die Gelegenheit zuhaben / daß ich solche Gelder hier oder in der nähe auff richtige Wechsel heben könte /ob ich gleich ein oder etliche tausend Kronen dabey zusetzen solte / währe daran nichts gelegen. Würde nun meine hochädle Frau etwa an der Bezahlung zweiffeln / welches ihr kein Mensch verübeln kan /wolle sie nur vor geschlossenem Wechsel Herrn Fabius anmelden / wie sie meinem Herrn vor wenig Tagen in geheim zu solchen Geldern schon verholffen habe /und wann Herr Fabius sich nicht alsbald erbieten wird / es wieder richtig zumachen / wil ich meinen Kopff verlohren haben. Die Frau antwortete ihm: Mein Freund / ich zweifele im geringsten nicht an eures Herrn Auffrichtigkeit / wann ihr mir nur einen schlechten Beweistuhm bringen köntet / daß ihr dieses Herrn Diener seyd. Hochädle Frau / sagte er / ich bin freylich sein Diener / uñ zwar eben derselbe / welcher mit ihm hat sollen enthäuptet werden. Ach nein /sagte sie / der seyd ihr nicht / oder mein Gesinde müste euch unrecht abgemahlet haben. Gallus lachete des / und baht / sie möchte nur einen Diener kommen lassen / der ihn zeit seiner Gefängnis gesehen / alsdann solte sie dieses Zweifels bald benommen werden. Die Leibdienerinn ging bald hin einen auffzufodern / und fragete bey allen nach / wer unter ihnen die beyden ehmals Gefangenen / insonderheit den ältesten gesehen hätte / uñ als sich etliche meldeten / nam sie einen mit sich / welcher / da er zu der Frauen hinein trat / ward er von ihr gefraget / ob er diesen Mañ kennete; Nein sagte er / ich habe ihn nie als heut gesehen. Er muste auff Gallus bitte einen kurzen Abtrit nehmen / und sagte dieser darauff zu der Frauen; ich stehe anietzo vor eurer hochädl. Tugend mit angestrichenem Angesicht und Haaren / welche Verstellung ich gleich abtuhn wil / nam sein Läplein hervor und rieb damit alles ab / dessen sie sich nicht wenig verwunderte; rief dem Diener wieder hinein / und als derselbe alsbald sagete: Gn. Frau / dieser ist eben der / welcher mit dem jungen Ritter hat sollen abgetahn werden; antwortete sie: Es ist gut / aber wo du einigem Menschen sagen wirst / daß du ihn alhie gesehen / sol es dir dein Leben kosten. Nach seinem Abtrit machte Gallus seine Farbe wieder zurechte / und bestrich sich damit; da die Frau zu ihm sagete: Mein Freund / durch dieses Mittel köntet ihr mannichen schlimen Betrug anrichten / wañ ihr nit redlich währet. Sie ließ ihn aber daselbst / biß seine Verstellung richtig wahr / ging hin zu Parmenions Geldern und Kleinoten / setzete ein kleines Schreiben auf / uñ verfügete sich mit Gallus wieder hin zu der Geselschaft / da sie als ohngefehr auf Herkules zureden kam / und sagete: Es tähte ihr leid / daß sie nicht wissen möchte / wo er geblieben währe / damit sie etwa zur Anzeige eines guten Willen ihm mit einem StükGeldes aushelffen könte / dessen er vielleicht in der Fremde benöhtiget seyn dürfte. Dieses beklage ich am meisten / antwortete Fabius /daß er bey seinem grossen Reichtuhm solte Gebrech und Mangel leiden; jedoch zweifele ich nicht / er werde auf Wechsel bedacht seyn / welche zu Padua stündlich sollen bezahlen werden / wanns gleich viel Tonnen Goldes beträffe. Aber weiß meine Freundin nicht ein wenig Nachricht / wohin er sich mag gewendet haben? Er ist gerade auf Elis zugelauffen / sagte sie / aber wie fleissig mein gewesener Ehherr ihm daselbst nachfragen lassen / hat man doch nicht das allergeringeste von ihm erfahren möge; daher ich nicht zweifele / er habe sich alsbald / ümb Gefahr zumeide / hinweg gemacht. Sie baht darauf von den Anwesenden Verzeihung / mit vermelde / daß diesem Kauffmann etwas wegen Charidemus handelung nachständig währe / welches sie richtig mache / uñ bald wiederkomen wolte. Verfügete sich mit demselben auf ein grosses Gemach / uñ sagte zu ihm: Wolte
Weitere Kostenlose Bücher