Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
würde; er lasse mich /bitte ich / die gebührliche Zeit meiner Trauer außhalten: endert er dann inzwischen sein Gemüht nit / sol ihm in seinem ehrliebende Begehren gewilfahret werden. Aedle Tugendsame Frau / sagte hierauff Fabius /eure ehrliebende Zucht / ist heut von allen Inwohnern dieses Flecken öffentlich gepreiset / und zugleich Charidemus geile Frecheit außgeruffen und verfluchet worden / durch welche er sich aller euer trauer unwerd und verlustig gemacht hat. Sie fiel ihm in die Rede /und sagete: Ach mein Gott! hat man dann nun alles müssen hervorbringen / welches ich doch nach bestem Vermögen bemäntelt / und willig übersehen habe? Desto klärer scheinet eure Tugend / sagte Fabius /und dürfet euch deßwegen keine Gedanken machen /daß man euch wegen eheliches versprechens ichtwas verargen solte. Kan nun meine wolgemeinete Vorbitte hafften und gültig seyn / wird meine geliebte Freundin diesen meinen lieben Freund und Mit-Römer durch eine angenehme Erklärung befriedige / welches ich vor eine sonderliche mir erwiesene Ehre uñ Freundschafft rechnen werde; umpfing sie hiemit freundlich /und sagete nochmahl zum Abtrit; der sie vorsezlich hat ermorden wollen / ist unwirdig / daß sie seiner Gedächtnis eine Stunde in ihrer Seeleraum geben wolte. Markus fuhr fort da es Fabius gelassen hatte; sie möchte solche Gedanken von ihm nicht fassen /daß ers ihr vor eine Leichtfertigkeit außlegen wolte /da sie auff sein inbrünstiges Ansuchen ihm gewirige Antwort erteilete; wieder hohlete sein voriges erbieten / und erwartete der Erklärung / welche ihm die Frau mit einer sonderlichen Schamhafftigkeit folgender Gestalt gab. Mein hochwerter Hr. ich bin von ihnen beyden dermassen verbunden / dz ich nit sehe / wie ohn äusserste undankbarkeit ich mich des begehrete entbreche sol; wil demnach meinem Herre die angefod'te Antwort hiemit völlig uñ nach seinem behagen gegebe haben / jedoch / dz er mir hinwiederum ritterlich verspreche / mich wieder meine willen vor außgang einer gebührliche Trauerzeit zum Beylager nit zunöhtigen / damit ich von gnd'n redlichen Frauen nit angespeiet uñ verfluchet werde. Hernach und vors ander; daß diese unsere Verlöbnis ümb eben der Ursach willen eine zeitlang möge in geheim gehalten /und verschwiegen werden. Meine herzgeliebte Frau und Freundinn / antwortete er; vorerst bedanke ich mich der hochgünstigen Erklärung von ganzem Herzen; und ob das übrige mir zwar sehr schwer fallen wird / wil ich doch meine Begierden unter den Gehorsam ihres ehrliebenden Vorsatzes zwingen / jedoch daneben höchlich bitten / die Traurzeit / (wozu sie gar keine Ursach hat) nicht zuweit auszusetzen. Nam hiemit einen schönen Ring / und vermählete sie ihm damit; gingen auch miteinander nach Fabius und Leches / und nahmen von ihnen die Glükwünschung an. Bey der Abendmahlzeit erschien der vermeinete Kauffmann Gallus / auff Fabius Begehren / welcher schon merkete / daß Markus sich in Charidemus Stelle einflicken würde / welches er ihm wol gönnete. Nach gehaltener Mahlzeit begehrete er mit der Frauen allein zureden / welches sie wunder nam; massen sie ihn ihr Lebelang nicht gesehen hatte; wahr ihm doch zuwillen / trat mit ihm in ein Nebengemach / daß ihr nur eine Leibdienerinn folgete / und sagete zu ihm: Guter Freund / habt ihr etwa bey mir wegen meines Seel. Herrn / einige Schuldfoderung / so verschweiget sie mir nicht; was dann mit gnugsamen Beweiß bescheiniget wird / sol von mir ehrlich bezahlet werden. Gallus neigete sich vor ihr / und antwortete: Hochädle Frau; es lässet mein Gn. Herr der junge entlauffene Ritter / sie zum allerfleissigsten grüssen / und vor erwiesenes Mitleiden ihr von Herzen danken / insonderheit / daß sie ihm seiner Hände Freyheit durch ihre kräftige Vorbitte erhalten / ohn welches Mittel er sonst hätte müssen des Todes seyn. Es hat aber mein Gn. Herr ohngefehr in Erfahrung gebracht / daß Herr Fabius seines Unfals berichtet / und diese Rache zuüben vorgenommen hätte / darumb er mich alsbald mitzihen geheissen / ümb einig darnach zuarbeiten /daß ihrer hochädlen Tugend weder Ehre / noch Leben / noch einige Haabseligkeit gekränket würde / wie Gott lob alles verhütet ist. Die gute Frau warvoller Freuden / uñ sagete: O den Göttern sey ewig dank /daß dieses unschuldige Blut gerettet ist / dem ich mich mit alle meinem Vermögen schuldig erkenne; und wolte Gott / daß ich ihm einige Dienste leisten könte / solte mir angenehmers nicht seyn. Ja /hochädle
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