Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
bringe alles bey / was du kanst / sagte Herkules /wann es nur nicht mit Unwarheit und Lästerung geschihet. Jedoch weiß ich vor erst / daß du ihn keiner Sünde / oder einiges Unrechts zeihen kanst. Vors ander gestehe ich / daß seiner menschlichen Art und Wesen nach / er nicht ein Gott und Geist ist / auch nicht ewig / noch durch Eigenschafft der Menscheit allmächtig oder allenthalben gegenwärtig: sondern /weil die Göttliche Art oder Natur mit der menschlichen in einem selbständigen vernünfftigen Wesen /oder / wie die Gelehrten reden / in einer Person verknüpffet und unaussprechlicher unauflößlicher weise vereiniget ist / so ist er Gott und Mensch zugleich / so daß die Gottheit gleichwol der Menschheit ihre Eigenschafften / so viel sie dere kan fähig seyn / mitgeteilet hat; wie diß hohe geheimniß ich vor diesem dir einfältig erkläret habe / als viel menschliche schwachheit begreiffen / uñ in diesem tunkeln Lichte der gebrechlichen Vernunft fassen kan. Behalte dir deine tunkelen uñ überverständlichen Glaube / sagte Ladisla / ich vor mein Häupt kan mir das Gehirn nit damit verwirren /un wil viel lieber von dir vernehmen / wie wir unsern Weg am füglichsten fortsetzen können / dz wir die vornehmsten Städte und Landschafften in Italien und Griechenland besehen mögen / ehe wir über das Syrische Meer nach dem verstöreten Judenreich zu gehen /welches du umb deines JEsus willen so gerne besuchen / und im Jordan die Tauffe empfangen wilt. Herkules wolte ihm antworten / aber sein Leibknabe Publius zeigete an / wie eine zimliche Anzahl Reuter mit verhängetem Zaum hinter ihnen her jageten / wornach unsere Helden sich umbsahen / und sich verwunderten / warumb sie ihre blanken Schwerter ümb den Kopff gehen liessen / und dabey ein wüstes Geschrey anstelleten. Herkules sagte: Diese haben wenig gutes im Sinne; müssen demnach fortreiten / das wir eine Enge vor uns einnehmen / und vor ümringung sicher bleiben. Also musten die Leibknaben vorhin / ihre Ritterliche Diener aber Klodius und Markus (denen sie nicht allerdinge traueten) folgen / und blieben sie selbst zuhinterst / da sie ihrer Verfolger geschrey endlich verstunden / daß sie halten / und sehen lassen solten / ob sie so wol ritterlich zu Kämpffen / als unbewehrte Knechte niderzumachen das Herz hätten. Worauff Ladisla zu Herkules sagte; Schicke dich mein Bruder zum KlingenSpiel; wir hören was vor leute wir bestehen sollen / ich zweiffele nicht / unsere gute Sache sol oberhand behalten. Sie foderten ihre beyden Diener vor sich / und frageten / ob sie bedacht währen als ehrliche von Adel sich zuhalten / und ihrem geleisteten Handschlage nachzukommen; Worauff sie antworteten / daß sie ihren redlichen Nahmen nimmermehr schänden / und heut diesen Tag wolten sehen lassen / was vor redliche Träue sie zu ihren Herren trügen. Unsere Helden höreten solches gerne / hiessen sie neben sich halten / und schicketen sich unerschrocken zum Streit. Ihre Verfolger / sechszehen an der Zahl / renneten eiferig herzu / und als sie sahen /daß sie die unsern nicht nach willen umgeben kunten /stutzeten sie / und ritten die vier ansehnlichsten zusammen / einen Raht zuhalten / schikten bald darauff einen Diener ab / welcher den unsern diese Anmuhtung vortrug: Meine vier Gnädige Herren / so dort mit ihren ritterlichen Leuten halten / erinnern sich billich /was gestalt ihr mit eurer gewafneten Geselschafft vor etlichen wochen ihre unschuldigen Knechte erschlagen / welches sie / als ihnen selbst geschehen / sich zu gemüht ziehen; gedenken es auch mit ihren Schwertern an eurem Leben zurächen / dafern ihr nicht vor jeden Erschlagenen ihnen 300 Kronen zahlen / eure Pferde / Harnisch und Gewehr ihnen liefern / und wegen des begangenen Frevels / demütige abbitte tuhn werdet. Wer sind aber deine Herren? fragte Herkules. Vier streitbahre Römische Ritter / antwortete er / vor deren Schwerter Schärffe / Stahl und Eisen brechen muß. So sage du ihnen hinwieder / sagte Herkules / daß ich und meine Gesellen / in betrachtung ihrer Anmuhtung / sie mehr vor Räuber und StrassenDiebe halten / biß sie bessere ritterliche tahten werden sehen lassen / als durch überfall ihrer diebischen Buben geschehen; dann was müssen dieses vor unnütze Herren seyn / die öffentliche Diebe auff der Sträu halten? Ladisla kunte seinen Zorn länger nicht meistern / und taht hinzu: sage jenen StrassenRäubern / da sie die abgefoderte Kronen empfangen wollen / müssen sie uns näher komen; aber
Weitere Kostenlose Bücher