Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
keinem Menschen zugefallen ichtwas in unserm Glauben endern; O nein / diese Meynung hats durchaus nicht; vielmehr rahte ich dir selber /daß du ehe nicht abtretest von deinen Götzen / biß der wahre Gott dir den Willen darzu verleyhet; denn sonst währestu ein Heuchler und Spötter unsers Gottes. Ich muß aber das andere Stük deines Einwurffs dir nicht unbeantwortet lassen / woselbst du deiner Götter statliches Herkommen / grosse Tahten / und herliche Verrichtungen ans Bret stellest / wodurch sie sollen verdienet haben / daß man sie unter die Zahl der Götter auffgenommen. O Ladisla / betrachte / bitte ich / was du redest; Sind deine Götter von Menschen gezeuget /je so sind sie ia keine Götter; Deñ wie könten Menschen / die sterblich sind / unsterbliche Götter außhecken? Hat auch wol der Ochse jemahls einen wahren Menschen zum Sohn gehabt? Haben aber deine Götzen / zeit ihrer Menscheit / löbliche Tahten verrichtet / darzu verbindet sie die Erbarkeit / wie uns Menschen alle miteinander. Du weist aber dannoch /wie viel Untahten sie zugleich daneben begangen /und dadurch sich selbst geschändet. Jupiter / der beste unter allen / vertrieb seinen leiblichen Vater den Saturn / und legte jhm solche Schande an / welche ich nicht melden mag; Ja er nam seine Schwester Juno zum Weibe / wider die weltkündigen eingepflanzeten Rechte; trieb auch Unzucht / Ehebruch uñ andere abscheuliche Boßheiten. Dein Bacchus wahr ein Säuffer und Schwelger: Merkuhr / aller Diebe und Räuber Schuzherr; Herkules tahten sind dir bekant / beydes die ruhmwirdigen und lasterreichen. Venus wahr einer gemeinen Metzen / die mit jhrem Leibe Geld verdienet / ähnlicher / als einer tugendhaften Frauen. Noch darff man sie vor Götter angeben / ja vor Himmels Götter. O der schändlichen Gottheit / die mit Laster und Unzucht sich besudelt / wovor auch die gebrechliche Menschen abscheu tragen. Eure Gelehrte wissen und behäupten / daß der Himmel ein reines Wesen sey / von allem Unflat gesaubert; Und in solchem reinen Hause solten so unreine Herren wohne? Sie wissen und behäupte / daß die Gottheit alles gute / alle Vollkommenheit in sich begreiffe; und die Götter solten solche tugendlose Untiehre seyn? Aber ich weiß deine Entschuldigung wol / welche du noch selber nicht weissest. Man müsse der Heydnischen Tichter uñ Bücherschreiber Retten von den Göttern nicht nach dem Buchstaben / sondern nach dem innerlichen Verstande ansehen und außdeuten; man müsse durch Saturn die Unvergängligkeit; durch Jupiter die weit-breite Lufft; durch sein Weib und Schwester Juno die Erde verstehen / und durch ihren Beyschlaff oder Vermischung /die Befruchtung / welche die Erde von der warmen Lufft empfähet / und was dergleichen Auffzüge mehr sind. Höre aber / mein Bruder / ist die Lufft dein Gott? ist die Erde deine Göttin? ie warumb fluchest und speyestu dann alles in die Lufft hin? je warumb trittestu die Erde mit Füssen / und besudelst sie mit deinem unflätigen Kote? Ich sage mehr; wann die Lufft vergifftet ist / daß sie dir die anklebenden Seuchen verursachet / ist dann auch dem höchster Gott vergifftet? Und wann du die Erde mit dem Pfluge oder Grabeisen umbkehrest / schneidestu dann der vornehmsten Ober-Göttin so manniche Wunden? Zum Beschluß / daß ich dich nicht zu lange auffhalte / gibstu vor / die Menschen haben jhnen die Gottheit nach ihrem Tode zugeleget. Ey der schönen Götter / die von Menschen darzu gemacht werden! Kan auch der Mensch einem Lebendigen die unsterbligkeit und Almacht schencken / die er selber nicht hat? Mein Bruder / fodere / bitte ich / von diesen Göttermachern zum Beweißtuhm ihrer Kunst / daß sie mir auß einem Baum einen lebendigen Ochsen / aus einem Esel einen vernünftigen Menschen / ja daß sie nur aus einem vierwöchigem Kalbe / inwendig solcher Zeit eine erwachsene Kuh machen; fehlen sie aber hierin /so gläube ihnen doch nicht / wann sie rühmen / sie haben einen verstorbene Menschen mit der Gottheit überkleidet / und ihn ohn Leitern in den obersten Himmel bracht. Uñ gedenkestu / derselbe sey alsbald ein Gott / der von Menschen davor erkläret wird? Ladisla antwortete: Du must zu Rom fleissig in die Schuel gangen seyn / und einen spitzigen Meister gehabt haben. Ich lasse aber alle deine Einwendungen die Pfaffheit verantworten / denen solches oblieget /und könte inzwische auch sehr viel von deinem Jesus beybringen / welches gnug währe / darzutuhn / daß derselbe kein Gott sey: Streue immerhin ein / und
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