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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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das Reisegepäck des Professors verliebt und zu früh handelt. Klar?"
    Sloane nickte. Chao war der Anführer eines Trupps ehemaliger Kuomintangsoldaten, die sich ursprünglich im nordöstlichen Burma, nahe der Grenze zu China, aufgehalten hatten. Inzwischen dehnten sie ihre Streifzüge bis weit nach Thailand hinein aus. Die Agentur hatte sich bei den thailändischen Behörden dafür verwendet, dass ihnen keine Schwierigkeiten gemacht wurden. Es war üblich geworden, dass die höheren Offiziere der Kuomintangtruppen nicht mehr in den schwer zugänglichen Gebirgen Nordostburmas wohnten, sondern in schmucken Villen am Rande der nordthailändischen Städte. Der Handel mit Opium hatte diese Kommandeure zu reichen Leuten gemacht, und mit Geld ließ sich alles erreichen in einem Land wie diesem.
    Sloane blieb in der Funkstelle hinter dem Büroraum von Miss Perkins sitzen, bis der Kontakt zu Chaos Truppe hergestellt war, und er überzeugte sich auch, dass Chao den an ihn ergangenen Funkspruch ordnungsgemäß quittierte.
    Als er am Nachmittag wieder mit Warren sprach, erinnerte er diesen nochmals an die Versuchsstation der Kasetsart-Universität. Doch Warren war nicht geneigt, diese Sache weiter zu verfolgen. Er meinte: „Vielleicht hat er sich eine Auskunft über den, Mohnanbau geholt. Was will er schon in einem Gewächshaus? Ich glaube nicht, dass wir viel Zeit investieren sollten, um das herauszufinden. Wichtig ist allein: Blake hat ihn offenbar nach dem Norden geschickt."
    „Und warum schalten wir diesen Blake nicht endlich aus, Sir?" Sloane stellte diese Frage nicht zum ersten Mal, immer hatte Warren abgelehnt, etwas zu unternehmen. Auch jetzt wehrte er ab.
    „Der Mann ist gefährlicher als der Professor, Sloane."
    „Aber nicht, wenn er überfahren worden ist", wendete Sloane ein.
    Warren schüttelte nur den Kopf. „Blake ist kein Anfänger. Der ist durch unsere Schule gegangen. Er hat mich vor langer Zeit schon wissen lassen, dass er sozusagen als Hobby ein Dossier über die Arbeit der CIA in Thailand angefertigt habe, exakt mit Namen und Hausnummer der Residenten der Agentur, aber auch mit sämtlichen V-Leuten und anderen einheimischen Mitarbeitern. Es soll in einem Safe in der Bank of Thailand liegen. Im Falle seines unvorhergesehenen und unnatürlichen Todes würde es sofort an die Geheimdienste von fünf asiatischen und zwei europäischen Ländern ausgeliefert."
    Sloane ließ nicht locker: „Aber das ist doch kein Grund, Sir! Wir schalten ihn aus, und dann wollen wir erst mal sehen, ob noch jemand an diesen Safe herankommt."
    Warren schnaufte resigniert. „Diese Idee hatte ich bereits vor zwei Jahren, als Sie noch in Laos waren, Sloane. Langley hat mir ausdrücklich untersagt, irgend etwas zu unternehmen. Der Mann ist so brisant, dass wir ihn lieber in Ruhe lassen."
    „Und wir lassen uns dafür von ihm veralbern."
    „Es hilft nichts, Blake bleibt aus dem Spiel. Haben Sie mich verstanden?"
    „Schon gut", knurrte Sloane. Er hasste Blake mit der Wut eines Professionellen, der sich gegen einen Außenseiter nicht durchzusetzen vermag. Es war kein persönlicher Hass; Sloane hatte mit Blake nie ein Wort gesprochen, der Mann war ihm fremd, er existierte für ihn nur als Figur auf dem Schachbrett, und zwar auf der Gegenseite. Aber wenn die Zentrale in Langley es verbot, dass man sich mit ihm anlegte, dann war nichts zu machen.
    Warren zog sich für den Rest des Tages in seine Wohnung zurück, eine Etage über den Büroräumen. Er legte sich noch vor Einbruch der Dunkelheit zum Schlafen nieder, denn er wusste, dass er bereits kurz vor Mitternacht wieder aufstehen musste. Um diese Zeit würde die einheimische Polizei ihm den Dorf Vorsteher von Muong Nan vorführen, einen alten Mann chinesischer Abstammung, dessen Familie seit Generationen in dem entlegenen Bergdorf lebte. Ein V-Mann der Agentur hatte beobachtet, wie er eine Ladung Rohopium an einen Zwischenhändler in Chiengmai verkaufen wollte. Warren war sofort benachrichtigt worden, und die Polizei in Chiengmai hatte auf seine Bitte den Dorf vor Steher noch am gleichen Tage festgesetzt.
    Wäre es allein nach den thailändischen Behörden gegangen, hätte man Lo Wen mit einer geringfügigen Geldstrafe davonkommen lassen. Jeder wusste, dass die Bergbewohner ihre jämmerlichen Lebensverhältnisse nur durch den Verkauf von Opium aufbessern konnten. Aber Lo Wen war Mittelsmann der Agentur in Muong Nan.
    Noch während des Vietnamkrieges hatte Warren ihn für die

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