Des Drachens grauer Atem
hatte, dass er von ihnen nur noch schwer kontrolliert werden konnte. Fehler stellten sich ein, da war Abhilfe nötig, wenn das Ganze nicht in sich zusammenfallen sollte.
Zunächst hatte man in Langley angenommen, es würde schwierig sein, die Belieferung der Rebellenbanden in Nordburma zu sichern. Man hatte keine allzu genauen Vorstellungen weder von dem Terrain, in dem sich die Operationen abspielten, noch von den politischen Bedingungen in Thailand selbst und von den Möglichkeiten, die Waffenlieferungen so abzuwickeln, dass vorerst niemand auf sie aufmerksam wurde. Deshalb begann man in kleinem Maßstab. Aber bald hatten sich die Anforderungen der Rebellen unerwartet erhöht, war auch ihre Aktivität hochgeschnellt. Die Air America musste verstärkt und durch entsprechende Maschinen in die Lage versetzt werden, in den Bergen zu starten und zu landen.
Aus den Arsenalen in Vietnam waren immer mehr geeignete Waffen zur Verfügung gestellt worden. Die Agentur zog Vorteile daraus, dass es sich meist um gebrauchtes Gerät handelte, das keine hohen Ausgaben verursachte. Auf diese Weise gelang es, die langfristigen Vorhaben der politischen Planung, soweit sie Burma betrafen, abzusichern. Gleichzeitig aber erweiterte die Agentur den anfänglich als Nebengeschäft betrachteten Aufkauf von Rohopium mehr und mehr. Warren nutzte die Unerfahrenheit der Bergbewohner in Nordthailand, ihre mangelhafte Bildung und ihre materielle Notlage geschickt aus, um sie zu Helfern der Agentur zu machen.
Die Leute in Muong Nan waren solche Helfer, sehr wichtige sogar, denn über dieses Dorf war ein großer Teil der Waffenlieferungen an die Schan-Rebellen abgewickelt worden, auf eine für die Agentur ebenso unverfängliche wie einträgliche Weise. Aber Warren sah jetzt ein, dass er in den letzten Monaten zu viele solcher Helfer gleichzeitig im Auge gehabt hatte. Dabei waren Unachtsamkeiten vorgekommen. So war aus den Listen zu ersehen, dass nach Muong Nan keine Lebensmittel mehr eingeflogen worden waren, nur gelegentlich ein paar Kisten mit Gebrauchsgegenständen. Aber die Leute in diesem Dorf waren darauf eingestellt, von der Agentur mit Lebensmitteln versorgt zu werden, und hatten sich daher völlig auf den Anbau des Opiums verlegt. Nun gab es dort oben vermutlich eine empfindliche Knappheit an Nahrungsmitteln. Ich muss einmal mit dem fliegenden Personal ernsthaft reden, nahm sich Warren vor. Diese Piloten sind die einzigen, die ständig an Ort und Stelle Eindrücke aufnehmen können. Warum hat mir keiner von ihnen angedeutet, wie die Lage ist? Es ist völlig klar: Ein Dorf, in dem es genügend Reis und Corned beef gibt, genügend Kattun und Tabak und Büchsenbier, wird niemanden mit Opium in die Ebene schicken; es wird zufrieden sein und uns Amerikaner für die Wohltäter ganz Asiens halten. Pannen wie die in Muong Nan ergeben sich daraus, dass man einerseits mit Transusen wie dieser Miss Perkins arbeiten muss, die gerade noch ein Telegramm aufgeben kann, und andererseits mit Routiniers wie unseren Fliegern, die lediglich ihren Job tun und sich den Teufel um das scheren, was sie nichts angeht, wie sie meinen. Dadurch passiert so etwas wie die Schweinerei mit Lo Wen. Obendrein brennt dieser Bansammu durch. Wir haben einen Fehler gemacht, kein Zweifel. Nun ist wichtig, dass dieser Lo Wen eingebläut bekommt, der Fehler läge ganz auf seiner Seite. Erst wenn er klein und hässlich geworden ist, kann man Zugeständnisse machen. Und er wird klein und hässlich werden! Thailändische Gefängnisse sind keine Sanatorien. Man sagt ohnehin, dass ein Mann, der drei Jahre in einem Gefängnis in den Tropen zubringen muss, für sein ganzes Leben gezeichnet bleibt. Lo Wen wird das wissen.
„Hören Sie mir genau zu, Lo Wen", begann er. „Wir müssen uns von Anfang an vor Missverständnissen hüten. Die thailändische Polizei hat mir einen sehr großen Gefallen getan, als sie mir erlaubte, mit Ihnen zu sprechen. Eigentlich geht mich das alles nichts an, ich will mich auch nicht in die inneren Angelegenheiten Thailands einmischen. Ob ich Ihnen helfen kann, ist sehr fraglich. Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt Lust dazu habe, nachdem Sie mein Vertrauen so gründlich missbraucht haben."
Er beobachtete Lo Wen, und als sich auf dessen Gesicht Bestürzung abzeichnete, wusste er, dass er den richtigen Tonfall getroffen hatte.
Lo Wen sagte betreten: „Mister Warren, Sir, ich weiß, ich habe Sie hintergangen; ich hätte es nicht tun dürfen. Darf ich
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