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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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was es braucht. Sie haben keine Ahnung, wie viel es kostet, wenn man auch nur eine Maschine dorthin fliegen lässt. Außerdem hatten wir Notfälle in anderen Gegenden und mussten schnell helfen. Dahinter hatte Muong Nan zurückzustehen. Das will ich Ihnen nicht im einzelnen schildern; Sie würden es ohnehin nicht begreifen. Nur soviel: Ich dulde nicht, dass man mich hintergeht, was immer für Gründe es dafür geben sollte. Und ich garantiere Ihnen, sobald Sie es ein weiteres Mal versuchen sollten, wird man Sie wieder festnehmen. Dann werde ich Ihnen bestimmt nicht helfen. Nicht weil ich es nicht könnte, sondern weil ich es nicht mehr will. Und - rechnen Sie nicht darauf, dass Sie mit so einer Sache davonkommen! Wir haben unsere Augen überall, wir wissen alles, was geschieht. Richten Sie sich danach."
    Er machte eine bedeutungsvolle Pause, und Lo Wen erkundigte sich schüchtern: „Werden Sie mir trotzdem dieses eine Mal helfen, Sir?"
    Warren ließ ihn auf eine Antwort warten. Vor allem werde ich dich auf kleiner Flamme schmoren lassen, dachte er. Schade, dass ich meine Nachtruhe dafür opfern muss, aber das geht wohl nicht anders. Endlich sagte er: „Ich weiß nicht. Ich werde es versuchen. Aber zunächst wollen wir etwas anderes erledigen. Ich muss die Gewissheit haben, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen."
    Er griff in die Schublade seines Schreibtisches und holte ein Blatt Papier heraus mit einem vorbereiteten Text.. Er las ihn Lo Wen vor. Es hieß da, dass Lo Wen als Dorfvorsteher von Muong Nan fortan redlich mit Mister Warrens Agentur zusammenarbeiten wolle, die in dem Text dezent „Büro für industrielle Kooperation" genannt wurde. Er würde sich auf Grund vorausgegangener Fehler bemühen, diese Zusammenarbeit zur vollsten Zufriedenheit des Partners zu betreiben und die von ihm angebauten Produkte einzig und allein an die Beauftragten Mister Warrens weiterverkaufen. Falls er sich eines erneuten Vertragsbruches schuldig mache, werde er die vollen Konsequenzen tragen.
    Lo Wen nickte ergeben dazu und fragte zaghaft: „Wird man mich denn entlassen, auf Ihre Fürsprache hin, Sir?"
    „Vielleicht", erwiderte Warren und erhob sich. Er reichte Lo Wen das Papier und einen Stift „Unterschreiben Sie. Sie haben Zeit. Ich werde inzwischen mit der Polizei verhandeln. Man wird das Verfahren gegen Sie niederschlagen, wenn ich die Leute überzeugen kann, dass Sie im Grunde ein ehrlicher Mann sind."
    Er verließ das Zimmer, Lo Wen blieb allein zurück, mit dem Papier in der Hand. Da wurde dem Dorfvorsteher klar, dass Warren ihn belog. Es gab kein Verfahren der thailändischen Polizei. Es gab dort niemanden, der sich für ihn interessierte. Lo Wen begriff mit einemmal, wie alles zugegangen war. Natürlich, Mister Warren hatte seine Augen überall, er hatte in allen Städten seine Leute. Ihn allein hatte es geärgert, dass aus Muong Nan heimlich Opium verkauft wurde.
    Das war der Anlass dafür gewesen, dass man mich verhaftet hat, dachte Lo Wen. Was soll ich nun tun? Wird er Wort halten und uns wenigstens die nötigsten Lebensmittel liefern? Oder werden wir nach der zweiten Ernte wieder hungern müssen? Hält er sein Wort nicht, können wir nichts dagegen tun. Wie hat er es bloß angefangen, uns so in seine Hand zu bekommen? Er ist schlimmer, als die chinesischen Wucherer aus der Ebene waren, die das Opium bei uns aufkauften. Er ist auch nicht besser als die Banditen, die in den Bergen umherstreifen. Aber wie können wir uns gegen ihn wehren?
    Wenn ich jetzt nicht klein beigebe, lässt er mich in einem unserer Gefängnisse hocken, bis ich verfaule. Ich alter Mann kann nichts gegen ihn ausrichten. Aber ich muss von hier weg. Ein zweites Mal wird mich keine Polizei finden. Ich weiß, wie man sich in den Bergen verstecken kann, und die Leute aus dem Dorf sind auf meiner Seite. Auf keinen Fall werde ich ihm zeigen, dass ich ihn durchschaut habe. Er griff nach dem Stift und unterschrieb. Mister Warren beobachtete es im Vorzimmer auf dem Bildschirm. Er ging nicht gleich zu Lo Wen hinein. Er fuhr erst zu den Polizisten hinunter in die Halle und erkundigte sich, welche Anweisungen sie hatten. Sie sollten den Gefangenen Lo Wen nur an Mister Warren überstellen, erklärten sie. Es wäre eigentlich unnütz, dass sie warteten. .
    Warren nahm das zur Kenntnis. „Wie lange haben Sie noch Dienst?"
    „Bis um sechs Uhr früh, Sir."
    „Schade", bedauerte Warren. Die Polizisten wussten nicht, wie er das meinte, und machten

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