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Des Erdenmannes schwere Bürde

Des Erdenmannes schwere Bürde

Titel: Des Erdenmannes schwere Bürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson Poul Anderson
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einen Hand fieberhaft auf den Sarg einhämmerte, schob er die andere geschickt in die Tasche und zog den ammoniakgetränkten Wattebausch, hervor. Der Bart löste sich. Alex überreichte ihn Tanni, die ihn schnell mit einigen Ketchup-Flecken bekleckerte. Dann stieß Alex einen spitzen Schrei aus, der den Eindruck erwecken sollte, jemand sei verwundet worden.
    „Wie gefällt dir das? Und jetzt nimm dies! Und das, Grünbart! Du wußtest wohl nicht …“ Er schob sein glattrasiertes Kinn um die Ecke des Portals herum. „… daß ich als Junge in einem Fechtverein aktiv war, wie?“
    Impulsiv begannen die Piraten zu applaudieren.
    „Ebenso“, tönte Alex großspurig und ließ die Zuschauer nun seinen ganzen Körper sehen, „habe ich meinen Frei- und Fahrtenschwimmer gemacht und war bei den Pfadfindern! Ich hätte sogar in der Bundesliga spielen können, wenn ich nur gewollt hätte. Nimm das!“
    Eilig pappte er den Bart wieder an und verlangte nach mehr Ketchup.
    „Das geht mit dem Teufel zu“, fluchte er und machte einen kurzen Ausfall, der ihn ein Stück aus dem Portal herausführte und ihm die Möglichkeit gab, die Piraten sein sorgenzerfurchtes Gesicht sehen zu lassen. „Sie führen eine übernatürliche Klinge, Jones. Aber das wird Sie auch nicht retten. In einer Minute habe ich Sie in der Ecke – und dann werden Sie den Stahl meiner Klinge schmecken. Da!“ Alex verschwand erneut aus dem Blickfeld der Piraten und schrie mit schwacher Stimme: „Autsch!“
    Die Piraten sahen einander traurig an. „Es kommt mir irgendwie nicht richtig vor“, murmelte Long John Silver. „Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß das wirklich weh tut.“
    Captain Hook zuckte zusammen und sagte mit zitternder Stimme: „Auf was haben wir uns da nur eingelassen, Kumpane?“
    „Nur nicht frech werden, Grünbart!“ schrie Alex, tauchte erneut mit glattrasiertem Kinn auf und fuchtelte mit dem Schwert herum, während Tanni gegen den Sarg schlug. „Ich habe wahrlich stählerne Muskeln. Nehmen Sie das! Und das! Und das!“
    Er verschwand erneut, versetzte dem Sarg drei dröhnende Schläge, warf das Schwert zu Boden, pappte den Bart wieder an das Kinn und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
    „Mich hats erwischt!“ jammerte er. Die ketchupverklebten Hände auf die Herzgegend gepreßt, taumelte er auf das Portal zu und blieb vor den entsetzten versteinerten Gesichtern der Piraten stehen.
    „Oh“, stöhnte er. „Ich muß den Löffel abgeben, Kumpane. Er hat mich in Ehren geschlagen. Wer hätte je gedacht, daß der Botschafter ein solcher Kämpfer ist? Lebt wohl, meine Freunde. Klar zum Auslaufen. Zieht die Anker hoch. Sucht nicht nach meinem Leichnam. Ich will mich nun von dannen schleppen und irgendwo einsam sterben.“
    „Leb wohl“, schluchzte Anne Bonney und winkte ihm mit einem Taschentuch nach. Die ganze Piratenbande brach in Tränen aus.
    Alex taumelte außer Sicht, legte den Bart ab und schnappte eine ganze Weile heftig nach Luft. Dann nahm er das Schwert wieder an sich und schlenderte langsam, einen prüfenden Blick auf seine einstigen Getreuen werfend, durch das Portal.
    „Oha“, sagte er unheildrohend. „Was haben wir denn hier? Etwa Piraten?“
    Es herrschte absolute Stille.
    „Gnade, Sir!“ jammerte Captain Hook und warf sich vor dem Bezwinger des schrecklichen, unbesiegbaren und unentbehrlichen Grünbart in den Staub. „Es war alles nur ein Scherz, Sir.“
    „Wir haben uns nichts dabei gedacht“, warf Flint ein.
    „Und ganz besonders wollten wir niemandem zu nahe treten“, fügte Billy Bosun hinzu.
    „Ruhe!“ donnerte Alex. „Ihr gebt also auf?“ Er hatte keinen Grund, auf eine Antwort zu warten. „Na gut. Herr Bürgermeister, Sie werden diese Lumpen morgen bei Sonnenaufgang hängen lassen. Dann schicken Sie sie auf ihre Schiffe zurück und lassen sie gehen. Und …“ Er warf den Piraten einen finsteren Blick zu, „und ihr seht zu, daß ihr in Zukunft gutes Benehmen lernt!“
    „J-j-ja, Sir“, sagte Black Tom Yardly.
    Alex spürte plötzlich, daß jemand zögernd an seinem Ärmel zupfte. Als er sich herumdrehte, stellte er fest, daß es der Bürgermeister war.
    „Ich … äh … weiß nicht so recht“, sagte er und sah zu Alex auf. Aus seiner Stimme war deutliches Mitleid herauszuhören. „Sooo schlecht haben sie sich doch auch wieder nicht benommen, oder, Sir? Ich glaube sogar, wir sollten ihnen irgendwie dankbar sein. Diese kolonialen Außenposten sind nämlich ganz schön

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