Des Erdenmannes schwere Bürde
Verhandlungen übernehmen kann, falls Sie keinen Erfolg haben.“
Alex war einer Explosion nahe. In seinem Inneren breitete sich der Gedanke an offene Rebellion aus. Aber leider standen die beiden kräftigen Raummatrosen noch immer auf der Schwelle. Vor seinem geistigen Auge sah er das Bild seiner lieblichen, gefangenen Frau, die traurig vor sich hinfutterte und dabei unaufhörlich zunahm. Die Vision wurde von einem anderen Bild abgelöst, und auf dem sah er Tanni immer dünner und dünner werden und Hungers sterben. Genau das würde nämlich mit ihr geschehen, wenn sie von der mageren Pension eines Fähnrichs würden leben müssen, nachdem man ihn unehrenhaft seines Amtes enthoben hatte.
Vielleicht sollte er doch besser warten, bis man von der Regierungsseite her etwas in die Wege leitete. Aber wenn die Kommission nichts zustandebrachte, war es mit Tanni aus. Wenn sie nicht jetzt schon – das Bild eines sich stetig weiter aufblähenden Ballons vor Augen – die Nerven verloren und eine Verzweiflungstat getan hatte. Nein!
Waffen der Klasse 6 durfte er also nicht einsetzen. Was war Klasse 5 doch gleich wieder? Richtig, einfache Flinten, die mit Schießpulver funktionierten. Es sollte nicht schwer sein, ein paar Hokas zu finden, die ihn unterstützen würden. Vielleicht die Cowboys aus den westlichen Ebenen? Nein, es würde Wochen dauern, sie zusammenzutrommeln … He!
Alex setzte mit bürokratischer Akkuratesse (in dreifacher Ausfertigung) einen Antrag auf, der um Erlaubnis bat, mit Unterstützung einiger tokanischer Hilfskräfte einen Rettungsversuch zu unternehmen. Brassard versah ihn mit der gleichen steifen Förmlichkeit mit einem OKAY-Stempel. Dann ging der Botschafter auf das Landefeld hinaus, wo eine zwar seelenlose aber leider weisungsgebundene Maschinerie ihm das neutralisierte Kurierboot aushändigte und ihn in Richtung Osten am Himmel verschwinden sah.
Alex hatte natürlich nicht angegeben, welcher Hilfskräfte er sich bedienen wollte.
Auf Toka gab es eine Wüste. Nachdem die interplanetarischen Kaufleute herausgefunden hatten, welch großer Markt hier für historische Romane aus zweiter Hand existierte, war es natürlich unausweichlich geblieben, daß selbige bald darauf nur noch von Araber und Angehörigen der französischen Fremdenlegion bevölkert wurde.
Alex landete außerhalb der aus Lehmziegeln erbauten, flachdachigen Hüttenstadt Siddi Bei Abbes in einer Oase. Einen Kilometer davon entfernt befand sich der Hauptaußenposten der Legion, über dessen Mauern lustig die Trikolore flatterte. Wohin das Auge blickte gab es nichts als Felsgestein und Sand, auf die eine unbarmherzige Sonne niederknallte.
Als Alex durch die Straßen eilte, schauten ihm ein paar korpulente Gestalten in Kaftan und Burnus nach. Einmal stieß er mit einem brontosaurusähnlichen Geschöpf zusammen, das in diesen Breitengraden als Kamel bezeichnet wurde, aber das lag daran, daß er sowohl vom Streß ausgelaugt war als auch mit den Auswirkungen der während der Reise genossenen Hypnoschulung zu kämpfen hatte. Er befand sich nicht nur im Besitz aller erhältlichen Informationen über Telko, sondern kannte auch die unterschiedlichsten Dialekte, wußte über die Biochemie des Planeten und die Umstände, die für Tannis Zunahme verantwortlich waren Bescheid und hatte sogar noch ein blutrünstiges Volkslied in sich aufgenommen.
Als er die Residenz des örtlichen Zivilgouverneurs erreicht hatte, wurde er dem hohen Würdenträger sogleich gemeldet. Obwohl es im Büro des Hokas kühl und schattig war, hatte er seinen Tropenhelm nicht abgelegt. Er besaß sogar einen eingefetteten Oberlippen- und Spitzbart.
„Ah, M’sieur l’Ambassadeur!“ rief er aus und erhob sich mit einer weitausholenden Handbewegung, die eine Vase von einem Schreibtisch warf. „Quel honneur! Bienvenu!“
„Froid miesch, froid miesch …“ keuchte Alex. „Verdammt nochmal! Ich meine, es freut mich ganz meinerseits. Hören Sie zu, Monsieur LaFontanelle, ich stecke in Schwierigkeiten …“
„Tiens!“ Der Gouverneur schwenkte nonchalant den Arm und kippte eine Stehlampe um. „Es ist also etwas vorgefallen, wie?“ Wie beinahe alle Hokas sprach er ein gutes Englisch, aber als Franzose fühlte er sich natürlich dazu verpflichtet, einen gewissen Akzent zu wahren.
„Meine Frau …“ begann Alex und hielt inne. Je weniger die Leute von Tannis peinlicher Lage erfuhren, desto besser; es war schon genug, wenn er die Legion einweihte.
„Ah“,
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