Des Kaisers Gespielin (German Edition)
um etwas bitten! Nicht nur eine, sondern zwei.“
Er stockte und blinzelte vor Überraschung.
„Du meinst... du willst mich heiraten?“
Für einen Moment wurde sein Blick weich, doch beinahe sofort verhärtete er sich wieder.
Spöttisch fügte er an: „Das muss ja eine Bitte sein! Was soll ich also für dich tun, edle Lila? Dir die Sterne vom Himmel holen? Oder dich am Ende gar zur Kaiserin machen?“
Wütend brodelte es in mir: „Nein, du Dummkopf! Du sollst mich heiraten! Das ist es, was ich will. Dass du mich heiratest und von hier fortbringst, Henderley. Das ist alles, was ich will... dass du mein Mann wirst und ich deine Frau... und dass wir ein Leben fernab vom Palast führen können.“
Henderley stand wie erstarrt und sah mich einfach nur ungläubig an. Seine Augen waren starr auf meine gerichtet und endlich, endlich schien er zu begreifen.
„Du meinst... das war deine Bitte? Du willst mich?“
Mit hoch erhobenem Haupt und offenem Blick bejahte ich. Doch bevor er mich freudig umarmen konnte, falls er das überhaupt vorhatte, so sicher war ich mir nicht, gebot ich ihm Einhalt.
„Eine Sache noch...“
Verdutzt hielt er inne und sah mich wachsam an, als rechnete er mit dem Schlimmsten.
„Seit wir uns kennen, weißt du was ich bin. Was ich war. Du musst mir versprechen, dass du das hinter dir lassen kannst! Wenn du mich nimmst, dann mit allem, was ich erlebt habe. Verstehst du? Du musst mir versprechen, dass du nicht in ein paar Tagen, in ein paar Wochen eines Morgens aufwachst und mir plötzlich meine Vergangenheit zum Vorwurf machst. Hast du das verstanden?“
Eindringlich musterte ich ihn, sah ihn mit seinem Gewissen ringen, bis schließlich seine Augen anfingen zu leuchten.
„Und ich will dir dafür die beste Frau sein, die ich sein kann. Ich werde nichts zurückhalten... das verspreche ich. Du bekommst mich, alles von mir... wenn du mich nur fortbringst.“
Sein Blick wurde weicher, als ich es je für möglich gehalten hatte. Und da wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Henderley trat ganz nahe an mich heran, umfasste mein Gesicht mit seinen Händen und küsste mich so lange und so zart, als hätte er nie einen anderen Wunsch verspürt.
Dann sah er mich liebevoll an: „Ich verspreche es, Lila! Es soll sein, als hätte es nie ein Leben vor unserem gemeinsamen gegeben. Ich will dich so lieben, wie du es verdienst, meine Geliebte, und niemals zurückschauen. Das verspreche ich dir.“
Beruhigt nickte ich und spürte überrascht, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ach du lieber guter Henni! In diesem Moment wünschte ich, ihn so lieben zu können wie er es denn verdiente. Und ich schwor bei mir, dass ich es versuchen würde. Dass ich ihm die beste Ehefrau sein würde, die ich sein konnte und dass er es niemals bereuen sollte, mich genommen zu haben.
Er hielt mich noch eine Weile ganz fest an seiner Brust, dann flüsterte er mir ins Ohr: „Wann?“
Mein tränenverhangenes Gesicht blickte zu ihm auf.
„So bald wie möglich!“
Er nickte verständnisvoll: „Dann werde ich sofort zum Kaiser gehen, und um Entlassung aus seinen Diensten bitten. Ich bin nicht reich, aber habe immer sparsam gelebt. Das sollte für den Anfang reichen. Für ein kleines Häuschen vielleicht und Vorräte für den ersten Winter. Und das andere werde ich dir mit harter Arbeit schaffen, Lila, auf dass du nichts vermissen sollst. Halte dich bereit, Geliebte!“
Und mit einem letzten Kuss strebte er zum Palast, um unser Leben für immer zu verändern.
Meine Beine waren taub, als ich mich zurück in mein Gemach schleppte. Ich wusste nicht, wie lange mir noch blieb, aber ich wollte jeden mir noch verbleibenden Moment bei Ravenna verbringen.
Ich fand sie vor, wie sie still, fast apathisch in einem Sessel saß und nur kurz aufblickte, als ich eintrat. Mein Gesicht verriet ihr, was geschehen war und so blieb zwischen uns nur Stille. Ich kniete mich zu ihren Füßen und vergrub mein Gesicht an ihrem Bauch. Zärtlich streichelte sie mir das Haar und in wortloser Eintracht saßen wir so beieinander und warteten mit Spannung und Wehmut auf das baldige Ende der kleinen Welt, welche wir uns hier so mühevoll erschaffen hatten. Ich versuchte mir jeden einzelnen Moment in Erinnerung zu rufen, den wir miteinander verbracht hatten und jedes Detail ihres Gesichtes. Ich musste daran denken, wie unwirtlich doch die Welt war für eine Liebe wie die unsere. Und insgeheim sah ich ein, dass wir beide wohl wussten, dass sie nicht
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