Des Kaisers Gespielin (German Edition)
konnte. Glücklicherweise tat das Abziehen an dieser Stelle meines Körpers tatsächlich fast gar nicht mehr weh, ob aus Resignation oder weil es mir zwischen den Beinen wie Feuer brannte, vermochte ich nicht zu sagen.
Estella ließ sich nun von einer der Frauen mehrere Scheren reichen und begann zu stutzen, was er für stutzenswert hielt. Dann wurde ich aus den Steigbügeln entlassen und durfte die Früchte von Estellas Arbeit im mannshohen Spiegel ausgiebig betrachten.
Mein erster Blick ging zu meiner Mitte, wo sich ein kleines perfekt geformtes Dreieck gemütlich zwischen meine Beine kuschelte. An den Rändern war das Haar ganz kurz und wurde nach innen hin immer voller. Genau in der Mitte hatte Estella ein hübsches kleines Löckchen geformt und kunstvoll drapiert. Es war ungewohnt, aber ich musste freudig feststellen, dass es mir gefiel. Ich kam mir ungeheuer erwachsen vor und so sehr Frau, wie ich es noch nie gewesen bin. Das galt auch für den Rest meines Körpers. Meine Arme und Beine waren noch leicht gerötet, aber glänzten wundervoll im Licht.
Ja, dachte ich zufrieden, in diesem Augenblick gefalle ich mir gut. Auch Estella schien zufrieden, denn er schnalzte geräuschvoll mit der Zunge und klatschte in die Hände.
„Ja, so kannst du dich sehen lassen, Mädel. Und jetzt die Haare!“
Er führte mich nur in ein Tuch gehüllt zurück zu den Frisiertischen und ließ mich Platz nehmen. Leise beriet er sich mit einer der älteren Frauen, gab ein paar Instruktionen und verschwand dann ohne einen weiteren Gruß, aber mit einem gut gemeinten Zwinkern. Die Frau, ich fragte mich ob es wohl Nonas Mutter war, traute mich aber nicht laut zu fragen, begann langsam und sanft zu bürsten und ich ergab mich dem wohligen Gefühl, schloss meine Augen und genoss die ungewohnte Pflege.
Einige Zeit später betrat jemand den Raum und ich hörte das Geräusch von nackten Füßen, die sich mir näherten. Als die Gestalt beinahe an mir vorbei gegangen war, hörte ich sie ganz leise summen. Dunkel und schwer klang die Melodie in meinen Ohren als käme sie aus einer anderen Welt.
Neugierig öffnete ich meine Augen. Ich blickte in unglaublich dunkle Augen, deren geheimnisvoller Blick mir durch und durch ging, als würde er mir direkt in die Seele schauen. Eine seltsame Faszination überkam mich so unerwartet, dass ich nicht mehr wusste, ob ich wachte oder träumte. Der Boden unter mir begann zu schwanken. Diese Augen! Schwarz wie die Nacht und tief wie das Meer. Und doch so heiß wie das Feuer. Gleich darauf wurde die Verbindung unterbrochen, die Augen wandten sich anderen Dingen zu und erst jetzt merkte ich, dass ich meinen Atem angehalten hatte. Ich schloss kurz meine Augen um mich zu sammeln und als ich sie wieder öffnen konnte, sah ich eine Frau, die sich schon längst wieder abgewandt hatte und den Wannen zustrebte.
Himmel, diese Augen! Ich wusste nicht genau was es war, das meinen Blick so sehr an ihr festhielt, als die Augen mich schon längst nicht mehr beachteten. Ihre offensichtliche Schönheit, ihre fließenden Bewegungen oder ihr intensiver Blick, aber was es auch war, es brachte mein Herz zum Klopfen, Hitze breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich war mir sicher, meine Hände würden zittern, wenn sie nicht so fest in die Lehne meines Stuhles gekrallt gewesen wären. Die dunklen Augen fixierten mich kurz noch einmal und ich war mir schmerzlich bewusst, dass ich sie so sehr anstarrte, dass die Grenzen der Höflichkeit längst überschritten worden waren, doch es lag nicht in meiner Macht mich abzuwenden. Die dunkle Schönheit drehte sich nicht mehr zu mir um und so konnte ich sie ganz in Ruhe betrachten. Vor einer Wanne, meiner Wanne!, jubilierte es in mir, blieb sie stehen, ließ die Robe von ihren Schultern fallen und gewährte mir einen süßen Augenblick lang den Anblick ihrer edel geschwungenen Rückseite. Dann stieg sie in das Wasser und war meinen Augen bis auf den Haaransatz entschwunden. Ich konnte meinen Blick nicht von der Wanne wenden, wusste ich doch, dass sie darin lag.
Wer ist sie?, fragte ich mich nachdenklich, aber mit fiebriger Intensität. Sie konnte kein einfaches Mädchen sein, ihre Anmut und Eleganz sprachen eine andere Sprache. Und warum hatte ihr Anblick solch eine starke Wirkung auf mich? Vielleicht war es ihre Schönheit, grübelte ich fieberhaft nach einer Erklärung suchend. Ihre unbestreitbare Schönheit! Von den wenigen Menschen, die ich in meinem kurzen Leben kennengelernt
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