Des Kaisers Gespielin (German Edition)
klein.
Ich versuchte sie zu beruhigen: „Es liegt nicht an dir, liebste Nona! Seine Majestät empfindet es wohl als angemessen, wenn auch Ravenna ihre Gemächer teilen muss. Und da ich ihre einzige Freundin bin, da lag meine Wahl wohl nahe....“
Hilflos verstummte ich, selbst in meinen Ohren klang die Ausrede fad. Nona aber schien sich nicht daran zu stören. Sie nickte ergeben und ließ unsicher ihre Schultern hängen.
„Ach so... wenn Seine Hoheit so denkt... dann will ich mich wohl fügen... Wenigstens werden wir uns jeden Vormittag bei Henni sehen.“, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
Mit traurigem Blick schüttelte ich meinen Kopf. Ich hatte lange darüber nachgedacht, aber nach all den Hoffnungen die ich Henderley gemacht hatte, konnte ich ihm einfach nicht mehr in die Augen sehen.
„Es tut mir leid...“, entschuldigte ich mich.
Meine Augen baten stumm um Vergebung, als ich ihren enttäuschten Gesichtsausdruck sah.
“Die Dame Dalia möchte von nun an morgens mit mir arbeiten. Ich werde nicht mehr an den Astronomiestunden teilnehmen können.“
Wieder eine Lüge, die mein Gewissen ein wenig mehr erhärtete. In Wahrheit hatte natürlich Ravenna bei Dalia darum gebeten, dass ich meine Übungszeiten ändern konnte. Es erschien auch ihr das Beste, wenn ich Henderley nicht wiedersehen würde. Der Unterricht bei der Meistersängerin war die einzige Ausrede, die uns plausibel erschienen war.
Tränen liefen an Nonas Wangen herab: „Also werden wir uns gar nicht mehr sehen? Und Henni? Was wird aus meinem Bruder? Du wirst ihn nicht mehr sehen können, das weißt du? Willst du denn gar nicht...? Ich dachte... Er liebt dich, das hat er mir gesagt. Er liebt dich!“
Natürlich hatte ich es gewusst. Ich ergriff Nonas Hand und setzte mich.
„Hör mir zu. Es ist besser so, glaube mir. Ich... ich gehöre jetzt an den Hof. Das ist mein Leben. Ich muss mich damit abfinden. Ich muss aufhören, meinen jugendlichen, meinen dummen Kinderträumen hinterher zu laufen. Und du musst es auch.“
Nona weinte, aber ich war noch nicht fertig. Es war besser, wenn sie verstand, dass sie sich keine Hoffnungen zu machen brauchte.
„Wir dürfen nicht egoistisch sein, Nona! Ich bin eine kaiserliche Konkubine. Keine Frau von Welt, kein reiches achtbares Mädchen. Eine Konkubine! Ist es das, was du dir für deinen Bruder wünschst? Eine Frau, die nichts hat als den ewigen Makel, eine Hure Seiner Majestät gewesen zu sein? Es ist egal, ob ich beim Kaiser gelegen habe oder nicht. Ich war seine Hure in dem Moment, als ich einen Fuß in diese Hallen gesetzt habe. Er hat das nicht verdient. Er wird mich vergessen. Und irgendwann, da wird ein eine gute Frau finden, eine, die seiner Liebe wert ist. Und dann wird er dich zu sich holen und ihr werdet glücklich sein. Mit mir... ich kann ihn nicht glücklich machen. Glaube mir!“
Nona nickte, aber die Tränen wollten einfach nicht versiegen.
„Aber du und ich... das ist eine andere Sache. Wir sind Freunde, werden es immer sein. Egal wo ich schlafe.“
Ich bemühte mich um einen zuversichtlichen Ton: „Natürlich werden wir uns oft sehen. Morgens beim Frühstück und nachmittags... und ich kann jeden Abend mit dir verbringen, wenn ich für die Teilnahme am abendlichen Essen unpässlich bin.“
Nona klang enttäuscht: „Das ist doch nur einmal im Monat.... aber besser als nichts.... versprichst du es mir?“
Schweren Herzens nickte ich, auch wenn ich nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob dies die Wahrheit war. Aber ich würde mich bemühen, Nona nicht zu vernachlässigen, nahm ich mir in diesem Augenblick vor. Sie hatte es verdient, war sie mir doch lange Zeit eine so gute Freundin gewesen. Befangen verabschiedete ich mich unter dem Vorwand meiner geschwächten Konstitution und flüchtete. Das war nicht einfach gewesen, dachte ich versonnen und wünschte mir mehr Feingefühl.
Ravenna erwartete mich bereits und erkundigte sich vorsichtig, wie es denn gewesen sei.
„Schwer!“, antwortete ich bedrückt. „Sie ist ein gutes Kind, ich habe ihre Freundschaft gar nicht verdient. Ich hoffe, sie bekommt bald eine neue Zimmergenossin, das wird sie aufheitern.“
Ravenna sprang auf und nahm mich in den Arm.
„Sie wird damit klarkommen, Lila. Nona ist hart im Nehmen, auch wenn sie so zerbrechlich erscheint. Wenn Seine Majestät wieder hier ist, dann werde ich ihn um eine neue Mitbewohnerin für Nona bitten.“
Meine Gedanken verdüsterten sich. Das hatte ich nicht gewollt, dass
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