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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schwachen Licht erkannte er, daß sie weder mit Riegeln noch mit Ketten gesichert war. Sie schien ihn zu verspotten:
Haben sie auch dir allen Mut abgekauft?
Nicht doch, er hatte sich längst festgelegt, hatte von Anfang an keine andere Wahl gehabt.
    Bolitho zog die Pistole aus dem Gürtel und versuchte sich zu erinnern, ob sie beim Anlandgehen naß geworden war.
    Mit der gespannten Waffe in der einen, dem blanken Degen in der anderen Hand machte er zwei Schritte zurück – und trat mit seiner ganzen Kraft die Schuppentür ein.
    »Im Namen des Königs!«
brüllte er und erschrak selbst darüber, wie laut seine Stimme durch den Raum klang. »Ihr steht alle unter Arrest!«
    Einem Aufschrei am Tisch: »Verdammt, die Preßgang!«
    folgte der Protest: »Und sie haben gesagt, hier sind wir sicher!«
    Der Bewaffnete tastete nach seinem Degen und rief: »Das sind nicht die Werber! Ich weiß, wer er ist, verflucht soll er sein!«
    Bolitho hob die Pistole. »Keine Bewegung!« Das haß- und wutverzerrte Gesicht seines Gegners schwebte über dem Lauf wie eine Totemfratze. Dann packte der Mann seinen Degengriff und zog blank.
    Bolitho drückte auf den Abzug, hörte aber nur ein kraftloses Klicken. Fehlzündung. Geduckt kam der Mann auf ihn zu, seine Degenspitze beschrieb kleine schimmernde Kreise im Lampenlicht. Ungläubig starrten die Männer am Tisch zu ihnen herüber, wahrscheinlich schon zu betrunken, um zu reagieren.
    Über die Schulter zischte der Bewaffnete sie an: »Raus mit euch!
Holt Waffen
! Seht ihr denn nicht, daß er allein ist, ihr feigen Memmen?«
    Er machte einen Ausfall, hielt sich aber noch auf Distanz.
    Beide Degenklingen sprühten Lichtreflexe, und Bolitho beobachtete die Augen seines Gegners. Er hörte die sechs Gescholtenen aus dem Fenster klettern, einer lief schon draußen über den Hof. Er wußte, wenn sie bewaffnet zurückkamen, war es um ihn geschehen. Wie ein Rudel Wölfe würden sie sich auf ihn stürzen, denn der Galgen schreckte sie mehr als die Ermordung eines Offiziers.
    »Du hast keine Chance!« rief er dem Schmuggler zu.
    »Abwarten!« Verächtlich spuckte der Mann ihm vor die Füße. Dann lachte er auf. »Stahl gegen Stahl, Captain Bolitho!
    «
    Er griff an, aber Bolitho parierte den Stoß. Die Griffe verhakten sich kurz, so daß er den Mann wegschieben konnte, bis er nur noch eine schwarze Silhouette im Lampenlicht war.
    Gellend rief der Schmuggler zur offenen Tür: »Wo bleibt ihr, verdammte Bande?« Er hatte begriffen, daß er trotz seiner Kraft Bolithos Fechtkunst nicht gewachsen war. Mit einem Sprung brachte er eine Bank zwischen sich und den Kapitän, hielt die Degenscheide in der anderen Hand wie eine Lanze vor sich.
    Jetzt. Bolitho hörte Getrappel draußen, jemand stolperte im Dunkeln über irgendein Hindernis und lachte betrunken.
    Dann fiel ein Schuß, und Bolitho dachte im ersten Moment, einer hätte durchs Fenster auf ihn geschossen.
    Aber dann hörte er draußen ein Stöhnen, das alsbald von Hufschlag verschluckt wurde. Und plötzlich übertönten Major Cravens Kommandos alles andere.
    Durch die Tür quoll eine Welle scharlachroter Uniformen mit gezückten Säbeln, allen voran Major Craven. Er fuhr herum, als sein Sergeant rief: »Die Schurken haben Trooper Green erwischt, Sir!« Ein kurzer Blick zu Bolitho, ein knappes Nicken, dann wandte sich der Dragoneroffizier dem Schmuggler zu. »Hörst du das? Meine Männer machen dich mit Freuden einen Kopf kürzer, es sei denn …«
    Aber der Mann hatte seinen Degen schon von sich geworfen.
    »Ich weiß von nichts.«
    Bolitho griff nach Cravens Arm. »Woher wußten Sie…«
    Craven ging mit ihm zur Tür. »Sehen Sie dort, Captain.«
    Ein Dragoner hob gerade eine kleine Gestalt aus dem Sattel. Zögernd hinkte der Junge ins Licht, die Wangen tränenüberströmt vor Angst oder Erleichterung, das war schwer zu sagen.
    »Zeig mal deine Füße, mein Sohn«, sagte Craven leise.
    Auf den Dragoner gestützt, hob der kleine Matthew einen bloßen Fuß. Er blutete und war bis fast auf den Knochen zerfetzt.
    Craven erzählte: »Eine meiner Patrouillen griff ihn auf, als er durch die Nacht rannte.« Wachsam beobachtete er, wie die Dragoner die Deserteure zusammentrieben und fesselten.
    Ein Soldat lag reglos am Boden.
    Bolitho griff nach dem Jungen und zog ihn an sich, wollte ihn die Angst und den Schmerz vergessen machen.
    »Mir ist nichts geschehen, Matthew, und das hab’ ich dir zu verdanken. Was du da getan hast, war sehr tapfer.«
    Craven nickte.

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