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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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war.
    Eine Flasche Rum auf dem Kajüttisch drohte über die Kante zu rutschen. Blitzschnell griff Allday danach und setzte sie an. Dann hob er das blutige Entermesser auf und begann, von der leichten Last auf seiner Schulter kaum behindert, den Niedergang zu erklettern. Weder sie noch ihn konnte der Tod schrecken. Oben unter freiem Himmel würde er sein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Er schauderte, als die lange Neun erneut krachte und das Deck unter ihrem Rückstoß erzitterte.
    Jubel erscholl an Deck. »Da geht ihre Maststenge hin!«
    schrie einer.
    Vorsichtig steckte Allday den Kopf aus dem Niedergang und sah einige Männer am Schanzkleid stehen, die Rücken ihm zugewandt, und auf den Gegner deuten. Das Herz wurde ihm schwer, als er drüben
Telemachus
erkannte, zur Hälfte entmastet und flügellahm wie ein verwundeter Seevogel.
    Die Stückmannschaft lud schon wieder nach, und daneben stand Delaval, ein starkes Fernrohr auf den Feind gerichtet.
    Sein lange aufgestauter Haß stieg Allday in die Kehle und entlud sich in einem blutrünstigen Wutschrei:
»Hier bin ich, du verdammter Hund!«
    Die Männer fuhren zu ihm herum und erstarrten; sekundenlang war der näherkommende Kutter vergessen.
    »Wer wagt’s?« brüllte Allday und stieg an Deck. »Wer von euch Kanaillen will als erster drankommen?«
    »Haut ihn nieder!« rief Delaval. »Bootsmann, schaff mir den Kerl vom Hals!«
    Aber keiner rührte sich. Wie erstarrt sahen sie zu, als Allday das tote Mädchen auf die Planken gleiten ließ und vor ihren Augen enthüllte. »Ist
das
euer ganzer Schneid?« rief er. »Reicht’s bei euch nur dafür, gegen Kinder und Frauen zu kämpfen?« Er sah, wie Toppgast Tom Lucas entsetzt auf die Tote starrte.
    »So haben wir nicht gewettet!« rief er.
    Es waren seine letzten Worte. Delaval warf seine noch rauchende Pistole von sich und griff nach der anderen in seinem Gürtel.
    »Ruder nach Luv!« bellte er. »Jetzt wird dem ein Ende gemacht!«
    Schweratmend stand Allday da und konnte mit seinem einen unverletzten Auge kaum erkennen, was um ihn herum vorging. Mit letzter Kraft hob er das Entermesser.
    Wie durch Nebelschleier sah er das große Ruderrad wirbeln – so schnell, daß seine Speichen zu einem Flimmern verschwammen. Eine Stimme schrie auf:
»Ruder reagiert nicht!«
    Allday brach neben der Toten in die Knie und tastete nach ihrer Hand, das Entermesser schützend quer über ihren Körper gelegt.
    »Du hast’s geschafft, Kleine!« Tränen brannten in seinen Augen. »Bei Gott, wir sind manövrierunfähig!«
    Schon verlor die Brigg an Fahrt und begann wie trunken nach Lee abzutreiben. Allday hob den Blick zu den verdutzten Gesichtern der Stückmannschaft, deren Schuß weit danebenging, als der Kutter zügig aus ihrer Peilung zu gleiten schien.
    »Seht her, Kameraden!« rief Allday und straffte sich. Jeden Moment mußte ihn Delavals Kugel treffen. »Habt ihr
das
gewollt?«
    Männer rückten vor, stellten sich zwischen den Kapitän und ihn. Delaval brüllte: »Hackt ihn nieder! Das ist ein Befehl!«
    Aber noch immer hob sich keine Hand gegen Allday. Im Gegenteil, einige aus der Gruppe, mit denen er in der Bootswerft gewartet hatte, warfen ihre Messer von sich, während andere trotzig gegen Delaval Front machten.
    Allday sah die zersplitterte Maststenge der
Telemachus
hoch über dem Luvschanzkleid der Brigg emporwachsen und wußte, er hätte Bolitho auf dem Achterdeck erkennen können, wäre er nicht halb blind gewesen.
    Es schien ihm eine Ewigkeit zu dauern, ehe der erste Greifanker in die Reling biß. Mehr Draggen folgten, und dann sprangen Bewaffnete aus Paices Crew an Deck.
    Niemand stellte sich ihnen entgegen. Paice selbst erschien und schritt nach achtern, konfrontierte Delaval neben dem nutzlosen Ruder.
    Aschgrau im Gesicht wandte sich der Schmuggler ihm zu.
    »Tja, Leutnant, das ist wohl Ihr größter Triumph. Werden Sie mich jetzt gleich umbringen, unbewaffnet wie ich bin und vor all diesen Zeugen?«
    Paice blickte zu Allday hinüber und nickte ihm kurz zu, ehe er Delaval die unbenutzte Pistole aus der Hand nahm.
    »Auf Abschaum wie dich wartet der Strick.« Er wandte sich um, als einer seiner Leute rief:
»Wakeful
ist in Sicht, Sir!« Jubel stieg auf, verstummte aber, als Bolitho zwischen den gesenkten Läufen der Musketen und Drehbassen an Deck der
Loyal Chieftain
stieg.
    Er blickte sich um, studierte die gespannten Gesichter.
    Auch Paices Reaktion war ihm nicht entgangen. Der Kommandant hätte seinen Erzfeind

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