Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Marcus trat neben ihn. »Bei Gott, sind die Schauergeschichten aus Frankreich denn nicht schlimm genug, um …« Mehr sagte er nicht, denn er war ein vorsichtiger Mann.
    Zwei Stockwerke unter ihm betrat Bolitho ein kleines Empfangszimmer und lehnte sich wartend an die kühle Wand.
    Die Herberge war voller Marinepersonal, doch hatte er noch keinen Bekannten darunter entdeckt. Immerhin war er ja auch lange Zeit außer Landes gewesen. Ein junger Leutnant hatte ihn draußen aufgehalten und gestammelt: »Verzeihen Sie meine Kühnheit, Kapitän Bolitho, aber brauchen Sie nicht noch einen Offizier an Bord?«
    Bedauernd hatte Bolitho den Kopf geschüttelt. »Das kann ich noch nicht sagen. Aber verlieren Sie nicht den Mut.«
    Wie oft hatte er selbst so um einen Posten betteln müssen?
    Der Wirt persönlich brachte ihm einen großen Krug des am Ort gebrauten Biers. »So viele hohe Herrschaften sind wir hier nicht gewöhnt, Sir«, nuschelte er. »Das ist ja ein toller Auftrieb. Ein sicheres Zeichen, daß es bald Krieg geben wird.« In sich hineinkichernd ging er davon.
    Bolitho starrte durchs Fenster in den blauen Himmel.
    Immer noch suchten ihn die Bilder heim: Allday neben der Toten knieend, das arme zerschlagene Gesicht zu ihm emporgewandt; er hatte ihn weder ungläubig noch überrascht begrüßt, sondern so selbstverständlich, als wäre er die ganze Zeit fest überzeugt gewesen, daß sie sich wiedersehen würden.
    Doch das lag schon Wochen zurück. Jetzt war er hier in Dover, herbeigerufen von demselben Stabsoffizier, dem er diese Abkommandierung zu verdanken hatte.
    Von draußen drang gellendes Gelächter zu ihm herein, und er versuchte, sich über seine Gefühle klar zu werden.
    War es Zufall oder Fügung, daß sie ausgerechnet heute in Dover waren?
    Wenigstens hatte sich der Konteradmiral hierher bemüht.
    Wäre er nach London zitiert worden, hätte ihm dies das Ende seiner Laufbahn angekündigt.
    Ein Diener drückte sich durch die Tür. »Sir Marcus kann Sie jetzt empfangen, Sir.« Er deutete auf das enge Treppenhaus, das mit verstaubten Darstellungen von Seegefechten, Schiffskatastrophen und mit Stadtansichten geschmückt war.
    Typisch für ein Stammlokal des seefahrenden Völkchens.
    Und der Schmuggler, dachte er grimmig.
    Keuchend erreichte er das oberste Stockwerk. Woran fehlte es ihm, an Luft oder an Geduld? Wahrscheinlich an beidem.
    Ein ältlicher Schreiberling in flaschengrünem Rock geleitete ihn ins erste Zimmer des Ganges. Drinnen saß der Konteradmiral lustlos in einem Stuhl am offenen Fenster.
    Er erhob sich nicht zur Begrüßung, sondern winkte Bolitho auf einen Platz neben sich.
    Bolitho begann: »Man hat mich hergerufen, Sir Marcus, weil ich …«
    Müde winkte der Admiral ab. »Wir sind
beide
herbeordert worden, Bolitho. Hier, nehmen Sie ein Glas Wein, auch wenn es nach dem Transport wie Bilgenwasser schmeckt.«
    Beim Eingießen studierte er Bolitho. Dieselbe ernste Miene, dieselben beherrscht blickenden Augen, eisengrau wie die Nordsee im Winter. Er fuhr fort: »Das war ja ein langer Bericht, den Sie an Ihre Lordschaften gesandt haben, Bolitho.
    Ohne jede Beschönigung. Sie verstehen es, Kritik auszuteilen.
    « Er nickte bedächtig. »Wie der Schiefer aus Ihrer Heimat Cornwall: hart und verläßlich.«
    »Alles in meinem Bericht beruht auf Tatsachen, Sir.«
    »Das bezweifle ich nicht. Auch wenn es mir in mancher Hinsicht anders lieber gewesen wäre.« Drew zog den Bericht über den Tisch zu sich heran und blätterte darin. »Sie hatten freie Hand und haben von dieser Freiheit Gebrauch gemacht, genau wie von Ihnen erwartet. Und in der Folge haben sich die meisten der festgenommenen Deserteure – und einige versteckte dazu – wieder freiwillig zum Dienst in der Navy gemeldet.« Skeptisch musterte er sein Gegenüber.
    »Ich glaube zwar nicht, daß
ich
ihnen erlaubt hätte, auf andere Schiffe zurückzukehren als auf die, von denen sie geflohen sind. Und ich hätte auch nicht auf ihre Bestrafung verzichtet – gute Abschreckung, das.« Er seufzte. »Aber Sie haben ihnen Ihr Wort gegeben, also muß es dabei bleiben.
    Alles zusammen haben wir immerhin zweihundert Mann gewonnen. Vielleicht verlassen sich ja noch mehr Leute auf Ihr Wort und kommen zurück. Ich hoffe, daß sich unsere Praxis im Land herumspricht.« Der Konteradmiral räusperte sich. »Und nun erzählen Sie mir von Kommodore Hoblyn.«
    Bolitho erhob sich und trat zu einem Seitenfenster, das auf die Hintergasse hinausging. Mit Bitterkeit in der

Weitere Kostenlose Bücher