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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kamin gesessen hatte, stand auf und wandte sich ihm zu.
    »Bolitho? Ich hoffe, die Überfahrt war nicht zu anstrengend für Sie?«
    Bolitho hatte diesen Mann bisher erst zweimal gesehen und immer aus einiger Entfernung. Trotzdem erkannte er ihn sofort. Er war ungefähr in seinem Alter, das Gesicht hatte diesen arroganten Ausdruck und den grausamen Mund, der ihm noch von der Straße nach Rochester her in Erinnerung war und der am offenen Kutschenfenster in Dover so schadenfroh gelächelt hatte.
    Unbewußt tastete er nach seinem Degen. »Sir James Tanner!
    « Daß seine Stimme so trocken klang, erleichterte ihn.
    »Ich hätte nie erwartet, hier einen Schuft wie Sie zu treffen!«
    Tanners Gesicht erstarrte, aber er beherrschte sich mit der Schnelligkeit langer Übung. »Ich hatte keine Wahl. Es war Lord Marcuards Wunsch. Andernfalls …«
    Bolitho beharrte: »Sobald dies hier vorbei ist, werde ich dafür sorgen, daß man Sie zur Rechenschaft zieht.«
    Tanner wandte ihm den Rücken zu. »Lassen Sie mich Ihnen zwei oder drei Dinge sagen, Bolitho, bevor Ihre verdammte Frechheit uns beide in Gefahr bringt. Und seien Sie versichert, daß mir nichts lieber wäre, als Sie zu fordern –
auf der Stelle!«
    Bolitho starrte seinen steifen Rücken an. »Sie finden mich jederzeit bereit,
Sir!«
    Tanner fuhr herum. »Ihr Leben verläuft in so wunderschön geraden Bahnen, Bolitho. Ihr Horizont wird von Back und Poop begrenzt, und dazwischen existiert nichts für Sie.
    Das Wort des Kapitäns ist Gesetz, wie? Aber das ist keine Kunst, wenn Widerspruch so teuer bezahlt werden muß!«
    Seine Worte kamen jetzt hastiger. »Ach, steigen Sie doch runter von Ihrem hohen Roß und stellen Sie sich der Welt, wie sie wirklich ist! Dann werden Sie schnell merken, daß der Überlebenswille uns oft zu seltsamen Allianzen zwingt.«
    Er wedelte mit der Hand. »So seltsam wie die zwischen uns beiden.«
    »Es macht mich schon krank, dieselbe Luft wie Sie atmen zu müssen.«
    Tanner musterte ihn nachdenklich. »Sie könnten es niemals beweisen, das wissen Sie doch. Auch nicht in tausend Jahren. Das haben schon ganz andere vor Ihnen versucht.«
    Sein Ton wurde verbindlich. »Nehmen wir doch mal Ihre Familie, Bolitho. Als Sie aus dem Amerikanischen Krieg zurückkehrten, mußten Sie entdecken, daß Ihr Familienvermögen zusammengeschmolzen war, nach und nach verkauft, um die Spielschulden Ihres Bruders zu bezahlen – hab’ ich recht?« Mit schmeichlerischer Glätte schloß er: »Sie kämpften tapfer – und
das
war Ihr Lohn.«
    Bolitho blieb äußerlich gelassen, auch wenn es ihm schwerfiel.
    Überall verfolgte ihn seines Bruders Schande und befleckte den Ruf seiner Familie, wie sie auch ihren Vater ins Grab gebracht hatte.
    Tanner fuhr fort: »Auch mein Vater hatte fast unseren Besitz verloren. Seine Gläubiger waren Legion, das können Sie mir glauben. Aber
ich
habe alles aus eigener Kraft wiedergewonnen.«
    »Durch den Aufbau eines Schmugglerrings, wie es in England keinen zweiten gibt.«
    »Gerüchte, Bolitho, bloße Gerüchte. Niemand wird gegen mich antreten und die Schwurhand heben.« Er stützte sich mit beiden Händen auf die Sessellehne und beugte sich vor. »Glauben Sie etwa, ich sei aus freien Stücken hier und in diesen hirnverbrannten Plan verwickelt, der etwa soviel Aussicht auf Erfolg hat wie ein Schneemann als Kaminfeger?«
    »Weshalb machen Sie dann mit?«
    »Weil ich der einzige bin, dem Lord Marcuard die Ausführung zutraut. Was glauben Sie wohl, wie Sie unbehelligt hierher gekommen sind? Sie kennen weder das Land noch die Sprache, und trotzdem sind Sie da. Die Fischer stehen in meinen Diensten. O ja, sie mögen Schmuggler sein – wer will das beurteilen? Aber Sie sind wohlbehalten hierher gelangt, weil
ich
es arrangiert habe, bis hin zur genauen Bezeichnung der Stelle, wo Sie an Land gehen sollten.«
    »Und was war mit Delaval?«
    Tanners Gesicht verdüsterte sich. »Auch er hat für mich gearbeitet. Aber ihm stieg der Erfolg zu Kopf, er ließ sich immer weniger von mir sagen. Das Resultat kennen Sie.«
    »Er rechnete bis zuletzt damit, daß Sie ihn freibekommen würden.«
    »Geschenkt. Er war ein verlogenes Großmaul, und das ist eine gefährliche Kombination.«
    »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
    »O doch, da gäbe es noch vieles. Aber Lord Marcuard wird seinen Willen auf jeden Fall durchsetzen. Sie haben die Realitäten wohl noch immer nicht begriffen, wie? Wenn er wollte, könnte Marcuard mich zerquetschen, meinen ganzen

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