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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ganzen Affäre und von der Rolle, die Brennier spielt?« Er sah ihn zögern und nickte bedächtig.
    »Ja, das war ein weiterer Grund, Sie dafür auszuwählen.
    Ich brauchte einen Offizier mit Verstand, nicht nur mit Mut.«
    Bolithos Blick ging zu den hohen Fenstern. Es wurde allmählich dunkel, aber er konnte noch das Dach des Admiralitätsgebäudes sehen, wo dieses Unternehmen – wie so viele für sein Leben entscheidende Pläne – ausgearbeitet worden war. Auf dem Dach lag schon Schnee. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken, um einen Kälteschauer zu unterdrücken.
    »Die Aussichten für die Konterrevolutionäre scheinen mir hoffnungslos, M’lord.« Diese Überzeugung laut auszusprechen, kam ihm wie ein Vertrauensbruch gegenüber dem alten Admiral vor, den Rodney bei den Saintes gefangengenommen hatte. Doch er fuhr fort: »Brennier zeigte mir nur eine der Schatzkisten. So etwas habe ich noch nie im Leben gesehen. Unvorstellbar, dieser Reichtum, und dabei muß das Volk in Frankreich hungern.« Sein Blick wanderte durch das prunkvolle Zimmer. Ein Widerspruch, aus dem auch England seine Lehren ziehen sollte, dachte er.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Bolitho?«
    »Ich bin nur müde, M’lord. Aber mein Bootssteurer wird uns inzwischen ein Quartier gesucht haben.« Er hoffte, damit eine Antwort auf Marcuards Frage umgangen zu haben.
    Dieser schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Sie wohnen hier. Es könnte Instanzen geben, die Ihr Kommen und Gehen in London im Auge behalten möchten. Und außerdem bezweifle ich, daß es jetzt so kurz vor Weihnachten in der Stadt noch freie Quartiere gibt.« Wieder musterte er Bolitho nachdenklich. »Während Sie in Holland waren, bin auch ich zu gewissen Entschlüssen gelangt.«
    »Über die Verwendung des Schatzes, M’lord?«
    »In Zusammenhang damit.« Marcuard drehte sich um und zog an einem bestickten Klingelband. Kein Ton war zu hören, aber Bolitho wußte, daß damit die zahlreichen für ein so großes Haus benötigten Diener alarmiert wurden.
    Der sogenannten Realität, wie Tanner sie definiert hatte, mißtraute Bolitho zutiefst, aber er hatte seine Menschenkenntnis in den letzten Tagen beträchtlich erweitert. Er erriet, daß Marcuard mit dem Griff zum Klingelband nur Zeit gewinnen wollte.
    Schließlich stieß er hervor: »Es gibt keine Hoffnung mehr für den König von Frankreich.«
    Bolitho starrte den Lord an, erschüttert über dessen Feierlichkeit.
    Solange der König lebte, stand doch zu hoffen, daß sich die Lage wieder normalisieren würde, wenigstens halbwegs. Mit der Zeit würden die im Namen der Revolution begangenen Morde an Adligen und unschuldigen Bürgern in Vergessenheit geraten. Aber die Hinrichtung eines Königs müßte wegen ihrer brutalen Endgültigkeit in die Geschichte eingehen.
    Marcuard beobachtete ihn umwölkten Blicks. »Auf Brennier und seine Bundesgenossen können wir uns nicht verlassen.
    Dieses gewaltige Vermögen ist nur hier in London sicher aufgehoben, bis eine richtig vorbereitete Konterrevolution gestartet werden kann. Ich vermag Ihnen eine ganze Reihe königstreuer Namen zu nennen, deren Träger sich gegen den Nationalkonvent erheben, sobald wir eine gutorganisierte Invasion Frankreichs beginnen.«
    »Das würde Krieg bedeuten, M’lord.«
    Marcuard nickte. »Er steht ohnehin unmittelbar bevor, fürchte ich.«
    »Ich glaube schon, daß Admiral Brennier sich der Gefahr bewußt ist, in der er schwebt.« Bolitho sah den gebrechlichen Greis am Kaminfeuer wieder vor sich, der von seinen Träumen und Hoffnungen zehrte, für die in dieser Zeit längst kein Platz mehr war.
    Die Tür ging auf und ließ einen anderen Lakai ein, mit einem Kaffeetablett in Händen.
    »Ich weiß, daß Sie eine Vorliebe für Kaffee haben, Kapitän Bolitho.«
    »Mein Bootssteurer …«
    Marcuard sah zu, wie der Lakai die Tassen vollgoß. »Ihr Mr. Allday wird sehr gut versorgt. Er scheint ein patenter Kerl zu sein. Für Sie so etwas wie Ihr rechter Arm, stimmt’s?«
    Bolitho zuckte die Schultern. Gab es etwas, das Marcuard nicht über ihn wußte? Tanner hatte gesagt, vor ihm könne man sich nicht verstecken, nirgends. Allmählich glaubte er ihm.
    »Ich habe Allday viel zu verdanken«, antwortete er nur.
    »Und der junge Corker? Ich höre, Sie haben ihn nach Falmouth heimgeschickt?«
    Mit einem traurigen Lächeln erinnerte sich Bolitho an diesen schwierigen Abschied. Tränenüberströmt hatte der kleine Matthew in der Kutsche gesessen, in der er die erste

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